Hagen. Die US-Amerikanerin Vanessa Peemoller bezeichnet Hagen als ihre zweite Heimat. Bei ihren Schülern und Kollegen sammelte sie Geld für Flüchtlinge.

Es ist ein bisschen so, als schlösse sich ein Kreis. Vor 26 Jahren war Vanessa Peemoller aus New Jersey als Austauschschülerin in Hagen, ein Jahr lang lebte sie in der Volmestadt und besuchte das Theodor-Heuss-Gymnasium (THG). Jetzt ist sie wieder in Hagen, sie liebt diese Stadt, sie hat davon gehört, dass Hagen so viele Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen hat, und sie will helfen: „Ich will den Kindern helfen, denn die Kinder sind, wie immer man es auch sieht, unschuldige Opfer.“

Vanessa Peemoller (43) ist seit Jahrzehnten als Deutschlehrerin in Newton/New Jersey tätig. Als sie ihren Besuch in Hagen vorbereitete, war die Flüchtlingswelle aus der Ukraine in vollem Gange. Viele kamen nach Hagen, knapp 1600 Menschen aus dem osteuropäischen Land, vor allem Frauen und Kinder, leben mittlerweile in der Stadt.

Zahlreiche Ukrainer in Hagen

An ihrer Schule in Newton begann Vanessa Peemoller damit, Geld für die Kriegsopfer zu sammeln. Sie erzählte ihren Schülern, dass sie im Sommer nach Hagen fliegen würde, dass dort zahlreiche Flüchtlinge gestrandet seien, darunter viele Schüler, Schüler wie die Schüler in Newport – mit dem Unterschied, dass man jenen aus der Ukraine den Boden unter den Füßen weggerissen habe. Diesen Schülern wolle sie helfen.

Umgerechnet 1000 Euro brachten die Deutschschüler und Kollegen von Vanessa Peemoller aus Newport für die Flüchtlinge aus der Ukraine zusammen, noch einmal die gleiche Summe erhielt die Pädagogin von ihren Facebook-Freunden, unter denen sie ebenfalls zum Spenden aufgerufen hatte. Nachdem sie in Hagen angekommen war, gab sie das Geld aus: für Tornister, Scheren, Stifte, Hefte und weiteres Schulsachen. „Es ist für diejenigen gedacht, die es am nötigsten haben“, so die US-Amerikanerin.

Kontakt zu Schulen aufgenommen

Inzwischen hat sie zu mehreren Schulen Kontakt aufgenommen, deren ukrainischen Schülern das Unterrichtsmaterial zugute kommen soll, darunter „ihre“ ehemalige Schule, das Theodor-Heuss-Gymnasium, sowie die Sekundarschule in Altenhagen, an der ihre einstige Gastmutter Christa Müller-Cordt noch heute als Englischlehrerin tätig ist. „Das Projekt von Vanessa berührt mich sehr“, sagt die Hagenerin: „Sie ist für mich wie eine zweite Tochter.“

190 Kinder aus der Ukraine besuchen nach Angaben der Stadtverwaltung eine Grundschule in Hagen. In die Sekundarstufe I wurden rund 210 Schüler aufgenommen, an den Berufskollegs sind es rund 50. Fünf ukrainische Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf erhielten einen Platz an Hagener Förderschulen.

Der zweiten Heimat etwas zurückgeben

Für die Menschen aus dem kriegsgeplagten Land ist es wichtig, am Alltagsleben in Hagen teilnehmen zu können – schließlich weiß derzeit niemand zu sagen, wie lange der Krieg noch dauert und wann die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren können.

In ihrer Heimat (New Jersey liegt an der Ostküste der USA) lebten viele deutschstämmige Amerikaner, auch sie selbst habe deutsche Wurzeln, berichtet Vanessa Peemoller, die jedenfalls froh ist, dass sie Hagen, der Stadt, der sie sich bis heute verbunden fühlt, etwas zurückgeben kann: „Hagen ist für mich wie ein zweites Zuhause. Ich bin immer wieder gerne hier, kenne mich bestens aus und möchte am liebsten gleich nach der Ankunft bummeln gehen.“

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Natürlich habe sich seit ihrem ersten Aufenthalt im Schuljahr 1995/96 viel geändert, aber die Verbundenheit zu Hagen sei ihr geblieben.