Hagen. Eine Studie im Auftrag des Arbeitgeberverbandes sieht Hagen auf Rang 330 von 396. Die Expertise deckt vor der Kommunalwahl viele Defizite auf.
Standortnachteile durch hohe Gewerbesteuern, fehlende Innovationskraft, mangelnde Attraktivität für Fachkräfte – das sind Defizite, die eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft im Auftrag des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV) aufdeckt. Immerhin macht die gute Breitbandversorgung Hoffnung.
Trotzdem liegt Hagen im NRW-Ranking von 396 Kommunen nur auf Platz 330 – immerhin noch vor Ruhrgebietsstädten wie Oberhausen, Duisburg und Gelsenkirchen. Monheim, Attendorn und Verl führen die Liste der attraktiven Wirtschaftsstandorte an.
MAV legt den Finger in die Wunde
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Dass der MAV um seinen Geschäftsführer Özgür Gökce gerade jetzt noch einmal den Finger in die Wunde legt, ist kein Zufall. In wenigen Tagen ist Kommunalwahl. Es geht darum, wer die Verwaltung künftig lenkt, wer die Stadt repräsentiert und wer im Rat das Sagen hat. „Für die Stadt und den kommenden Oberbürgermeister gibt es von unserer Seite den klaren Auftrag, die Defizite anzugehen“, so Özgür Gökce, der gleichzeitig erklärt: „Unsere Kernbotschaft ist aber auch: Wir wollen nicht nach hinten schauen. Wir wollen uns aktiv mit unserem Netzwerk relevanter Akteure einbringen.“
Ein Dorn im Auge ist dem MAV vor allem die hohe Gewerbesteuer, die einst unter dem Spardiktat der Bezirksregierung auf 520 Punkte festgesetzt wurde (NRW-Schnitt 451). Damit liegt Hagen im NRW-Vergleich auf Rang 382 von 396. „Das macht die Stadt für Neuansiedlungen nicht attraktiv und ist für Unternehmen vor Ort eine große Belastung“, so Özgür Gökce.
Fehlende Attraktivität für Fachkräfte
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Ein weiteres Problem: die fehlende Attraktivität der Stadt für Fachkräfte, die die Industrie so händeringend sucht. Laut Studie seien Indikatoren dafür unter anderem positive Bedingungen am Wohnungsmarkt.
Fehlanzeige in Hagen – wenn man der Studie folgt. „Die Anzahl der Baugenehmigungen fällt in Hagen im Vergleich zum Durchschnitt der kreisfreien Städte in NRW deutlich geringer aus“, heißt es in der Zusammenfassung. Auch die Anzahl der Wohnungsneubauten falle unterdurchschnittlich aus. Drei Baugenehmigungen je 1000 Wohnungen wurden in Hagen erteilt. Rang 347 in NRW. Der Landesschnitt ist mit 6,2 doppelt so hoch. Hinzu kommt: „Wie auch in den anderen kreisfreien Städten in NRW steht in Hagen verhältnismäßig wenig Wohnfläche je Einwohner zur Verfügung.“
Bei Kaufkraft hinkt Hagen hinterher
Auch bei der Kaufkraft hinkt Hagen hinterher. Platz 328 in NRW. „Die verhältnismäßig geringe Kaufkraft in Hagen verdeutlicht den recht niedrigen regionalen Wohlstand der Stadt“, so steht es geschrieben. Auch das Wachstum von 2014 bis 2019 liegt in diesem Bereich mit acht Prozent weit unter dem Landesschnitt (elf Prozent).
Immerhin: Neben der guten Anbindung an das schnelle Internet (flächendeckend mindestens 50 Mbit/s) hebt die Studie den positiven Wanderungssaldo bei den 30- bis 50-Jährigen hervor. „Ob es sich dabei aber vorwiegend um Fachkräfte handelt, wissen wir nicht“, sagt Özgür Gökce und lässt eine gewisse Skepsis durchblicken. Dagegen zieht die junge Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 30 Jahren vornehmlich aus Hagen fort.
Lage im Grünen zeichnet die Stadt aus
Daneben hebt die Studie die Lage der Großstadt im Grünen als weichen Standortfaktor hervor (naturnahe Flächen 47,9 Prozent, Landesschnitt 29,2). Auch die Beschäftigungsquote bei den Frauen macht Hoffnung. Mit 51,3 Prozent liegt Hagen zwar in etwa im Landesschnitt (51,6), trotzdem reicht es nur zu Platz 350. „Dabei sind gerade Regionen attraktiv, die sowohl Männern als auch Frauen ein vielfältiges Arbeitsangebot bieten“, heißt es dazu in der Studie. Positiv darüber hinaus: die gute Verkehrsanbindung. In 4,1 Minuten ist man im Schnitt in Hagen auf der nächsten Autobahn (Landesschnitt 10,4).
Das ausführliche Interview mit MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce finden Sie auf Lokalseite 4.