Hagen. Das Impfzentrum Hagen erhält wenige Impfdosen. Trotzdem behauptet die Stadt ihren Spitzenplatz. Die Herdenimmunität könnte bald erreicht sein.

Das Hagener Impfzentrum wird in dieser und in den nächsten drei Wochen jeweils nur 2100 Impfdosen für Erstimpfungen erhalten – so wenige wie noch nie. Hinzu kommen noch einmal 800 Dosen für Zweitimpfungen, so dass in dieser Woche insgesamt 2900 Spritzen gesetzt werden können.

Auch damit bleibt das Impfzen­trum jedoch weit unter seinen Möglichkeiten. „Wir wären in der Lage, bis zu 12.000 Impfungen pro Woche zu verabreichen“, so Volker Bald, Gesamtverantwortlicher für die Impfkampagne in Hagen.

Öffnungszeiten werden beibehalten

Obwohl das gar nicht nötig wäre (2900 Impfdosen könnten an zwei Tagen verarbeitet werden), bleibt das Impfzentrum an sieben Tagen pro Woche geöffnet, auch damit die bereits länger geplanten Zweitimpfungen nicht umgebucht werden müssen. So lautet eine Weisung der Landesregierung in Düsseldorf.

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Der Impfstoff Astra-Zeneca wird derzeit nur noch für Zweitimpfungen von Menschen, die über 60 sind und ihn auch bei der ersten Spritze erhalten haben, verwendet. Nach Mitteilung des Landesgesundheitsministeriums besteht das Kontingent für die Erstimpfungen im Hagener Impfzentrum in dieser und der kommenden Woche ausschließlich aus Biontech (1218 Dosen) und Moderna (890).

70-Prozent-Quote erreichbar

Dass die Impflieferungen nach Hagen, dessen Impfzentrum bisher landesweit den Spitzenplatz belegt, gedrosselt würden, um anderen Städten die Möglichkeit zum Aufholen zu geben, bezeichnete eine Sprecherin des Ministeriums als „falsches und haltloses Gerücht“. Im Gegenteil: „Ziel ist es, das Impftempo Schritt für Schritt weiter zu beschleunigen.“ Die Kontingente, die von den Impfzentren bestellt werden könnten, ergäben sich grundsätzlich aus dem Bevölkerungsanteil in bestimmten Altersgruppen sowie – bei berufsindizierten Impfungen – aus dem tatsächlichen lokalen Bedarf.

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Wird das Impfzentrum über kurz oder lang nicht überflüssig sein und kann geschlossen werden, zumal die Hagener Haus- und Fachärzte zunehmend in die Impfkampagne eingebunden werden? Volker Bald weist darauf hin, dass in Hagen bereits 70.550 Menschen die erste Impfung erhalten haben (54.652 im Impfzentrum, 4706 durch mobile Impfteams, 11.192 durch Haus- und Fachärzte).

Bald 70 Prozent der Erwachsenen geimpft

Gehe man von 188.686 Einwohnern aus und ziehe Kinder und Jugendliche, die bekanntlich noch nicht geimpft werden dürfen, sowie derzeit noch Impfunwillige ab, dann seien bald über 90.000 Bürger erstgeimpft und damit die von Experten vorgegebene Quote von 70 Prozent der erwachsenen Einwohner, die für die vielzitierte „Herdenimmunität“ angepeilt wird, erreichbar.

Die Impfzentren seien mit dem Ziel eingerichtet worden, einen guten Start der Impfkampagne hinzulegen und besonders gefährdete Personen bevorzugt zu impfen, so Bald: „Und das haben wir erreicht. Deshalb wäre es folgerichtig, das Impfen irgendwann vollständig den Arztpraxen zu überlassen.“

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Eine Prognose, wie lange das Impfzentrum noch bestehen bleibt, möchte er aber nicht abgeben. Konkrete Schließungspläne wurden bisher weder vom Land noch von der Bundesregierung verlautbart. „Ich rechne nicht damit, dass das Impfzentrum vor den Sommerferien geschlossen werden kann“, sagt Bald. Die Kostenzusagen des Landes für den Betrieb reichten derzeit bis Ende September. Bald wies auch darauf hin, dass die Impfung von Kindern und Jugendlichen zur Pandemie-Bekämpfung von großer Bedeutung sei, um wieder unbeschwerten Schul- und Kita-Betrieb zu ermöglichen. Sie ist aber noch nicht erlaubt.

Schallmauer durchbrochen: Über 10.000 Infizierte genesen

Derweil ist in Hagen eine weitere Schallmauer durchbrochen worden, die Stadt meldete am Donnerstag 10.005 Bürger, die von einer Infektion wieder genesen sind. Andererseits sind oder waren bisher 10.903 Hagener mit Covid-19 infiziert, das sind 5,8 Prozent der Stadtbevölkerung. Die Todesrate der Infizierten beträgt 2,7 Prozent.

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Während das Impfzentrum Hagen trotz der derzeit geringen Liefermengen weiterhin Platz 1 im Land behauptet, rangiert die Stadt bei den von Haus- und Fachärzten verabreichten Impfdosen nach wie vor an letzter Stelle der aktuellen Statistik. Ob zwischen beiden Phänomenen ein Zusammenhang besteht, ist unklar.