Hagen. Das Vermächtnis von Karl Ernst Osthaus ist an der Volme bis heute lebendig. Das Museum der Zukunft wird crossmedial aufgestellt sein
Was würden Sie mit einem Erbe von 30 Millionen Euro machen? Karl Ernst Osthaus ist 22 Jahre alt, als er von seinen Großeltern drei Millionen Reichsmark erbt. Mit diesem Geld will er seine Stadt lebenswerter machen. Also verwandelt er Hagen in ein Laboratorium für Kunst, Design und Architektur. Das Herzstück dieser Pläne ist das Folkwang-Museum, 1902 als erstes Museum für moderne Kunst weltweit eröffnet. Hagen wird zum Anlaufpunkt für Künstler wie Kirchner und Nolde und für Architekten wie Henry van de Velde und Peter Behrens.
Nach dem Tod von Osthaus 1921 kann die Sammlung Folkwang nicht in Hagen gehalten werden und geht nach Essen. In Hagen bleibt das Gebäude mit der Innenausstattung von Henry van de Velde und seit 1963 das Osthaus-Archiv mit über 100.000 Dokumenten.
Das Haus ist ein Denkmal dafür, wie ein Kunstmuseum zum Spielball von Politik werden und doch aus der Asche auferstehen kann. Denn die zweite Sammlung des Museums, nach dem Weggang der Sammlung Folkwang errichtet, wird gleich zweimal von den Nazis geplündert, dabei werden rund 500 Werke vor allem von Christian Rohlfs beschlagnahmt.
Das Museum kann nach 1945 noch einmal eine bedeutende Expressionisten-Sammlung aufbauen. Außerdem ist das Haus heute ein Forschungszentrum für den Hagener Impuls sowie eine internationale Anlaufstelle für Kunstwissenschaftler. Aber vor allem ist es ein Museum, das sein Publikum nicht nur mit spannenden Ausstellungen lockt, sondern mit einer Innenausstattung, die zu den schönsten der Welt gehört.
Das Emil-Schumacher-Museum
Der international bedeutende Maler Emil Schumacher (1912-1999) zählt zu den großen Persönlichkeiten Hagens. Seinem Schaffen wird seit 2009 mit bedeutender Unterstützung des Landes NRW, des RVR und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ein eigenes Museum gewidmet, das Emil-Schumacher-Museum.
Mitten in der Stadt ist mit dem Museumsgebäude neben dem Osthaus-Museum ein neues urbanes Viertel entstanden, das künftige Museumsquartier. Das Haus wird von der gemeinnützigen Emil Schumacher Stiftung betrieben. Vorsitzender der Stiftung war bis zu seinem Tod im April 2021 Ulrich Schumacher, der Sohn des Künstlers.
Emil Schumacher hat ein unerschöpfliches, umfangreiches Werk geschaffen. Zeitlebens seiner Heimat Hagen eng verbunden und in der internationalen Kunstszene gefeiert, gilt Schumacher als ein Pionier der informellen abstrakten Malerei. Durch die jüngere Forschung und die Ausstellungstätigkeit des Museums wird zunehmend deutlich, dass die Abstraktion bei Emil Schumacher nicht ungegenständlich ist, sondern vielmehr eine Verdichtung des Gegenständlichen im Sinne einer Reduzierung auf das Wesentliche oder Transzendenz bedeutet.
Das Emil-Schumacher-Museum versteht sich als ein Zentrum zur Erforschung der expressiven Malerei nach 1945. Bisher hat das Haus in einer großen Ausstellung jährlich Weggefährten und Wegbegleiter Schumachers gezeigt, dazu in Kabinettausstellungen das Schaffen des Künstlers untersucht. Derzeit befindet sich das Museum nach dem Tod des Gründers und Stifters in einem Prozess der inhaltlichen Neuausrichtung.
Museumsdirektor Tayfun Belgin:
„Das Museum der Zukunft wird ein durchdigitalisiertes Institut werden. In allen Gebäuden des zukünftigen Museumsquartiers (mit Stadtmuseum ab 2022) sollten unsere Besucher WLAN-Verbindungen haben und so Informationen aller Art erhalten. Ein Museumscafé für den Genuss nach Ausstellungserlebnissen ist unbedingt angesagt.
Im zukünftigen Museumsquartier werden Menschen aus NRW, Deutschland sowie aus dem Ausland ebenso willkommen geheißen wie unsere treuen Besucher vor Ort.
Idealerweise sollte sich freitags das Museumsquartier allen Gruppen eintrittsfrei öffnen. Für Menschen mit internationaler Biographie werden an diesem Tag spezielle Kurse angeboten. Ziel ist es, eine Normalität des Museumsbesuchs für die Zukunft zu realisieren. Dies kann nur mit einer Würdigung ihrer Lebenssituation geschehen.“