Hagen. Im öffentlichen Bewusstsein spielt die Varta-Insel in Wehringhausen bloß eine geringe Rolle. Doch die Stadt sieht in dem Areal großes Potenzial.

Ähnlich zentrale Innenstadtlagen sind für Investoren und Projektentwickler heute kaum noch zu bekommen: Mit zwei attraktiven Flächen in unmittelbarer Innenstadt-Nähe versucht die Stadt Hagen – trotz der scheinbar übermächtigen Konkurrenz aus den Ruhrgebietsmetropolen wie Dortmund und Essen – ansiedlungswillige Unternehmen an die Volme bzw. an die Ennepe zu locken.

Neben der Westside (26.000 Quadratmeter zwischen Hauptbahnhof und Bahnhofshinterfahrung), um deren attraktive städtebauliche Gestaltung sich aktuell die Hagen-Agentur im Rahmen eines Werkstattverfahrens mit drei ausgesuchten Projektentwicklungsgesellschaften (S&G Development GmbH, Frankfurt; Geohaus GbR, Mühlheim; Dudoq Real Estate GmbH, Aachen) bemüht, rückt zunehmen auch die Varta-Insel in den Fokus des Interesses. Diesen ermutigenden Eindruck nahm die Hagener Delegation jüngst bei der Münchener Immobilien-Messe Expo Real mit nach Hause.

Die einstigen Flächen des Batterie-Herstellers, die zum Teil bereits für den Bau der Bahnhofshinterfahrung genutzt wurden, sind zuletzt von der Hagener Industrie- und Gewerbeflächen GmbH (HIG) erworben worden. Dabei handelt es sich um ein Gesamtareal von stolzen 62.000 Quadratmetern Fläche, das eines Tages ein Potenzial von etwa 37.000 Quadratmetern zur Ansiedlung von Unternehmen zwischen dem Grüngürtel zum Kuhlerkamp und der Ennepe bieten soll. „Durch die günstige Anbindung zur neuen Bahnhofshinterfahrung und die Nähe zum Hauptbahnhof wird es uns sicher leicht fallen, Flächen an diesem hochwertigen Standort zu vermarkten“, geben sich Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Hagen-Agentur-Geschäftsführer Volker Ruff optimistisch und zugleich froh, dass die Stadt Hagen sich das attraktive Grundstück als Potenzialfläche sichern konnte.

Hochbelastete Fläche

Wie auch schon bei der Westside kümmert sich der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) um die sicherlich anspruchsvolle Sanierung der durch die jahrzehntelange Batterieproduktion hochbelastete Fläche, durch deren Untergrund sich auch noch ein Gewässer seinen Weg bahnt. Das Wehringhauser Projekt ist bereits in den AAV-Maßnahmenplan aufgenommen worden und auch das NRW-Umweltministerium, so die HIG, hat das Sanierungsprojekt genehmigt.

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„Voraussetzung hierfür“, so die beiden Geschäftsführer Michael Greive und Burkhard Schwemin, „war eine bereits durch die HIG in Auftrag gegebene Gefährdungsbeurteilung und Sanierungsplanung, die aufgrund der konstruktiven Verhandlungen mit dem Vorbesitzer der Fläche und der Zusammenarbeit mit dem Hagener Umweltamt möglich war.“ Damit ist gewährleistet, dass nach entsprechender Änderung des Bebauungsplanes und erfolgter Sanierung bereits in drei Jahren mit der Vermarktung begonnen werden könnte.

Drei- bis viergeschossig

Das Gestaltungskonzept der Stadtplaner sieht drei- bis viergeschossige Baukörper vor, die über den Kreisverkehr Kuhlestraße an die Bahnhofshinterfahrung angebunden werden. Durch eine Orientierung hin zur Ennepe, großzügige Grünflächen und platzartige Öffnungen sowie die Chance zu Dachterrassen versprechen sich die Stadtplaner eine hohe Aufenthaltsqualität.

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Wirtschaftsförderer Ruff setzt dabei weniger auf eine klassische Gewerbenutzung, sondern sieht die Varta-Insel als interessanten Potenzial-Standort für Dienstleistungsunternehmen und hochwertigere Büronutzungen. Zumal sich von dort der Hauptbahnhof auch für Fußgänger bequem in zehn Minuten erreichen lasse. „Gerade durch die Nähe zu Wehringhausen mit all seinen spannenden städtebaulichen und wohnungsmarktpolitischen Entwicklungen ist die Fläche für manche Investoren sogar noch interessanter als die Westside“, erinnert der Hagen-Agentur-Chef daran, dass die Varta-Insel ja auch nicht den Restriktionen durch den Störfallbetrieb Deutsche Edelstahlwerke (die Firma fällt unter die EU-Störfallverordnung – Seveso-III-Richtlinie – aus der sich im Umkreis von 525 Metern Nutzungseinschränkungen ergeben) unterliege.

Damit sind entlang der Ennepe neben Büros und Hotellerie auch klassisches Wohnen und Co-Working-Angebote vorstellbar. „Wir wollen durchaus mit hochwertigen Ansprüchen in die Entwicklung gehen – wir haben nicht mehr so viele attraktive Flächenangebote in diesem Segment“, betont Ruff. „Klassische Gewerbegebiete sollten wir an anderer Stelle entwickeln.“