Hagen-Mitte. Das Ordnungsamt in Hagen hat vor der Berufsschule Corona-Bußgelder verhängt. Richtig chaotisch, so die Schüler, ginge es aber im Gebäude zu.

Morgens kurz vor 8 Uhr vor der Kaufmannsschule in der Springmannstraße in der vergangenen Woche: Die Schüler sammeln sich, wollen zum Unterricht. Fünf Berufsschüler stehen noch unten zusammen und unterhalten sich. Sie tragen Masken, stehen aber nur etwa einen Meter auseinander.

Da kommt das Ordnungsamt angefahren. Kurze Belehrung, dann wird ein Bußgeld verhängt. Es liegt am Ende bei 150 bis 250 Euro. Die Schüler sind nicht sauer, sie sind enttäuscht. Es geht ihnen nicht um diese Szene und das Bußgeld, sondern um Verhältnismäßigkeit. Denn in der Schule gibt es aus ihrer Sicht eine nur schwer kontrollierbare Situation.

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Die fünf Schüler möchten nicht, dass ihre Namen genannt werden. „Es geht ja auch nicht um uns persönlich, sondern ums Prinzip“, sagt eine junge Dame: „Was innerhalb der Schule vor sich geht, das ist einfach nicht richtig. Und wenn man dann draußen abkassiert wird, weil 50 Zentimeter Abstand trotz des Tragens von Masken gefehlt haben, dann fragt man sich als Schüler, ob die Behörden eigentlich wissen, was innerhalb der Schule so läuft.“

Kritische Fragen an die Schulleitung

Die Schüler haben die Schulleitung mit ihrer Kritik konfrontiert. Die jungen Leute können nur schwer nachvollziehen, dass sie immer noch weiter zum Präsenzunterricht kommen müssen, obwohl die Räume zu klein sein, die Schule ständig Fälle und Quarantänemaßnahmen habe, nicht ausreichend Desinfektionsmittel vorhanden sei und dass nicht regelmäßig gelüftet werde.

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So würden in Räumen, in denen eigentlich nur zwölf Schüler sitzen dürften, bis zu 20 Leute unterrichtet. Für Klassenarbeiten würden spontan die Sitzordnungen verändert und Lehrer würden auch an Tastaturen der Schüler Hilfestellung geben, ohne die Geräte im Anschluss zu desinfizieren. Mehrere Lehrer seien in Quarantäne und es gebe Wochen, da werde komplett Vertretungsunterricht gefahren. „Das spielt sich innerhalb der Schule ab und draußen herrschen dann aber höchst strenge Regeln. Das passt nicht zusammen“, sagt eine Schülerin. Auch Ausbildungsbetriebe hätten sich deswegen schon an die Schule gewendet.

Stadt Hagen reagiert deutlich

„Unabhängig davon, ob die Ansammlung auf dem Schulgelände oder davor stattfand, handelt es sich um öffentlichen Raum im Sinne des Paragrafen 1 der Coronaschutzverordnung“, erklärt die Stadt in einer Stellungnahme zum Fall. „Ganz bewusst schreiten die Kollegen des Außendienstes, die die Schulen zurzeit gemeinsam mit der Polizei bestreifen, niederschwelliger ein und verhängen nun unmittelbar ein Bußgeld. Wir mussten in den vergangenen drei Wochen nämlich immer wieder feststellen, dass an den Schulen aufgrund des Verhaltens der Schüler, die immer wieder in größeren Gruppen zusammenstehen, ein nicht zu unterschätzendes Problem vorherrscht. Insbesondere die weiterführenden Schulen zeichnen sich dadurch aus, dass zum Beispiel Schüler in großen Gruppen in die Fußgängerzone strömen“, so Stadt-Pressesprecher Michael Kaub.

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Gerade weil es an den Schulen ständig zu Quarantänemaßnahmen komme und vor den Schulen zu Verletzungen des Kontaktverbotes, habe man diesen Bereich besonders im Blick.

Appell in Richtung Düsseldorf gesendet

„In diesem Zusammenhang verweise ich auf unsere Pressemitteilung vom vergangenen Mittwoch, in der sich Hagen gemeinsam mit den anderen betroffenen NRW-Städten mit einem Inzidenzwert von über 200 in Düsseldorf dafür stark macht, dass in allen Schulen ab Klasse 8 ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden muss – unabhängig von der Maskenpflicht“, so Michael Kaub von der Stadt Hagen. Hagen führt das Ranking der NRW-Städte mit Blick auf den Inzidenzwert aktuell an.

Kaub: „Zudem mussten wir feststellen, dass das anfängliche Verständnis für unsere Kontrollen, die nur mit Ansprache stattfanden, wich. Sie wurden von den Schülern überwiegend nur noch belächelt. Reine Präsenzstreifen wie zu Beginn lassen sich die Schüler nicht mehr zur Warnung reichen, so dass der Kontrolldruck erhöht wurde, um das Problem in den Griff zu bekommen. Soll heißen: Wir werden auch in den kommenden Wochen an und vor Schulen unmittelbar mit Bußgeldern ahnden.“

Abstandsregeln gelten nicht

Es sei aktuell tatsächlich so, dass Abstandsregelungen in Schulen nicht gelten und die Schüler im Unterricht daher keine Abstände einhalten müssten und könnten. Ansonsten stelle die Stadt selbstverständlich allen Schulen auskömmlich Seife und Desinfektionsmittel zur Verfügung. Die Verteilung innerhalb der Schulen werde von diesen in eigener Verantwortung ausgeübt, genauso wie für eine ausreichende Lüftung zu sorgen, erklärt die Stadt auch mit Blick auf die Kaufmannsschule I.