Unsinn, Leichtsinn, Blödsinn - wer in Haspe lebt, kennt diese drei Begriffe. Wir blicken in unserer Sommerserie auf die Gründung des Hasper ULK.
Die Vergangenheit: Satirische Eulenspiegelei entsteht vor 160 Jahren im Tal der Ennepe
Unsinn, Leichtsinn, Blödsinn – die Tradition des Hasper Ulks reicht offiziell bis in das Jahr 1861 zurück und spiegelt sich bis heute im jährlichen Kirmes-Spektakel wider. Wissenschaftliche Belege, wann der Begriff „Ulk“ im deutschen Sprachraum erstmals auftauchte, lassen sich kaum mehr ermitteln. Um dieses linguistische Vakuum zu füllen, reklamieren die Hasper in gewohnt unbescheidener Art die geistige Vaterschaft dieser Wortschöpfung für sich. Entlang der Ennepe – und bis zum Beweis des Gegenteils damit weltweit – gilt Ulk als Abkürzung für die drei elementaren, humoristischen Tugenden: U = Unsinn, L = Leichtsinn, K = Kneipsinn.
Als Verein zur Aufführung des höheren Blödsinns fanden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in Hagen-Haspe die ersten honorigen Ulk-Brüder zueinander, um zunächst vor allem lokale Geschehnisse satirisch-launig zu glossieren. Besonders beliebt waren dabei immer die Sketche, mit denen örtliche Kuriositäten und Honoratioren verhohnepipelt wurden. Dabei stand auch damals die Rivalität zwischen Haspe und Hagen im Fokus.
Doch nach zwei Jahren ging den ambitionierten Laienspielern der Stoff aus und der Ulk-Geist schlief geräuschlos ein. Bis im Jahr 1861 der für seinen scharfsinnigen Witz bekannte Hasper Baumeister Friedrich Wilhelm Schmidt die Tradition wiederaufleben ließ. In diesem Geiste widmete man sich prompt den humorigen Seiten des Lebens und etablierte bereits im Gründungsjahr einen Kirmesfestzug. Anlässlich eines Jahrmarktes am Rande des Kirchweihfestes zogen Gaukler und junge Burschen in Blaukitteln in Bauernwagen mit Fassbier-Proviant durch die Straßen. Ebenso hat der Geist der Gesellschaft Ulk die Jahrhunderte überdauert. „Hasper Ulk ist die Kunst, Persönlichkeiten, die durch Unsinn oder Ungebührlichkeiten auffällig wurden, auf feinsinnige Art so der Lächerlichkeit preiszugeben, dass diese am Ende glauben, sich dafür bedanken zu müssen“, sieht der Grün-Weiß-Haspe-Chef Rainer Bartelheim die alljährliche Bolzenverleihung in dieser Tradition.
Baumeister Schmidt brachte es als Ulk-Instanz zu wahrer Meisterschaft. So sandte er der spanischen Königin Isabella, deren promiskuitives Liebesleben allerorten für Gesprächsstoff sorgte, eine sogenannte Tugendrose, wie sie sonst bloß vom Papst für tugendhaften Lebenswandel verliehen wurde. Ähnliche Eulenspiegeleien mit Kanzler Bismarck oder dem österreichischen Erzherzog Ludwig bescherte der Hasper Ulk-Gesellschaft sehr schnell weltweite Beachtung in den Gazetten und die humoristische Wochenzeitschrift „ULK“ mit dem späteren Chefredakteur Kurt Tucholsky sicherte sich die Mitwirkung von Baumeister Schmidt als gefragten Gastautoren.
Zuletzt machte der Hasper Ulk in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts bundesweit Karriere: Der Prominentenmaler Alexander August Emil Müller aus der Talstraße schaffte es mit einem viel beachteten, aber frei erfundenen, pseudowissenschaftlichen Aufsatz zum Thema „Regelmäßiger Sex schützt vor Krebs“ in sämtliche Gazetten. Ein satirischer Clou, der sich im Zeitalter sozialer Medien sicherlich spektakulär überbieten ließe…
Die Gegenwart: ULK-Idee lebt bis heute in der Hasper Kirmes
Aus der „Gesellschaft Ulk“ sind der Kirmesfestzugverein sowie der Hasper Heimat- und Brauchtum-Verein (HHBV) entstanden, der heute als Dachorganisation seinen Sitz in der ehemaligen Feuerwache an der Enneper Straße hat. Die ursprüngliche Kirmestradition mit den Symbolfiguren wie dem Kirmesbauern und seinem Esel, den Wolkenschiebern sowie „Seiner kleinen Wenigkeit“ dem Iämpeströter ist bis heute lebendig und wird vom launigen Kommers-Abend und dem Wolkenschieberfest alljährlich im Juni begleitet. Dabei werden die humoristischen Sketche der Ulk-Gesellschaft auf das gesellige Erbsensuppen-Essen sowie die Inszenierungen der Kirmeswagen und Fußgruppen verlagert.
Die Zukunft: Zukunft als fortlaufender Prozess
Haben Ulk-Kultur und Brauchtum auch eine Zukunft? Daran hat HHBV-Präsident Jörg Bäcker keinen Zweifel.
Was muss der HHBV tun, um das Thema Brauchtum für künftige Generationen attraktiv zu halten?
In den letzten Jahren haben wir bereits damit begonnen und das wird in der Zukunft ein fortlaufender Prozess sein, die Verjüngung im Vorstand des HHBV weiter voranzutreiben. Allerdings muss der Jugend auch gezeigt werden, was sich hinter den Begriffen Tradition und Brauchtum verbirgt. Auch die Ausgestaltung der einzelnen Feste muss deutlicher auf die Jugend abgestimmt sein.
Welche Rolle spielen Migranten künftig beim HHBV?
Migration ist bei den angeschlossenen Vereinen schon lange kein Thema mehr. Bei den Brauchtumsveranstaltungen werden wir sicherlich noch einiges tun müssen. Allerdings betrachte ich das nicht nur als Einbahnstraße vom HHBV zu den Mitbürgern mit Migrationshintergrund, sondern man muss auch selbst aktiv werden und die Verbindung suchen.
Wie muss das Miteinander von HHBV und Schaustellern sich gestalten, damit die Hasper Kirmes in 20 Jahren noch attraktiv ist?
Die Verbindung zu den Schaustellern ist in den letzten Jahren immer besser geworden. Meine Vision ist ein attraktiverer Kirmesplatz, um den Bürgern in Haspe zu zeigen, was die Hagener Schausteller, aber auch der HHBV in der Lage zu leisten sind. Außerdem würde ein anderer Platz deutlich mehr Raum für andere Aktivitäten bilden