Hagen. „Aus dem Dunkeln ein Licht“ – so ist ein Projekt gegen Rassismus und Antisemitismus überschrieben. In Hagen wurde es am Sonntag eröffnet.

Es sind viele starke Worte, die jenen über die Lippen kommen, die an diesem Sonntagabend auf der Bühne des Lutz am Theater Hagen stehen. Den Schauspielern, die in dem Stück „Der Trafikant“ Jugendliche und ältere Zuschauer mit auf eine knapp eineinhalbstündige Zeitreise in das Wien der NS-Zeit nehmen. Aber auch jenen, die verantwortlich zeichnen für das Projekt „Aus dem Dunkeln ein Licht“ – eine Woche gegen Antisemitismus und Rassismus, die zuvor eröffnet wurde.

Aya Alali, 18 Jahre jung, seit vier Jahren in Deutschland, steht auf der Lutz-Bühne und spricht aus, was sie und ihre Freunde, die sich in der Gruppe „Lichter der Großstadt“ zusammengeschlossen haben, in Gesprächen erarbeitet haben. „Ich denke immer wieder an die Vergangenheit“, sagt die junge Frau, die das Gymnasium Gevelsberg besucht, „ich stelle mir Menschen vor, die entmenschlichen, die diskriminieren, die ermorden. Aber Entmenschlichung, Diskriminierung und Ermordung – das ist unsere Gegenwart.“

Vereitelter Anschlag in Hagen

Es ist eine Gegenwart, die in Hagen traurigste Realität wurde, als eine Hundertschaft der Polizei Mitte September die Synagoge in der Potthofstraße umstellte, um einen Sprengstoffanschlag zu vereiteln. Ein 16-jähriger Syrer wurde verhaftet. Er soll Kontakt zu einem Terrornetzwerk aufgenommen haben, um sich bei den Planungen unterstützen zu lassen. Geleitet von einem tief verwurzeltem Antisemitismus, von blankem Hass.

+++ Lesen Sie hier: Alles zum Projekt und das komplette Programm +++

„Wir hören Worte, und wir gehen nach Haus“, sagt Aya Alali mit Blick auf die Erinnerungskultur am Jahrestag der Reichspogromnacht, „der 9. November ist ein sehr wichtiger Tag. Aber auch an allen anderen Tagen müssen wir handeln.“

Kooperation ist eine Bereicherung

Hagay Feldheim, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, der mit seinen Glaubensschwestern und -brüdern schlimmste Tage erleben musste, hört diese Worte im Lutz. Und er ist tief bewegt von all dem, was er bei, vor und nach der Eröffnung sowie im Theaterstück erleben darf. „Diese Kooperation ist eine riesengroße Bereicherung“, sagt er mit Blick auf das Projekt „Aus dem Dunkeln ein Licht“, in dem das Lutz um Leiterin Anja Schöne, die beim „Trafikant“ Regie führt, das Kultopia nebst Musicoffice und die jüdischen Gemeinde zusammengefunden haben.

Freunde und Kooperationspartner: Gandhi Chahine (Music Office) und Hagay Feldheim (Jüdische Gemeinde/rechts).
Freunde und Kooperationspartner: Gandhi Chahine (Music Office) und Hagay Feldheim (Jüdische Gemeinde/rechts). © WP | Michael Kleinrensing

„Als jüdische Gemeinde haben wir vor zwei Monaten ganz anderes erleben müssen“, sagt Feldheim und erinnert auch an Zeiten vor dem vereitelten Anschlag, in denen seine Gemeinde zurückhaltend war. „Wir brauchen einen Kurswechsel. Wir müssen handeln. Ich wünsche uns eine erfolgreiche Zeit mit viel Licht und viel Wärme.“

Planungen bereits seit Anfang 2021

Auf die Zeit Mitte September, durch die das Projekt „Aus dem Dunkeln ein Licht“, an dem die Verantwortlichen bereits seit Anfang 2021 planen, eine traurige Aktualität bekommen hat, blickt auch Margarita Kaufmann, Dezernentin für Kultur und Soziales, zurück. „Er wollte Tod bringen, und es kommt einem Wunder gleich, dass dieser Plan gescheitert ist. Es ist ermutigend, dass jetzt junge Menschen Licht senden. Wir müssen viele sein, um die Dunkelheit zu erhellen.“

+++ Lesen Sie auch: Gemeinsam gegen Antisemitismus und Rassismus +++

Dass sich gerade junge Menschen solidarisch zeigen, ist für Gandhi Chahine, Leiter des Music Office Hagen, der mit der Gruppe „Lichter der Großstadt“ seit Jahren arbeitet, ein besonderes Zeichen. „Sie haben verstanden: Jeder Angriff auf die jüdische Gemeinde ist ein Angriff auf uns.“