Die Geschichte des Hagener Hauptbahnhofes ist auch eine Historie des Aus- und Umbaus. Die nächsten Kapitel sind bereits in der Planung.

Im Jahr 1848 rollte der erste Güterzug über die Hagener Gleise und weihte somit das noch heute verwendete Bahnhofsgebäude offiziell ein. Bereits im darauffolgenden Kalenderjahr konnten sich auch die Hagener Bewohner an dem neu zur Verfügung stehende Transportmittel erfreuen. In Folge dessen wurde das erste Bahnhofsgebäude errichtet, das allerdings nur wenige Zeit später nicht mehr ausreichte.

Die Vergangenheit: Bau für 650.000 Reichsmark

Das Verkehrsaufkommen war so hoch, dass schon im Jahr 1875 das zweite Gebäude eingeweiht wurde. Der erhöhte Bedarf an Bahnfahrten stiegt immer weiter an, so dass diese Erweiterung ebenfalls nicht mehr lange ausreichte. Auf Anordnung der königlichen Eisenbahndirektion Elberfeld folgte dann die Errichtung des Bahnhofsgebäudes, welches die Hagener auch heute noch nutzen. Die Kosten des Bauwerkes beliefen sich auf insgesamt rund 650.000 Reichsmark.

Neben Diensträumen, einem Gepäckschalter und zwölf Fahrkartenschaltern gab es sogar bereits den ersten Einzelhandel: Ein kleiner Stand, an dem Bücher verkauft wurden, bot den Fahrgästen eine Beschäftigung für ihre Reise. Des Weiteren konnten sich die Kunden der ersten und zweiten Klasse die Wartezeit in einem opulenten Saal vertreiben, wobei sich die Gäste der dritten und vierten Klasse mit einer weitaus weniger luxuriösen Halle begnügen mussten. Auch das auffällige Glasgemälde fungiert heute noch als Blickfang für an- oder abreisende Fahrgäste. Jan Thorn Prikkers „Die Huldigung der Gewerbe vor dem Künstler“ wurde auf Wunsch von Karl Ernst Osthaus im Jahr 1911 angebracht.

Die Gegenwart: Stetige Erneuerungen

Die Grundmauern des Gebäudes sind nach wie vor intakt, doch die Bahnhofshalle erfordert stetige Erneuerungen. Nicht nur notwendige Sanierungen, sondern auch Modernisierungen, angepasst an die heutigen Bedürfnisse und Vorlieben der Reisenden, werden immer wieder vorgenommen. Nachdem das Gebäude im Jahr 1989 in die Denkmalliste eingetragen wurde, werden alle Schritte mit der Denkmalbehörde abgestimmt.

Das Thorn-Prikker-Fenster, das die Atmosphäre der Bahnhofshalle prägt, gehört zu den kulturhistorischen Glanzstücken des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes.
Das Thorn-Prikker-Fenster, das die Atmosphäre der Bahnhofshalle prägt, gehört zu den kulturhistorischen Glanzstücken des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. © Michael Kleinrensing

Ende Juni sind die Sanierungsmaßnahmen gestartet, die unter anderem die Einrüstung des Empfangsgebäudes und die Erneuerung der Flach- und Steildächer rund um den Bahnhof einschließen. Des Weiteren erfordert der Zustand des Außenmauerwerks eine Instandsetzung. Mithilfe von Fördergeldern, bereitgestellt von dem Konjunkturprogramm des Bundes, wird das rund 1,5 Millionen Euro teure Projekt finanziert.

Die Summe kommt ebenfalls dem äußeren Erscheinungsbild des Komplexes zugute. Auch wenn der Hagener Hauptbahnhof angesichts der Situation im Umfeld eher selten als Augenweide wahrgenommen wird, bietet das weit über 100 Jahre alte Gebäude dennoch Facetten, die es zu bewahren gilt.

Doch die aufwendigen und langwierigen Arbeiten haben auch Schattenseiten. Der Besitzer der Kamp-Filiale in der Bahnhofshalle, Samir Jaganjac, hat mit den Begleiterscheinungen zu kämpfen. „Es wird permanent gebaggert und gebuddelt, das wirbelt natürlich Staub und Dreck auf. In einer Bäckerei liegt die Ware offen, sprich wir sind den ganzen Tag damit beschäftigt, das Essen zu schützen und alles sauber zu machen“, betont der 48-Jährige. Allerdings: „Durch die neue Tür zwischen Bahnhofshalle und Unterführung herrscht weniger Durchzug und vor allem gelangen weniger Tauben in die Haupthalle.“

Die Zukunft: Die 60-Millionen-Sanierung

Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“

Die Stadt Hagen und unsere Zeitung feiern in diesem Jahr zwei besondere Jubiläen. Hagen wird 275 Jahre alt, während unsere Zeitung 75-jähriges Jubiläum feiert.

Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“ beleuchtete in über 40 Folgen Meilensteine der Entwicklung der Stadt Hagen in den vergangenen 275 Jahren und schafft eine Einordnung zur Vergangenheit, der Gegenwart und blickt in die Zukunft.

Neben Expertengesprächen ist die Serie vor allem in Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und dem Fachdienst Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt entstanden.

Auf sechseinhalb Jahre sind die Arbeiten rund um den Hagener Hauptbahnhof veranschlagt. Bis voraussichtlich 2028 folgt somit Baustelle auf Baustelle. Anfang des Jahres 2023 startet ein Großprojekt, welches die Sanierung des Hallendachs und der Bahnsteige in Angriff nimmt. Die stolzen Kosten von über 60 Millionen Euro werden zum Großteil vom Land NRW übernommen. Trotz der aufwendigen Arbeiten wird der Bahnhofsbetrieb weiterlaufen und den Fahrgästen ein zuverlässiges Transportmittel gewährleistet. Die andauernde Baustelle wird am Ende nicht nur dem Gebäude an sich, sondern ebenfalls den Hagenern zugute kommen. Neben den Erneuerungen können sich die Hagener hoffentlich auf einen Normalbetrieb ohne Corona-Maßnahmen freuen. Zumal die städtebauliche Entwicklung des Westside-Areals zwischen Hauptbahnhof und Bahnhofshinterfahrung, die zugleich einen weiteren Zugang zu dem Verkehrsknotenpunkt schafft, das Quartier langfristig weiter aufwerten soll.