Hagen. Der Inzidenzwert in Hagen ist NRW-weit am höchsten. Das sind die Gründe. Außerdem bahnt sich ein Durchbruch beim Schulbusverkehr an.
Wieso bleibt Hagen der Corona-Hotspot Nummer eins in NRW? Wieso sinken die Inzidenzwerte umliegender Städte langsam aber stetig? Und wieso bleiben sie in Hagen über 200? Unter allen Städten NRWs wies gestern erneut keine eine so hohe Inzidenz wie Hagen auf: 223,7 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Inzidenzwert in NRW lag gestern bei 146,4. Und was gedenkt die Stadt Hagen zu tun, um von diesem gefährlichen Wert endlich runterzukommen? Zwei Bereiche in der Stadt halten die Zahlen aktuell konstant hoch.
Blickpunkt Zuwanderer
Deutlich kommuniziert die Stadt Hagen, dass ein höherer Anteil an Zuwanderern – auch aus Südosteuropa – in Hagen und generell größere ausländische Communitys, die sprachlich beispielsweise Verständnisprobleme mit Blick auf Corona-Schutzverordnungen haben könnten oder in größeren Familien-Konstellationen leben, nicht der Grund seien, warum der Inzidenzwert konstant hoch bleibe. „Das ist nicht der Fall“, erklärt Michael Kaub, Pressesprecher der Stadt Hagen.
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Zum einen würden die Zahlen das nicht hergeben und zum anderen würde das kommunale Integrationszentrum verstärkt in Communitys vieler Nationalitäten Aufklärungsarbeit in der Landessprache betreiben. „Auch die städtische Homepage erklärt die Zusammenhänge in allen nötigen Sprachen“, so Kaub. 38790 Ausländer leben in Hagen, was knapp 20 Prozent am Anteil der Bevölkerung ausmacht. Die meisten von ihnen in Stadtmitte, Altenhagen und Eckesey. Eine Erfassung, in welchen Stadtbezirken wie viele Infizierte leben, gibt die Stadt Hagen nicht heraus.
Die Problemfelder
Die Stadt identifiziert Pflegeheime und Schulen als die risikohaften Bereiche, die den Inzidenzwert in Hagen dauerhaft hoch halten. In zehn Pflegeheimen gibt es Betroffene. In der Montagsausgabe hatte unsere Zeitung bereits berichtet, dass in zwei Wohlbehagen-Pflegeheimen – am Schlossberg in Hohenlimburg und am Stadtblick am Remberg – unter Bewohnern und Mitarbeitern insgesamt beispielsweise 114 Infektionen vorliegen.
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„Nachdem wir eine sinkende Tendenz verzeichnen konnten, führten Ausbrüche in Pflegeheimen zu einer deutlichen Steigerung der Inzidenz“, sagt Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Hagen. „Beispielsweise hatte ein Heim zunächst vier positiv Getestete, daraus resultieren mittlerweile 81 nachweislich Infizierte.“ Aus diesen Fällen wiederum entstehen Folgefälle bei Angehörigen und Familien der Betroffenen. „Durch solche Fälle erhält das Infektionsgeschehen in einer Stadt schnell eine gewisse Dynamik“, so Scholten. Mit besagtem Heim ist Wohlbehagen am Schlossberg gemeint.
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Beschlossene Maßnahmen
Der Krisenstab der Stadt hat sich in seiner letzten Sitzung ganz gezielt dafür ausgesprochen, in den Bereichen Schule und Pflegeheime weitere Maßnahmen umzusetzen. So wurden, um asymptomatisch erkrankte Mitarbeiter schnell identifizieren zu können, die Schnelltests für das Heimpersonal ausgeweitet. Auf diese Weise sollen Infektionen schneller erkannt und größere Ausbrüche verhindert werden.
