Hagen. Von Oma Lises Tour durchs Freilichtmuseum Hagen, von freundlichen Helfern in blauen Shirts und einer Stippvisite in der Kaffeerösterei.

Ein schöner Tag. Ein warmer Tag, der zum Nachmittag hin noch wärmer werden soll. Ich stapfe den Berg Richtung Museumsplatz hoch. Hätte ich meine Sweatshirt-Jacke doch bloß im Auto gelassen. Ich bleibe kurz stehen, lese mir kleine Schilder, die vor den akkurat eingerichteten Pflanzbeeten aufgestellt sind, durch. Sisal-Agave, Bambus, Gräser – im Freilichtmuseum in der Selbecke geht es eben nicht nur um altes Handwerk, sondern auch um Natur.

Eine Frau und ein Junge im Grundschulalter kommen mir entgegen. Ich nehme an, Mutter und Sohn. Die Frau studiert eine Tafel, auf der eine mobile Dampfmaschine – eine Lokomobile – erklärt wird. „Lass uns das doch mal durchlesen“, fordert die Mutter den Jungen auf. Doch der ist längst den Berg runtergeflitzt und hat wohl irgendwo irgendwas anderes Spannendes entdeckt.

Das Luftbild zeigt das großflächige Gelände des Freilichtmuseums im Mäckinger Bachtal.
Das Luftbild zeigt das großflächige Gelände des Freilichtmuseums im Mäckinger Bachtal. © Alex Talash

Der Museumsplatz im oberen Bereich des Hagener Freilichtmuseums füllt sich langsam. Einige Gruppen – vermutlich Ferienfreizeiten, schließlich sind ja Sommerferien – erkunden das Areal, und etliche Familien pausieren auf dem Platz. Thermoskaffeekannen, Wasserflaschen und Kekspackungen bestimmen das Bild.

Kein Marktplatz, sondern ein Museumsplatz

„Sprechen Sie bloß nicht von Marktplatz“, droht mir Elke Grzimek mit scherzhafter Stimme, „das ist unser Museumsplatz.“ Die Servicekraft, die durch ein blaues Shirt, welches alle Kollegen tragen, leicht zu erkennen ist, hat die Lage im Blick. „Ich erkenne es meist, wenn jemand Hilfe benötigt. Oft wird ein bestimmtes Haus, in dem ein Handwerk präsentiert wird, gesucht. Aber die am häufigsten gestellte Frage ist wohl ,Wo kann man hier was essen und trinken?’“ Elke Grzimek mag die Ferienwochen, „da haben die Besucher mehr Zeit und wirken nicht so gestresst“.

Von Stress ist bei Familie Dörmann nichts zu spüren. Lise Dörmann hat sich mit ihrem jungen Quartett eine Bank gegenüber der Bäckerei gesichert. Die sportlich gekleidete Frau aus Iserlohn ist mit ihren Enkeln aus Schwerte unterwegs, „ja, ja, mit Oma auf Tour“, lacht Lise Dörmann und Ari, Eni, Ava und Lennard haben ihren Spaß.

Lise Dörmann ist mit ihren Enkeln Ari, Eni, Ava und Lennard (von links) auf Tour durchs Freilichtmuseum.
Lise Dörmann ist mit ihren Enkeln Ari, Eni, Ava und Lennard (von links) auf Tour durchs Freilichtmuseum. © Michael Kleinrensing

„Gleich müssen wir zu 5 A“, klärt Lennard die Truppe auf. Er studiert konzentriert den Streckenplan samt Gewinnspiel, „genau, da müssen wir hin, da ist die Imkerei, in der Honig gemacht wird.“

Das Rosinenbrot, das „Oma Lise“ für die Pause auf der Bank gekauft hatte, ist verputzt. „Wenn wir auf dem Rückweg sind, hole ich noch eins“, verspricht sie, „aber jetzt gehen wir erst mal weiter, okay?“ Die Enkel schnappen sich ihre Rucksäcke, und weiter geht‘s Richtung Imkerei.

Der Außenbereich des Restaurants „Museumsterrassen“ wird gut angenommen, die meisten Gäste wählen einen Platz im Schatten.

Angenehme Kühle in den Fachwerkhäusern

Die kleinen Fachwerkhäuser auf dem Museumsplatz mit Kopfsteinpflaster stehen für die Besucher offen und spenden angenehme Kühle. Auch die Tür zur Kaffeerösterei ist nicht verschlossen. „Vier- bis fünfmal pro Woche wird hier geröstet“, erklärt Carmen Hanslik, „der Kaffee – biologisch angebaut und fair gehandelt – wird nebenan im Museumslädchen verkauft.“ Genau wie die Mettwürstchen, „für die bin ich manchmal auch zuständig“, lächelt die Kaffeerösterin, die eine Allrounderin zu sein scheint. Einmal in der Woche ist sie in der Räucherei im Einsatz.

Aus dem Museumslädchen direkt nebenan strömt ein typischer Duft. Ich betrete das Fachwerkhaus, und Mäckinger Endchen, Pfefferbeißer und Schinkenspeck liegen beziehungsweise hängen zum Verkauf bereit.

Frische Luft außerhalb der Stadt

Es riecht nach stark Geräuchertem. Einerseits lecker, andererseits – nun ja, es wird draußen immer wärmer und mir wäre jetzt ehrlich gesagt mehr nach einem frischen Salat.

Ich lasse meinen Blick noch mal durchs Grüne schweifen, und atme tief durch. Die Luft hier oben am Mäckinger Bach ist frischer als unten in der stickigen Stadt. Ich winke Elke Grzimek in ihrem blauen Shirt zu und rufe „Tschüss, schönen Tag noch für Sie und dann bis demnächst mal wieder“.

Auf dem Weg zum Auto marschiere ich an der Bäckerei vorbei. „Ich muss keine Werbung machen, der Duft des frischen Brotes lockt die Leute schon von ganz allein hierher“, lacht der Bäcker, der sich vor dem Gebäude eine Pause gönnt. Recht hat er.