Hohenlimburg. Auch dank Zusammenarbeit untereinander wurden die Flutschäden in Betrieben beseitigt. Hagener Kaltwalzer wollen nun den Hochwasserschutz angehen.

Auch wenn die Starkregen-Flut ihre Maschinen, Walzgerüste und Glühöfen überschwemmt hat, sind Betriebe aus der hiesigen Kaltwalzindustrie ein Jahr danach sicher: Wir gehen gestärkt aus dieser Katastrophe.

Austausches von Hagener Kaltwalzern mit Stadt und Politik ein Jahr nach der Flut: Von links: Harald Heße (Firma Hesse), Heike Thurn (Umweltamt Stadt Hagen), Thomas Wallau (Hüsecken Wire), Karl-Martin Schulte (Martin&Weissgerber) Peter Plobst (H.D. Lenzen), Andreas Wallberg (BWS), Hohenlimburgs Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann sowie Christopher Schmitt (Wirtschaftsförderung Stadt Hagen) und Christoph Brünger (SIHK Hagen).
Austausches von Hagener Kaltwalzern mit Stadt und Politik ein Jahr nach der Flut: Von links: Harald Heße (Firma Hesse), Heike Thurn (Umweltamt Stadt Hagen), Thomas Wallau (Hüsecken Wire), Karl-Martin Schulte (Martin&Weissgerber) Peter Plobst (H.D. Lenzen), Andreas Wallberg (BWS), Hohenlimburgs Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann sowie Christopher Schmitt (Wirtschaftsförderung Stadt Hagen) und Christoph Brünger (SIHK Hagen). © WP Hagen | Marcel Krombusch

Massive Schäden

So zumindest die Bilanz, die fünf von der Flut teils schwer getroffene Firmen aus der Fachvereinigung Kaltwalzwerke bei einem Austausch mit Vertretern von Stadt, Lokalpolitik und Industrie- und Handelskammer (SIHK) nun gezogen haben. Mit dabei waren die Geschäftsführer der Firmen Huesecken Wire, Hesse und BWS Philipp Boecker + Wender Stahl aus dem Nahmertal sowie der Firma Martin & Weissgerber Kaltband von der Hohenlimburger Straße und des Unternehmens H.D. Lenzen, das in Hagen direkt an der Volme liegt. Der Fluss war ebenso wie die Bäche im Nahmertal nach Starkregen am 14. Juli über die Ufer getreten und hat dabei auch die Fabrikhallen der Betriebe unter Wasser gesetzt. Was blieb, waren Millionenschäden.

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Lage wird zum Verhängnis

„Die ersten Stunden waren dramatisch“, erinnert sich Thomas Wallau, Geschäftsführer von Huesecken Wire zurück. “Jeder hat gefragt, was wird mit uns? Kriegen wir das hin?“. Huesecken zählt zu den ältesten Firmen in der Nahmer, die sich gerade wegen der Nähe zum Wasser als Kraftquelle einst in dem Tal angesiedelt hat. Bei der Starkregen-Flut wurde den Betrieben diese Nähe zum Wasser, verbunden mit der Tallage, zum Verhängnis.

Katastrophe schweißt zusammen

Ein Jahr danach geht der Blick aber nach vorne: „In zwölf Monaten ist viel passiert. Die Betriebe sind lange wieder in der Produktion – der eine mehr, der andere weniger“, deutet Wallau auch auf die vier Mitbewerber am Tisch. Die Flut hat sie zusammengeschweißt.

Nach dem Jahrhundert-Ereignis trafen sich die Geschäftsführer regelmäßig, sprachen sich ab, boten gegenseitig Hilfe an. „In der Regel sind es Wettbewerber“, blickt Andreas Wallberg, Geschäftsführer BWS, auf die anderen Firmen am Tisch. „Aber nach der Flut waren es auch Kollegenwerke.“

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Verständnis bei Kunden

Denn die Probleme, mit denen die Kaltwalzer zu kämpfen hatten, ähnelten sich. Hallen mussten gesäubert, verschlammte Anlagen erneuert und die Produktion schnell wieder hochgefahren werden, um Kunden zu bedienen. Bei vielen traf man auf Verständnis. „Es kamen sogar einzelne Kunden vorbei und brachten Hilfsmittel, um bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen“, berichtet Harald Heße, Geschäftsführer der Firma Hesse in der Nahmer.

Gemeinsamer Wiederaufbau

Dort war das Wasser nicht vonseiten des Nahmerbaches, sondern der Straße in die Firma geflossen, ebenso wie bei Martin & Weissgerber an der Hohenlimburger Straße. „Als ich das erste Mal in die Halle ging, dachte ich, das Werk ist zu stark beschädigt, das war es mit Martin & Weissgerber“, sagt Geschäftsführer Karl Martin Schulte. „Aber es bleibt nichts anderes übrig als zu kämpfen.“ Dass man diesen Kampf besser im Verbund mit anderen kämpft, das machte die Flut den Kaltwalzern deutlich bewusst. „Wir haben es als Gemeinschaft geschafft“, sagt Peter Plobst, Geschäftsführer H.D. Lenzen, rückblickend. Mittlerweile stehen die fünf genannten Betriebe wieder bei rund 90 Prozent, sagen sie unisono.

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Schutzmaßnahmen abstimmen

Bis Huesecken Wire wieder im Normalbetrieb läuft, werde es grob bis Ende des Jahres dauern, schätzt Geschäftsführer Thomas Wallau. Er und seine Mitbewerber richten den Blick längst auf die nächste Herausforderung: den Hochwasserschutz. Das erwarten nicht zuletzt auch Kunden, Versicherer und Gesellschafter, sind die nach der Flut im Vorjahr doch sensibilisiert und fordern vorbeugende Maßnahmen ein, damit die Produktion gegen künftige Naturereignisse besser abgesichert ist.

Perspektive ausweiten

„Wenn wir etwas machen, dann wollen wir es abgestimmt machen“, plädiert Wallau für ein gemeinsames Vorgehen. Denn nicht nur der Schutz der eigenen Firma solle im Fokus stehen. „Wir haben ,das Glück’, dass wir weit oben im Tal am Nahmerbach liegen, aber BWS etwa liegt weiter unten Richtung Lenne und ist der Leidtragende, weil das Wasser dort ankommt.“

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Retentionsflächen geplant

Huesecken Wire etwa plant, eigene Areale langfristig als Retentionsflächen für den Nahmerbach zur Verfügung zu stellen. Diese können bei einem Hochwasser überflutet werden und so den Pegel senken. Bei der Planung setzt man auch auf den Austausch mit den zuständigen Fachbereichen der Stadt.

Zusammenarbeit mit Stadt

Hier sei die Zusammenarbeit im Bereich Flutschäden und Hochwasserschutz bisher sehr gut gelaufen, so Wallau: „Die Ratschläge waren hilfreich und von großer Kooperation gekennzeichnet, sodass wir dem Ziel näher kommen, sowohl für uns als Unternehmen etwas zu tun als auch für andere Betriebe.“

Heike Thurn, Umweltamt, und Michael Funke, Hochwasserexperte der Stadt Hagen, animierten die Betriebe, sich bei Fragen zum Hochwasserschutz weiter an sie zu wenden.