Hagen. Die AfD in Hagen hat eine eigene Liste für die Integrationsratswahl am 13. September aufgestellt. An der Spitze: eine gebürtige Engländerin.
Wer am 13. September sein Kreuzchen für die Wahl zum Hagener Integrationsrat machen will, wird sich möglicherweise verwundert die Augen reiben. Ganz oben auf dem Wahlzettel steht die AfD – mithin eine Partei, die für ihre integrationskritische Haltung bekannt ist. Doch als Provokation will Vorsitzender Michael Eiche die Kandidatur seiner Fraktion keineswegs verstanden wissen: „Wir haben es uns gut überlegt, mit einer eigenen Liste anzutreten. Nur so können wir bei der Integration ein Wörtchen mitreden.“
Die AfD-Liste wird angeführt von Constance Fenn (59), einer gebürtigen Britin, die seit 1979 in Deutschland lebt, die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und Hagen als ihre Heimat betrachtet: „Ich glaube, ich bin ein gutes Beispiel für das, was man als gelungene Integration bezeichnet. Ich bin als Gastarbeiterin, so nannte man uns damals, gekommen und weiß, was es heißt, in einem fremden Land zurechtkommen zu müssen.“ Sie brachte sich selbst die deutsche Sprache bei, wurde Altenpflegerin und gründete eine Familie: „Es war hart, und auch wenn ich im Herzen immer Engländerin bleiben werde, so bin ich stolz darauf, es geschafft zu haben.“ Im Integrationsrat wolle sie ihre Erfahrungen weitergeben: „Dass man, wenn man kämpft, auch etwas erreichen kann.“
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SPD sieht Grundlage der Wahl zerstört
Die AfD ist die einzige der im Rat vertreten Fraktionen, die mit einer eigenen Liste für den Integrationsrat kandidiert. Die politischen Gegner sehen darin eine Gefahr: „Das ist ein Quermanöver, mit dem die AfD die Grundlage für die Integrationsratswahl zerstört“, so Friedrich-Wilhelm Geiersbach (SPD).
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Gedacht sei ja eigentlich, dass die in Hagen vertreten Nationalitäten eigene Listen für das Gremium aufstellten, die dann mit Ratsvertretern ergänzt würden. Der Rat habe außerdem das Recht, weitere Vertreter aus Nationen, die nicht gewählt worden seien, in den Integrationsrat zu entsenden: „Davon haben wir in der Vergangenheit allerdings wenig Gebrauch gemacht.“
Die Gründe der AfD Hagen für eine eigene Liste
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Das ist denn auch einer der Gründe, die die AfD dazu bewogen haben, eine eigene Liste aufzustellen. Der Integrationsrat wirke wie ein Club, in dem viele der in Hagen lebenden Menschen mit Migrationshintergrund gar keine Stimme fänden, so Eiche: „EU-Ausländer oder Aussiedler wird man dort kaum finden.“ Diese verkrusteten Strukturen gelte es aufzubrechen. Die AfD habe auch nichts gegen Zuwanderer einzuwenden: „Im Gegenteil, wir brauchen qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland, aber keine Wirtschaftsflüchtlinge. Ich stelle mir ein Auswanderungsgesetz vor, wie es die Kanadier haben.“
Friedrich-Wilhelm Geiersbach wird es dennoch unbehaglich zumute, wenn er an einen Integrationsrat denkt, in dem zukünftig AfD-Vertreter mitdiskutieren werden: „Ich sehe das hochkritisch. Die werden versuchen, dort alles aufzumischen.“