Hagen. Günter Hedtfeld aus Hagen hatte einen Termin und einen Nachweis des Arbeitgebers vorzuweisen. Doch am Impfzentrum erlebte er sein blaues Wunder.
So ganz kann es Günter Hedtfeld (59) immer noch nicht fassen. Obwohl er aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit ständig in Altenheimen und anderen sozialen Einrichtungen zu tun hat und deshalb geimpft werden müsste, wurde er im Hagener Impfzentrum brüsk zurückgewiesen. Begründung: Bei seinem Arbeitgeber handele es sich ja nicht um eine Hagener Firma. „Wie einen dummen Jungen hat man mich behandelt“, schimpft Hedtfeld.
Trotz der verweigerten Impfung habe er seinen Ärger im Zaum gehalten und sei unverrichteter Dinge wieder nach Hause gefahren, berichtet Hedtfeld. Doch er will den Vorfall nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Einerseits werde bemängelt, dass Termine im Impfzentrum nicht eingehalten werden und überschüssige Impfdosen gegebenenfalls entsorgt werden müssten, andererseits werde einem berechtigten und impfwilligen Bürger von einer Mitarbeiterin vor Ort die Impfung verweigert: „Ich kann das einfach nicht verstehen.“
In Altenheimen und Krankenhäusern tätig
Günter Hedtfeld ist Stahlarbeiter, nebenberuflich jedoch auch als Schädlingsbekämpfer aktiv. Und als solcher sei er ständig in Hagener Altenheimen und Krankenhäusern unterwegs, um Ratten, Mäusen und bisweilen auch Kakerlaken sowie anderem Ungeziefer den Garaus zu machen. Er habe gut zu tun, berichtet Hedtfeld, wenngleich er damit nicht sagen will, dass es in den betreffenden Einrichtungen an hygienischer Fürsorge mangele: „Ein Schädlingsbefall ist trotz noch so guter Vorkehrungen oft gar nicht zu verhindern.“
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Während der Corona-Krise trägt er natürlich die vorgeschriebene Schutzkleidung und stets eine Maske. Und Menschen, die in Pflegeheimen arbeiten, gehören zur Impf-Priorisierungsgruppe 1. Das hat ihm auch sein Arbeitgeber, eine Firma aus Neumünster, bestätigt: „Ich habe eine entsprechende Bescheinigung von meinem Arbeitgeber zur Vorlage im Impfzentrum erhalten.“
Mit gutem Mut zur Stadthalle
Also machte sich Hedtfeld am Sonntag frohen Mutes auf den Weg zur Stadthalle, wo er einen Impftermin ergattert hatte. Auch den Termin für die Folgeimpfung, die am 13. Juni stattfinden sollte, hatte er bereits in der Tasche. Umso erstaunter war er, als ihm eine Mitarbeiterin des Impfzentrums, als er am Empfang seine Papiere vorwies, erklärte, in Hagen könne er nicht geimpft werden, da der Sitz seiner Firma doch in Neumünster liege.
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Auch von seiner Erklärung, eben diese Firma sei in diversen Hagener Krankenhäusern und Altenheimen in Sachen Schädlingsbekämpfung tätig, ließ sich die resolute Mitarbeiterin nicht beeindrucken. Sie schickte Hedtfeld wieder fort und empfahl ihm, sich in Neumünster (liegt in Schleswig-Holstein und ist 400 Kilometer von Hagen entfernt) impfen zu lassen.
Andere Städte machen nicht solche Probleme
Und tatsächlich handelte die Mitarbeiterin des Impfzentrums offenbar getreu dem Buchstaben der Impfordnung. Entscheidend sei der Standort der Betriebsstätte, erklärt Clara Treude, Sprecherin der Stadt Hagen. Wer für eine Firma tätig sei, die ihren Sitz nicht in Hagen habe, werde im Hagener Impfzentrum auch nicht geimpft. Andererseits könnten sich Lehrer, die nicht in Hagen wohnten, aber an einer Schule in Hagen unterrichteten, sehr wohl in Hagen impfen lassen.
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Doch für Günter Hedtfeld, obwohl er ebenfalls in Hagen tätig ist, gilt das offenbar nicht. Deutschlandweit seien Kollegen von ihm für die gleiche Firma aus Neumünster tätig, berichtet er: „Und bei Vorlage der Impfbescheinigung sind sie in den jeweiligen Städten auch problemlos geimpft worden.“
Nun fragt er sich, wie man jemals eine Herdenimmunität erreichen wolle, wenn jedes Impfzentrum in Deutschland macht, was es will.