Die gleichbleibend hohen Infektionszahlen resultieren laut Stadt außerdem aus Testungen, die auf das Infektionsgeschehen in Schulen und Kitas zurückzuführen sind. Durch Einzelfälle komme es immer wieder zu Quarantänemaßnahmen oder (Teil-)Schließungen unterschiedlicher Einrichtungen. In diesem Rahmen entstünden Reihentestungen, die oftmals wieder positive Folgefälle nach sich ziehen würden.
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Blickpunkt Schulen
Aktuell hat die Stadt Hagen eine neue Allgemeinverfügung auf den Weg gebracht, die vor und nach dem Schulbesuch zwischen 7 und 16.30 Uhr das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für Schülerinnen und Schüler in einem Radius von 50 Metern rund um die weiterführenden Schulen und Berufsschulen vorsieht. Die erweiterte Maskenpflicht gilt ab heute, 9 Uhr. „Ganz bewusst schreiten die Kollegen des Stadtordnungsdienstes, welche die Schulen zurzeit gemeinsam mit der Polizei bestreifen, seit dieser Woche im Umkreis bei Verstößen gegen das Ansammlungsverbot oder die Maskenpflicht niederschwellig ein und verhängen nun unmittelbar ein Bußgeld“, erklärt die Stadt. Übrigens wartet die Stadt Hagen seit Anfang November auf eine Antwort aus Düsseldorf, ob Wechselunterricht stattfinden dürfe. Am Cuno-Berufskolleg und an der Kaufmannschule I gibt es seit gestern neue Quarantänemaßnahmen.
Der Test-Druck
„Seit Beginn der Pandemie vertreten wir die Ansicht, möglichst viele Infektionen – besonders die asymptomatischen Krankheitsverläufe – aufdecken zu wollen“, erläutert Dr. Anjali Scholten. „Das gelingt uns durch ambitioniertes Testen in Sachen Infektionsschutz. Und durch eine kontinuierliche Nachverfolgung von Kontakten.“ Diesbezüglich hat die Stadt Hagen im November und Dezember rund 50 neue Mitarbeiter eingestellt.
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„In der Regel können wir Kontaktpersonen – mittlerweile wieder – noch am gleichen Tag oder mit einem Tag Latenz erreichen“, so Scholten. Das Gesundheitsamt der Stadt Hagen führt Testungen nur hinsichtlich des Infektionsschutzes – das heißt an asymptomatischen Personen – durch. Darunter fallen Reihentestungen in Schulen, Kitas und Pflegeheimen oder Hausbesuche sowie Testungen von Kontaktpersonen.
Der Testdruck in Hagen ist enorm groß
Vorsorglich getestet werden Kontakte der Kategorie 1. Die täglichen Testzahlen des Gesundheitsamtes richten sich nach dem Infektionsgeschehen: Beispielsweise wurden aufgrund zahlreicher Reihentestungen allein in Schulen, Kitas und Heimen sowie durch Hausbesuche am Dienstag, 3. November, über 1000 Testungen durch das Gesundheitsamt vorgenommen. Am Montag, 30. November, hat es in Schulen, Kitas und Pflegeheimen, bei Hausbesuchen sowie im Drive-In-Testzentrum insgesamt 624 Tests gegeben.
Am gestrigen Montag, 7. Dezember, lag die Testanzahl durch das Hagener Gesundheitsamt bei 620 Testungen.
Es bahnt sich ein Durchbruch bei den überfüllten Schülerbussen an
Angesichts der völlig mit Schülern überfüllten Busse in den Morgenstunden und nachmittags stehen die Stadt, die Schulen und die Verkehrsbetriebe nach Informationen unserer Zeitung vor einem Durchbruch. Die Startzeiten der Schulen im Innenstadtbereich sollen entzerrt werden. Im Blick hat man ein Zeitfenster zwischen 7 und 9 Uhr.
So könnten alle Schüler, ohne eng aneinandergepresst zu sein, mit Abstand im Linienverkehr zur Schule kommen.