Hagen. Die Statik der Dahler Dorfkirche muss nach der Flut überprüft werden. Doch die Menschen im Volmetal halten zusammen.

Die Menschen in Hagen-Dahl glauben wieder an Zeichen und Wunder. Wie anders soll man es bezeichnen, dass die große Flut, die die Dorfkirche überschwemmte, der Osterkerze nichts anhaben konnte? Alles habe das Wasser zerstört, berichtet Presbyterin Katharina Döring, die Kirchenbänke wurden aus der Verankerung gerissen, die Türen aus den Angeln gehoben, die Kanzel umgeworfen: „Aber die Osterkerze ist an ihrem Platz geblieben. Als wir das gesehen haben, hatten wir Tränen in den Augen. Für uns ist das ein Zeichen.“

Fotostrecke: Das Volmetal in den Tagen nach der Flut

Die Eingestürzte Volme-Brücke an der Rehbecke.
Die Eingestürzte Volme-Brücke an der Rehbecke. © WP | Michael Kleinrensing
Die evangelische Kirche in Dahl an der B54 wurde überflutet. Die Kirche wurde erst 2020 saniert.
Die evangelische Kirche in Dahl an der B54 wurde überflutet. Die Kirche wurde erst 2020 saniert. © WP | Michael Kleinrensing
Das Wasser stand gut einen Meter in der Kirche.
Das Wasser stand gut einen Meter in der Kirche. © WP | Michael Kleinrensing
Große Schäden entlang der B54.
Große Schäden entlang der B54. © WP | Michael Kleinrensing
Große Schäden entlang der B54.
Große Schäden entlang der B54. © WP | Michael Kleinrensing
Große Schäden entlang der B54.
Große Schäden entlang der B54. © WP | Michael Kleinrensing
Die Volme brachte in ihren Fluten viel Unrat mit.
Die Volme brachte in ihren Fluten viel Unrat mit. © WP | Michael Kleinrensing
Die Volme brachte in ihren Fluten viel Unrat mit.
Die Volme brachte in ihren Fluten viel Unrat mit. © WP | Michael Kleinrensing
Die Fluten zerquetschten auch diese Mülltonne.
Die Fluten zerquetschten auch diese Mülltonne. © WP | Michael Kleinrensing
21. Juli 2021, Hagen. Großes Aufräumen nach der Überschwemmung im Volmetal. Die evangelische Kirche in Dahl an der B54 wurde überflutet. Die Kirche wurde 30.10.2020 saniert. Sanierung Renovierung.Die Präses der Ev. Kirche von Westfalen, Annette Kurschus im Gespräch mit Pfarrerin Katrin Hirschberg-Sonnemann, Julia und Nico May sowie Sarah Halverscheidt.Unwetter Hochwasser Starkregen
21. Juli 2021, Hagen. Großes Aufräumen nach der Überschwemmung im Volmetal. Die evangelische Kirche in Dahl an der B54 wurde überflutet. Die Kirche wurde 30.10.2020 saniert. Sanierung Renovierung.Die Präses der Ev. Kirche von Westfalen, Annette Kurschus im Gespräch mit Pfarrerin Katrin Hirschberg-Sonnemann, Julia und Nico May sowie Sarah Halverscheidt.Unwetter Hochwasser Starkregen © WP | Michael Kleinrensing
WBH Mitarbeiter reinigen die Gullys.
WBH Mitarbeiter reinigen die Gullys. © WP | Michael Kleinrensing
Ein abgesackter Gehweg an der B54.
Ein abgesackter Gehweg an der B54. © WP | Michael Kleinrensing
Die eingestürzte Volme-Brücke an der Rehbecke.
Die eingestürzte Volme-Brücke an der Rehbecke. © WP | Michael Kleinrensing
Sperrmüll an der B54 bei Ambrock.
Sperrmüll an der B54 bei Ambrock. © WP | Michael Kleinrensing
Umgestürzte Glascontainer an der B54 kurz vor Priorei.
Umgestürzte Glascontainer an der B54 kurz vor Priorei. © WP | Michael Kleinrensing
Ein WBH-Mitarbeiter beseitigt Sperrmüll und Treibgut aus der Sterbecke an der Heedfelder Straße in Rummenohl.
Ein WBH-Mitarbeiter beseitigt Sperrmüll und Treibgut aus der Sterbecke an der Heedfelder Straße in Rummenohl. © WP | Michael Kleinrensing
Sperrmüll am Ortseingang Dahl B54.
Sperrmüll am Ortseingang Dahl B54. © WP | Michael Kleinrensing
Die Brücke über die Volme an der Osemundstraße ist eingebrochen.
Die Brücke über die Volme an der Osemundstraße ist eingebrochen. © WP | Michael Kleinrensing
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Ein Zeichen dafür, dass die Gemeinde nicht aufgeben darf. Dass das Gotteshaus wieder instand gesetzt werden muss.

