Hagen. Sein Antritt Mitte März wurde von Corona getrübt. Dennoch spürt Olaf Wiegand schon den besonderen Geist, der durch das AD weht.
Der Amtsantritt von Olaf Wiegand hatte schon etwas Absurdes. „Man stelle sich vor, man kommt an seine neue Schule, und niemand ist da“, sagt er. Keine Schüler. Keine bzw. nur wenige Lehrer. Und dabei ist Wiegand nicht irgendwer. Der 51-jährige Pädagoge ist vielmehr der neue Leiter des Albrecht-Dürer-Gymnasiums.
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Doch in Zeiten von Corona ist eben alles anders. Kein großer Empfang, stattdessen eine eher schüchterne Begrüßung durch das Leitungsteam, also jene Lehrer, mit denen Wiegand besonders eng zusammenarbeitet. Erst einige Tage später konnte sich Wiegand dann auf einer dezentralen Lehrerkonferenz, in der er von einem Raum zum nächsten pendeln musste, dem gesamten Kollegium vorstellen. Inzwischen kennt er auch den einen oder anderen Schüler mit Namen. Sein Eindruck: „Durch diese Schule zieht ein besonderer Geist.“
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Behutsam an die Strategie des Vorgängers Bernhard Scheideler anknüpfen
Wenn eine Schule mit Latein als erster Fremdsprache startet, spricht sie in der Regel bildungsnahe Menschen an. Das ist Wiegand auch bewusst, doch er will behutsam an die Strategie seines Vorgängers Bernhard Scheideler anknüpfen: „Ein Gymnasium sollte offen sein für jedes Kind mit gymnasialer Befähigung. Denn es kommt nicht darauf an, wo die Kinder herkommen, sondern wo sie hinwollen und ob sie bereit sind, etwas dafür zu tun.“ Dann, so Wiegand, bekämen sie von ihm auch jede mögliche Unterstützung.
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Manchmal müsse man als Pädagoge eben „genauer hinsehen“
Der neue Schulleiter, der in Hennen wohnt, studierte Deutsche, evangelische Religion und Geschichte und im Aufbaustudium Deutsche als Fremd- und Zweitsprache. Anschließend war Wiegand am Gymnasium Hammonense in Hamm und am Heisenberg-Gymnasium in Dortmund-Eving tätig, ehe es ihn als stellvertretenden Leiter ans Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Remscheid zog, von wo aus er den Sprung ans AD wagte. „Wir unterrichten Schüler, keine Fächer“, lautet sein pädagogisches Credo: „Jeder Schüler hart Stärken, auch wenn das Zeugnis nicht gut aussehen mag.“ Manchmal müsse man als Pädagoge eben genauer hinsehen, vor allem aber die Bereitschaft mitbringen, sich auf die Kinder und Jugendliche n einzulassen: „Denn grundsätzlich ist unsere Arbeit eine Beziehungsarbeit.“
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Schüler schmerzt fehlender Abschied
Obwohl er den Eindruck hat, dass die Freude an Schule und Unterricht in der Corona-Krise insgesamt abgenommen hat, lassen ihn bestimmte Erfahrungen doch zuversichtlich in die Zukunft blicken. Er sei überrascht gewesen, wie sehr viele Schüler den Präsenzunterricht vermissten und dass sich so mancher Abiturient beklagte habe, dass er sich von seinen Lehrern nicht habe verabschieden können: „In dieser Deutlichkeit hätte ich das nicht erwartet.“
Nach dem Lockdown sei es Informatiklehrer Carsten Dittich, der die Homepage der Schule in nächtelanger Arbeit umgebaut habe, zu verdanken gewesen, dass das AD den Unterricht umgehend online fortsetzen konnte. Und inzwischen funktioniere der digitale Unterricht mit Hilfe der Plattform „teams“ auch reibungslos. Aber das sei eben doch nicht dasselbe wie der gute, alte Präsenz-Unterricht.
Das lange Ringen um eine dritte Eingangsklasse
Natürlich hat Wiegand auch das Ringen um die Bildung einer dritten Eingangsklasse, das die Politik in Hagen im Frühjahr 2019 monatelang in Atem hielt, nachverfolgt. Und die aktuelle Diskussion um einen neuen Schulentwicklungsplan, bei dem auch eine Verlagerung und Vergrößerung des Albrecht-Dürer-Gymnasiums ins Spiel gebracht wurde, ist ihm ebenfalls bekannt. „Ich halte es aber nicht für eine gute Idee, wenn man uns ein anderes Gebäude zuweisen würde.“
Dann müsste das AD um seine familiäre Atmosphäre fürchten. Und dieser besondere Geist, der durch die Räume zieht, würde sich dann wohl auch verflüchtigen.
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