Wehringhausen. Während die Chancen auf der Westside hinter dem Bahnhof in aller Munde sind, spricht kaum jemand über die Varta-Insel. Sie ist ähnlich attraktiv.

„Noch haben wir niemanden konkret an der Hand, aber ich halte dieses Areal für absolut gut vermarktbar“, klingen die Worte von Burkhard Schwemin, Geschäftsführer der Hagener Industrie- und Gewerbeflächen-Gesellschaft (HIG), beim Blick auf die Wehringhauser Varta-Insel keineswegs bloß wie bemühter Zweckoptimismus. Ähnlich wie Hagen-Agentur-Chef und Wirtschaftsförderer Volker Ruff ist der kommunale Flächen-Manager überzeugt, dass die von der HIG erworbenen 62.000 Quadratmeter des einstigen Batterieherstellers für klassische Gewerbebetriebe eigentlich viel zu schade sind. „Wir wollen durchaus mit hochwertigen Ansprüchen in die Entwicklung gehen“, verweist Ruff darauf, dass Hagen nicht mehr viele Alternativangebote auf diesem Niveau aus dem Hut zaubern könne. Doch bis es am Rande der Bahnhofshinterfahrung zu den ersten Spatenstichen kommen kann, dürfte das Jahr 2025 ins Land ziehen.

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Spannendes Wohnumfeld

Zwar blicken die städtischen Planer und die Politik zurzeit vorzugsweise auf das deutlich kleinere Westside-Gelände zwischen Hauptbahnhof und Bahnhofshinterfahrung. Dort sollen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektentwicklern bereits im Laufe des kommenden Jahres die ersten Entwicklungsentwürfe auf dem Tisch liegen, um dort ein neues Stadtquartier entstehen zu lassen. Doch die sogenannte Varta-Insel bietet für moderne Dienstleistungsunternehmen und hochwertige Büronutzungen mindestens vergleichbare Potenziale: Der Hauptbahnhof ist in zehn Minuten bequem zu Fuß erreichbar, die Verkehrsanbindungen zu A 1, A 45 und A 46 kurz sowie die Infrastruktur des zunehmend zum Szene-Quartier sich entwickelnden Wehringhausen liegt um die Ecke.

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Die Entwicklung der Varta-Insel eröffnet die Chance, besonders qualitätvolle Ansiedlungen zu ermöglichen.
Die Entwicklung der Varta-Insel eröffnet die Chance, besonders qualitätvolle Ansiedlungen zu ermöglichen. © Hagen-Agentur

„Gerade die Nähe zu Wehringhausen mit all seinen spannenden städtebaulichen und wohnungsmarktpolitischen Impulsen macht die Fläche für manche Investoren sogar noch interessanter als die Westside“, weiß Wirtschaftsförderer Ruff. Hinzu kommt, dass für die Varta-Insel die drohenden Restriktionen durch den sogenannten Störfallbetrieb Deutsche Edelstahlwerke – DEW fällt unter die EU-Störfallverordnung (Seveso-III-Richtlinie), aus der sich im direkten Umfeld erhebliche Nutzungseinschränkungen ergeben – nicht greifen und somit vielfältigere Nutzungsmöglichkeiten sich eröffnen.

Insgesamt sind etwa 37.000 Quadratmeter zwischen dem Grüngürtel-Hang des Kuhlerkamps und der Ennepe nutzbar. Das Gestaltungskonzept der Stadtplaner sieht vorzugsweise drei- bis viergeschossige Baukörper vor, die über den bereits bestehenden Kreisverkehr an der Kuhlestraße angebunden werden. Die Gebäude mit Dachterrassen, so die Idee des städtebaulichen Konzeptes, sollen sich zur Ennepe hin öffnen und mit ausreichend Abstand positioniert werden, damit dazwischen Grünflächen und Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen können.

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Anstehende Sanierung an Bedürfnisse von Unternehmen angleichen

Zunächst gilt es jedoch, die mit Giftstoffen kontaminierten Flächen aus jahrzehntelanger Batterie-Produktion zu sanieren. Eine entsprechende Gefährdungsbeurteilung liegt bereits auf dem Tisch und eine Sanierungsplanung, die sich allein schon über anderthalb Jahre hinzieht, entsteht gerade. Hier kooperiert die HIG mit dem in Hattingen ansässigen Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV, siehe Infobox). Ein entsprechendes Vertragswerk ist unterschriftsreif, bestätigt Burkhard Schwemin. Parallel dazu hat die HIG auch schon Kontakt zu interessierten Unternehmen aufgenommen, um eventuell die anstehende Sanierung auf deren konkrete Bedürfnisse abstimmen zu können.

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Unterirdischer Graben muss zudem saniert werden

Kernpunkt der Flächenaufbereitung wird sein, einen unterirdischen Graben unter dem Gelände, durch den Ennepe-Wasser fließt und der einst zum Betrieb technischer Anlagen im Rahmen der Batterieproduktion diente, zu sanieren und freizulegen. Die Hinterlassenschaften der Schlacken und Stoffe in den zubetonierten Böden werden im Rahmen eines Monitoringverfahrens überprüft, bevor das Wasser in den Fluss sickert. Ansonsten soll der Untergrund nach Möglichkeit gar nicht angefasst, sondern für die Ewigkeit versiegelt werden. Die Kosten für diese Maßnahmen trägt zu 80 Prozent der AAV. Den Restbetrag übernimmt die HIG

Die Sanierung als Flächenressourcen schonende Maßnahme – ein Überblick

Sind Boden und Grundwasser verunreinigt, entstehen Gefahren für Mensch und Umwelt. Um diese abzuwehren wurde der „AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung“ 1988 in Nordrhein-Westfalen gegründet.

Zusammengeschlossen sind in ihm sowohl das Land NRW und seine Kommunen als auch Unternehmen, die gute Gründe für ihre freiwillige Mitgliedschaft im AAV haben. Denn der Verband verfügt über ein umfassendes Know-how und umfangreiche Erfahrung im Umgang mit Boden- und Grundwasserbelastungen. Zudem ist er allgemein als neutraler und kompetenter Mittler ohne eigene wirtschaftliche Interessen anerkannt .

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Der AAV ist ein sondergesetzlicher Verband. Einen vergleichbaren Status haben in NRW Wasserverbände wie die Emschergenossenschaft oder der Ruhrverband.

Mal wird der Verband als Maßnahmenträger aktiv, der auch den Großteil der Kosten übernimmt, mal unterstützt er seine Mitglieder mit fachlichem und rechtlichem Rat oder als unabhängiger Mittler und Mediator – und führt so auch hochkomplexe Sanierungsprojekte zum Erfolg.

Das Aufgabenspektrum reicht von der Sanierungsuntersuchung über die Planung bis zur erfolgreichen Durchführung.

Konkret bringt der AAV infrastrukturell meist gut erschlossene Flächen wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück. Er leistet somit einen Beitrag zur Innenentwicklung und reduziert den Verbrauch von Natur-, Landwirtschafts- und Erholungsflächen.