Eilpe/Dahl. Nach der Flut bleibt im Volmetal viel zu tun. Infrastruktur, Läden und Straßen sind zerstört: Ein Spaziergang mit vielen Gesprächen in Dahl.
Was nach der Flut bleibt, während die Hilfsbereitschaft nach und nach, Woche um Woche etwas abebbt – es ist viel zu tun. Die Straßen sind aufgerissen, Gehwege gesperrt, Geschäfte zu, Brücken zerstört oder einsturzgefährdet, Häuser noch nicht trocken – und längst nicht alle Schäden beseitigt, die das Wasser hier hinterlassen hat. Aber in all der Zerstörung, inmitten all der Schicksalsschläge, gibt es überall Hoffnung. Hoffnung darauf, dass es weitergeht. Dass die Infrastruktur Stück für Stück wieder aufgebaut und Läden wieder geöffnet werden. Ein Spaziergang mit Bezirksbürgermeister Michael Dahme durch Dahl – vier Wochen nach der Katastrophe.
Edeka Preller
„Wir machen auf jeden Fall weiter“, sagt Denny Preller. Er hat daran nicht eine Sekunde lang gezweifelt. Und das, obwohl er vor seinem leergeräumten, zerstörten Laden steht: „Hätten wir aufhören wollen, hätten wir das schon damals nach dem Brand gemacht. Aber wir haben wieder aufgemacht, und das machen wir auch dieses Mal.“ Das wann und das wie sind noch offen: „Erst muss noch ein Statiker die Situation bewerten. Und dann müssen wir schauen“, sagt Denny Preller.
Bestärkt haben ihn vor allem der Einsatz und die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort. „Dass hier alle so zusammenhalten, das ist einfach unglaublich. Das bestärkt unser Gefühl, die Menschen, aber auch meine Mitarbeiter, die teils mehr als 20 Jahre dabei sind, nicht im Stich lassen zu können.“
Brauerei Vormann
Ein Stück die Straße weiter runter, bei der Brauerei Vormann, hat die Flut einen sechsstelligen Schaden angerichtet. „Wir hatten Glück, weil wir noch etwas höher liegen. Die Brauerei an sich ist nicht beeinträchtigt, aber der Brauerei-Ausschank wurde geflutet“, sagt Christian Vormann.
Auch er hat angesichts der Schäden von der Landes-Soforthilfe profitiert: „In meinen Augen ist das ein tolles Zeichen für die Betriebe, auch wenn es rein finanziell gesehen bei der Höhe der Schäden nicht viel weiterhilft“, sagt er. Was ihm Sorgen bereitet, ist nicht nur der Straßenabschnitt vor dem Brauereiausschank.
„Hier laufen viele Leute lang. Aber die Gehwege sind zerstört und gesperrt. Dann muss man über die Straße. Da muss man aufpassen, dass man nicht überfahren wird“, so Vormann, der hofft, dass hier schnellstmöglich Abhilfe geschaffen wird. Außerdem seien auch viele Gaststätten von der Flut hart getroffen worden.
Die Sonnen-Apotheke
Ein Haus weiter brennt in der Sonnen Apotheke wieder das Licht. „Wir hatten nach der Flut zwei Tage lang komplett geschlossen, da haben sich viele im Ort Sorgen gemacht, dass wir nicht mehr aufmachen“, sagt Dr. Imke Ewerdwalbesloh. „Ab Samstag haben wir dann im Notbetrieb wieder gearbeitet. Erst seit einer Woche funktionierte unser Telefon wieder.“
Die Schäden beschränken sich größtenteils auf den Keller. Aber auch in den Geschäftsräumen stand das Wasser. „Es ist auch Ware zerstört worden. Aber wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Ewerdwalbesloh.
Nach den Aufräumarbeiten haben sie hier zwar keine steigenden Infektionen in Zusammenhang mit kontaminiertem Wasser oder Schlamm beobachtet: „Aber man merkt jetzt langsam, dass die Flut die Leute mental aber auch körperlich mitgenommen hat und die Erschöpfung einsetzt. Der Zusammenhalt hier im Ort gibt aber allen Mut, weiter durchzuhalten.“
Pizzeria Villaggio
„Auch uns hat leider das Hochwasser schwer getroffen“, sagt Daniela Russo-D’Angelo von der Pizzeria Villaggio im Dahler Ortskern. Alle Geräte, das gesamte Lokal – zerstört, „wir mussten davor schon einen Wasserschaden verkraften, jetzt das. . .“. Familie Russo ist seit über zehn Jahren mit ihrer Pizzeria in Dahl. Von einer langjährigen Kundin, Jade Grätsch, wurde nach der Flut ein Spendenkonto für die Familie eröffnet. „Wir sind sehr dankbar für diese unfassbare Unterstützung.“
Aber am gleichen Standort wird die Pizzeria nicht noch einmal an den Start gehen können: Der Mietvertrag läuft aus, verlängert wurde nicht: „Wir würden gerne in Dahl oder Rummenohl bleiben, bislang haben wir aber noch keine neuen Räume gefunden, wo alles passt. Unsere Familie ist sich aber sicher: Wenn überhaupt, dann wollen wir im Volmetal bleiben. Auch, weil wir so viel Zuspruch erhalten haben und für die Leute hier eine wichtige Anlaufstelle wegbrechen würde“, so Daniela Russo-D’Angelo. Die Familie sucht daher auch weiterhin nach neuen Räumen und hofft, dass es klappt. „Sollte es nicht klappen, wollen wir das für uns gespendete Geld gerne spenden.“
Der Bezirksbürgermeister
„All die Sorgen um die Nahversorgung und den Wiederaufbau werden natürlich auch an die Politik herangetragen – und ernst genommen“, sagt Bezirksbürgermeister Michael Dahme. „Die Politik kann hier allerdings nur begleitend auf Probleme oder Missstände aufmerksam machen und das an die Stadt kommunizieren.“ Letztlich zeige sich bereits in anderen Ortsteilen, dass nach und nach die Versorgungsstrukturen immer weiter wegbrechen oder Geschäfte schließen, weil sich keine Nachfolge finden lasse. Wofür man sich aber politisch einsetzen wolle sei, „dass beispielsweise der neu etablierte Markt auch in Zukunft erhalten bleibt, sofern das möglich ist“, so Dahme.