Die Vergangenheit: Der Stadtgarten als beliebtes Ausflugsziel für Familien. Der 1884 gegründete Hagener Stadtgarten galt früher wie heute als ein beliebtes Ausflugsziel.

Er galt als ein Juwel: Der Stadtgarten in Wehringhausen. Für viele Familien damals ein beliebtes Ausflugsziel. 1884 wurde der Stadtgarten von einer Gruppe Hagener Bürger im Rahmen einer Aktiengesellschaft unter der Bezeichnung „Hagener Stadtgarten“ gegründet.

Unter der Führung von Landschaftsarchitekt Heinrich Siesmayr, der unter anderem auch als Schöpfer des Frankfurter Palmengartens gilt, entstand eine große Parkanlage mit einem kleinen Teich in der Mitte. 1900 schenkten die damaligen Aktionäre den Park dann der Stadt. Vermutlich reichte der erhobene Eintritt nicht für den Unterhalt der Anlage. Seitdem ist der Zugang zum Stadtgarten kostenlos, weil die Verantwortlichen der Stadt die Anlage als wichtigen Beitrag zur Naherholung einschätzten.

Beliebter Treffpunkt

Für viele Spaziergänger war der Stadtgarten ein beliebter Treffpunkt, vor allem wegen des Parkhauses als Ausflugslokal. Ein Bild von damals zeigt die voll besetzte Terrasse. Viele Menschen sitzen an runden Tischen bei einem Gläschen zusammen „Das Parkhaus war damals das erste Haus in der Stadt, die gute Stube“, berichtet Andreas Korthals, Mitarbeiter des Stadtarchivs Hagen. Zahlreiche Abschlussbälle der Tanzschule Siebenhüner oder Freisprechungsfeiern haben hier stattgefunden.“

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Parkhaus komplett zerstört, aber die Stadt entschied sich, es wiederaufzubauen.

Am 2.Juli 1956 wurde das neue Parkhaus eingeweiht.

Die Gegenwart: Kampf um Sauberkeit

137 Jahre später ist der Park weitgehend unverändert geblieben. Noch immer grünt und blüht es im Park und auch die Wege laden heute noch viele Spaziergänger in die Grünanlage in Wehringhausen ein.

Auch den Teich in der Mitte des Stadtgartens gibt es noch. Allerdings gibt es im Unterschied zu damals heute keine Toiletten, keinen Kiosk und auch keinen Parkwächter mehr, der sich um die Ordnung in der Grünanlage kümmert. „Man muss so ein Juwel auch sorgfältig pflegen“, sagt Paul Peter Ladleif.

Fehlende Motivation

Der Hagener bemängelt schon länger den Zustand der Anlage. „An den Wochenendtagen sind die Müllereimer so voll, dass alles danebenliegt und die Umgebung verunstaltet.“ Bis 2013 gab es einen Förderverein, dem auch Paul Peter Ladleif vorstand und der sich um die Pflege des Parks gekümmert hat. „Aber es war sehr mühselig, anfangs sind alle motiviert. Aber dann fehlt den Jüngeren die Zeit und die Älteren können es ohne ausreichend Unterstützung nicht dauerhaft schaffen“, so Ladleif.

Silvester im Parkhaus

Und am Ende fehle die Motivation, weil man sehe, dass sich dauerhaft nichts ändert. „Es ist sehr schade, ich erinnere mich gerne an damals. Wir haben oft Silvester im großen Saal des Parkhauses gefeiert.“

In der „guten Stube“ von früher ist schon seit mehreren Jahren ein chinesisch-mongolisches Restaurant. In unmittelbarer Nachbarschaft des Stadtgartens befindet sich heute das Allgemeine Krankenhaus, der Bismarckturm auf dem Goldberg und das Fichte-Gymnasium.

Auch der Muschelsalat wurde schon im Stadtgarten veranstaltet. Hier ein Foto aus 2013.
Auch der Muschelsalat wurde schon im Stadtgarten veranstaltet. Hier ein Foto aus 2013. © KLEINRENSING, Michael

Die Zukunft: Der Teich droht trocken zu fallen

Wie die Zukunft des Stadtgartens aussehen wird? „Ich kann nicht verstehen, dass man so ein Kleinod verkommen lässt. Der jetzige Zustand der Anlage wird wahrscheinlich so erhalten bleiben. Es wird weiterhin immer nur das Nötigste zum Erhalt erledigt“, vermutet der 73-jährige Peter Ladleif. „Doch auf Dauer wird der Teich in der Mitte der Anlage dann trockenfallen.“

Jährlich müsse das Gewässer ausgebaggert und die Pflanzen rausgeholt werden, denn der Teich hat keinen natürlichen Zufluss. „Letztendlich scheitert es aber am fehlenden Geld, der fehlenden Motivation und der Tatsache, dass sich keiner verantwortlich fühlt.“ Verantwortlich für ein Juwel von 1884, ein Symbol bürgerlichen Selbstbewusstseins.