Hagen. 43 Prozent der Hagener haben eine Zuwanderungsgeschichte. 70 Mitarbeiter der Stadt schauen nun auf Probleme und Chancen. Die Hintergründe.

Dass die anhaltende Zuwanderung Hagen vor Herausforderungen stellt, ist hinlänglich bekannt. Nicht zuletzt randalierende Kinder und Jugendliche hatten in den vergangenen Wochen und Monaten in trauriger Regelmäßigkeit für Schlagzeilen gesorgt. „Mittlerweile 43 Prozent der Menschen in unserer Stadt haben eine Zuwanderungsgeschichte“, betont Oberbürgermeister Erik O. Schulz, dass es in keiner anderen NRW-Stadt so einen hohen Anteil an Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte gibt.

Unter anderem deswegen gibt es nun in Hagen einen Fachbereich, der sich mit den Herausforderungen, aber auch Chancen beschäftigen wird: Aktuell 70 Mitarbeiter bündeln im Fachbereich Integration, Zuwanderung und Wohnraumsicherung unter Leitung von Natalia Keller ihre Kompetenzen. „Schon morgen soll im Verwaltungsvorstand über erste Projekte entschieden werden“, kündigt die zuständige Beigeordnete Margarita Kaufmann an, dass man sich jetzt zügig auf den Weg machen wolle.

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Hagen und die Integration: Die Situation

Neben einer hohen Anzahl von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in der zweiten und dritten Generation einen Migrationshintergrund aufweisen, leben in Hagen geflüchtete Menschen, die seit 2015 zugewiesen wurden beziehungsweise die nach Ablauf der Wohnsitzauflage zugezogen sind oder auch EU-Bürger aus den sogenannten „EU-2-Staaten“, vornehmlich aus Rumänien und Bulgarien.

„Der Fachbereich wird und soll sich nicht nur auf Zuwanderer aus Südosteuropa konzentrieren, wenngleich wir hier angesichts der Probleme einen Schwerpunkt setzen werden“, betont Kaufmann mit Blick auf die Lage in Quartieren wie Wehringhausen. Vor allem die hohe Fluktuation, also Zu- und Wegzüge, sowie fehlende Kita- und Schulplätze stellen die Verwaltung vor große Herausforderungen.

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Der Fachbereich in Hagen und seine Aufgaben

Der neue Fachbereich umfasst die Abteilungen/Bereiche: Verwaltungsaufgaben, Wohnraumsicherung, Materielle Hilfen für Migranten (Bildung und Teilhabe), Sozialdienst für Migranten, Kommunales Integrationszentrum, Casemanagement für Migranten, Kommunales Integrationsmanagement und Sonderprojekte im Bereich Südosteuropa.

Natalia Keller dazu: „Die Case-Manager sollen beispielsweise künftig in die Quartiere gehen und dort niederschwellige Beratungs- und Hilfsangebote machen. Aktuell sind sechs Stellen besetzt, vier weitere sollen noch folgen.“ Ein Fokus werde zunächst auf Quartieren wie Wehringhausen, Altenhagen, oder Haspe liegen – in denen es die größten Reibungspunkte gibt.

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Neuer Fachbereich für Integration: Die Leiterin

Natalia Keller leistet bereits seit 2009 Integrationsarbeit. Sie trug 2012 als Leiterin der „Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien“ (RAA) dazu bei, dass die RAA in das Kommunale Integrationszentrum umgewandelt wurde.

Zuletzt leitete Natalia Keller, die selbst eine Zuwanderungsgeschichte und somit Sensibilität für Interkulturalität mitbringt, die Abteilung „Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Menschen“ bei der Stadt. „Ich kenne die Herausforderungen von Integration nicht nur aus der Fachliteratur“, sagt sie.

Die Stadt hat unter Federführung von Keller 2012 zudem ein Integrationskonzept auf den Weg gebracht, das 2019 fortgeschrieben und zuletzt von einem speziellen Konzept für die Integration der Zuwanderer aus Südosteuropa ergänzt wurde.

Die Zukunft

OB Erik O. Schulz betont: „Das Thema wird die gesamte Stadt mit Blick auf Schul- und Kitaplätze aber auch die Situation in den Quartieren weiter beschäftigen – und somit weiterhin auch alle Fachbereiche der Stadtverwaltung.“

Man stehe auch im Austausch mit anderen Städten in ähnlicher Situation – namentlich: Gelsenkirchen – um zu überlegen, wie man den Herausforderungen gemeinsam begegnen kann.

Keller betont: „Wir müssen Zuwanderung weiter auch als Chance sehen: All diese Menschen bringen Potenziale mit. Wir müssen die Integration aktiv mitgestalten“