Hagen. Das Publikum zeigt noch immer große Zurückhaltung. Mit welchen Events das Theater mehr Besucher locken will.

In einem Punkt sind sich alle einig: Die wichtigste Aufgabe in den kommenden Monaten wird es sein, das Publikum zurückzugewinnen. Die Rede ist vom Theater, das – wie andere Kultureinrichtungen auch – eine enorme Zuschauerzurückhaltung zu beklagen hat.

Lediglich ein Drittel des Publikums hätte in der vergangenen Spielzeit den Weg ins Theater Hagen gefunden, resümierte Intendant Francis Hüsers im Rahmen der Begrüßungsfeier für die neuen Ensemblemitglieder.

Im Klartext: Zwei Drittel der Zuschauer fehlen noch immer. In einer normalen Spielzeit, also ohne Corona, seien etwa 140.000 Gäste pro Spielzeit gekommen, „jetzt sind es unter 50.000 Besucher“, bedauerte denn auch Dr. Thomas Brauers, Geschäftsführer des Theaters, „doch ich baue darauf, dass sich die Lage jetzt endlich entspannen wird“.

Materielle Einschränkungen treffen jeden

Intendant Hüsers lobte die Leistungen der Sänger, Schauspieler, Tänzer und Musiker und wies auf den auch überregional sehr guten Ruf seines Hauses hin, sprach aber auch über materielle Einschränkungen, auf die sich jeder – auch das Theater Hagen – einstellen müsste.

Hofft, dass wieder mehr Zuschauer kommen: Intendant Francis Hüsers.
Hofft, dass wieder mehr Zuschauer kommen: Intendant Francis Hüsers. © Michael Kleinrensing

Rasant steigende Energiekosten und höhere Personalkosten (Hüsers: „Die Anhebung der Mindestgage ist richtig, bringt uns allerdings in finanzielle Probleme) würden das Haus vor große Herausforderungen stellen.

Doch Hüsers fand für die Ensemblemitglieder und die Gäste aus Politik und den Fördervereinen auch optimistisch stimmende Worte: „Allen ein ,Toi, toi, toi’ für die neue Spielzeit – ich bin froh, dass wir endlich wieder da sind.

Das Theater muss hin zu den Fans

Hagens neue Kulturdezernentin Martina Soddemann nutzte den Begrüßungsempfang, um sich den Vertretern des Theaters und den Gästen vorzustellen. „Ich bin seit dem 1. August im Amt, das ist einer meiner ersten offiziellen Auftritte“, so Martina Soddemann. An Hüsers und sein Team gewandt unterstrich sie: „Es gibt nichts Wichtigeres, als Vielfältigkeit zu leben.“

Umsonst und draußen am 27. und 28. August

Im Rahmen der Begrüßung der neuen Ensemblemitglieder wurden auch vier Jubilare geehrt: Reimund Rybka (Maler) hält dem Theater Hagen seit 25 Jahren die Treue, genau wie Alexander Schwalb (Klarinette), Natascha Akinchin (Violine) und Götz Vogelsang (Chor).

Die Spielzeit 2022/23 startet am Samstag 27. August, und zwar open-air. Die erste Veranstaltung, die in der neuen Saison stattfindet, trägt den Titel„Träume pflanzen“. Es handelt sich um ein Projekt des jungen Theaters Lutz. Anja Schöne hat ein interaktives Natur-Theater-Spektakel mit Großpuppen und Musik konzipiert. Die mobile Produktion startet um 16 Uhr auf dem Wilhelmsplatz in Wehringhausen. Der Eintritt ist frei, jedermann ist willkommen.

Ebenfalls am Samstag, 27. August, startet um 19 Uhr auf der Springe das Umsonst-und-draußen-Event „Best of Carmen“. Dahinter verbirgt sich eine konzertante Vorstellung der berühmten Oper Carmen von Georges Bizet in einer auf etwa 90 Minuten gekürzten Fassung inklusive Moderation.

Am Sonntag, 28. August, heißt es um 18 Uhr auf der Springe „Videogames in Concert“. Das Philharmonische Orchester präsentiert ein besonderes, aus Computerspielmusiken bestehendes Programm. Das Umsonst-und-draußen-Konzert wird von Steffen Müller-Gabriel geleitet.

Wolfgang Röspel verglich den Kulturbereich mit dem Sport: „Auch das Theater muss hin zu den Fans“, unterstrich der Vorsitzende des Theateraufsichtsrates.

Sein Wunsch: „Wenn wir zum Publikum hingehen, dann kommt das Publikum auch hoffentlich wieder zu uns.“ Die beiden Open-Air-Veranstaltungen für jedermann am 27. und 28. August seien ein gutes Beispiel für aufsuchende Kultur.

Dr. Jürgen Bild, Vorsitzender des Theaterfördervereins, sprach die Hoffnung aus, dass rigide Corona-Einschränkungen der Vergangenheit angehören würden, „der Schritt nach draußen ist wichtig“.

Zurückhaltung ist überall spürbar

Bild sieht es als große Aufgabe an, die mittlere Generation und die Jugend für die Kultur und das Theater zu gewinnen. In puncto Corona-Nachwirkungen resümierte der Vorsitzende des Theaterfördervereins: „Die Zurückhaltung ist überall spürbar – bei Vereinen, bei Festivitäten und natürlich auch im Theater.“

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden die neuen Mitglieder aus sämtlichen Sparten begrüßt und vier Jubilare für 25-jährige Treue zum Haus geehrt. Und dann stießen alle (mit alkoholfreiem Sekt) auf eine erfolgreiche und coronafreie kommende Spielzeit an.