Moralische Unterstützung erhielten die evangelischen Christen am Mittwoch von Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, die nach Dahl gekommen war, um sich selbst ein Bild von den Folgen der Flutkatastrophe zu machen: „Die Not ist groß, die Menschen brauchen Beistand“, sagte die Geistliche. Viel mehr wollte sie nicht sagen, sondern sich stattdessen anhören, was ihr die Menschen aus dem Volmetal über den Starkregen zu erzählen hatten.

Hochwasser von 1925 weit übertroffen

Es gibt an der Dorfkirche eine Plakette, die den Pegel des Hochwassers von 1925 markiert. Nie wieder trat die Volme seitdem derart hoch über die Ufer – bis zum 14. Juli 2021. Die Schmutzränder, die die Sintflut hinterlassen hat, liegen ungefähr 1,20 Meter höher als die Plakette von 1925. „Es waren Schreckensbilder, wie die Autos durchs Dorf geschwemmt wurden“, so Katharina Döring, die selbst Wasser im Keller hatte, aber vom eigenen Kummer nichts hören will: „Das ist ja Pillepalle im Vergleich zu dem, was andere durchmachen müssen.“

Die Dahler Dorfkirche hatte erst im November 2020 nach umfassenden Renovierungsarbeiten wieder eröffnet – 800.000 Euro waren in die Sanierung geflossen, bei der auch neue historische Wandmalereien entdeckt wurden. Jetzt muss das Gotteshaus abermals geschlossen werden.

Die Menschen im Volmetal halten zusammen

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Der zerstörte Parkettboden wurde bereits herausgerissen, die Kirchenbänke stehen zum Trocknen im alten Gemeindehaus, das Gemäuer der Kirche hat sich mit Wasser vollgesogen und muss auf seine Statik hin überprüft werden. „Die Frage wird sein, wie wir den Aufbau finanzieren“, sagt Pfarrerin Katrin Hirschberg-Sonne­mann: „Das Geld hat man ja nicht mal eben so, vor allem nicht nach der Renovierung im Vorjahr.“

Worauf sich die Menschen im Volmetal verlassen können, ist ihr Zusammengehörigkeitsbewusstsein. Zahlreiche Menschen seien in den letzten Tagen regelmäßig zum Helfen vorbeigekommen, berichtet Baukirchmeisterin Birgit Stahl: „Das war wirklich überragend. Auch wenn die Gottesdienste nicht voll sind, so ist diese Kirchen den Menschen hier im Tal wichtig.“ Deshalb sei man auch wild entschlossen, das Gotteshaus wieder in Ordnung zu bringen.

Pfarrerin spricht von einem Wunder

Pfarrerin Hirschberg-Sonnemann nennt es ein „Wunder“, dass niemand im Volmetal während der Flut ums Leben gekommen ist: „Und das bei einem solch existenzbedrohenden Ereignis. Alle leben! Das hat mich sehr berührt.“

Die Bibel, die auf dem Altar lag, als das Wasser in die Kirche schwappte, wurde mehrere hundert Meter flussabwärts bei der Firma Krebs wieder gefunden. Das Heilige Buch steckte im Schlamm. Wer weiß, vielleicht landet es eines Tages im Stadtmuseum.

Im Inneren der Kirche riecht es muffig und feucht. Durch die zerstörte Tür blitzt ein wenig Tageslicht in den leer gefegten Raum. Nur die Osterkerze steht aufrecht wie eh und je. Ein Zeichen. Ein Wunder.