Breckerfeld. Die kirchliche Trauung in der Coronakrise sagt ein Paar aus Breckerfeld ab. Die Familie aber schickt das junge Glück auf eine unglaubliche Reise.

Das weiße Kleid, ein zauberhaftes Lächeln, den Strauß in der Hand, Blumen im Haar. Im Hintergrund steigen an Bändern rote Herz-Ballons empor. Die Sonne scheint. Der Auslöser der Kamera klickt – an einem perfekten Tag mitten im Mai. An einem perfekten Tag für ein junges Paar – wenn da nur dieses verfluchte Corona-Virus nicht wäre.

Ein Virus, das seit Wochen dafür sorgt, dass nur noch wenig normal ist. Auch im Leben von Anna (25) und Hendrik Ehrenthal (29). Dieser 9. Mai sollte ihr Tag sein. Ihr Hochzeitstag. Kirchliche Trauung mit Pastor Gunter Urban in der Evangelischen Jakobus-Kirche Breckerfeld. Anschließend große Feier im Martin-Luther-Haus mit Familie, mit Freunden, mit Nachbarn. Nichts sollte daraus werden. Danke Corona. Danke für gar nichts.

Der schönste Tag im Leben zweier junger Menschen

Erster Gottesdienst

Die Evangelische Jakobus-Kirchengemeinde lädt für Sonntag, 17. Mai, 10 Uhr, zum ersten Mal nach der Schließung wegen der Corona-Krise wieder zu einem Gottesdienst in die Jakobuskirche ein.

Um telefonische Anmeldung im Gemeindebüro wird gebeten. Die Besucher müssen namentlich erfasst werden. Anmeldung: 02338/1539.

Und doch ist dieser 9. Mai das geworden, was so ein Hochzeitstag sein soll. „Wir sind uns einig“, sagt Anna Ehrenthal (25), Studentin der Sozialpädagogik, „das war der schönste Tage in unserem Leben.“

Ein Tag voller überwältigender Emotionen, ein Tag voller Freude und voller Freunde – auch ohne kirchliche Trauung, auch ohne großes Fest. Familie und Freunde haben diesen ganz besonderen Traum wahr werden lassen.

Standesamtliche Hochzeit im Heimatmuseum

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Ein Traum, der am Samstagmorgen nach der standesamtlichen Hochzeit im Heimatmuseum Breckerfeld seinen Anfang nimmt. „Wir hatten sogar erst überlegt, alles abzusagen“, sagt Hendrik Ehrenthal. „Dann aber konnten wir zumindest die standesamtliche Trauung auf den 9. Mai verschieben.“ Im kleinen Kreis – mit Trauzeugen und den engsten Angehörigen – schließen sie den Bund fürs Leben. „Nach der Hochzeit haben wir einen Zettel bekommen. Das Auto war geschmückt. Und man hat uns gesagt, dass man uns nun auf eine lange Reise schicken würde“, sagt Anna Ehrenthal (geborene Schulz). „Wir hatten ja zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, was uns erwarten würde.“

Es ist eine Reise durch Breckerfeld, durch Nachbarorte. Aber eigentlich ist es eine Reise durch zwei junge Leben. Denn wenn die Gäste nicht zur Feier zum Brautpaar kommen dürfen, dann kommt das Brautpaar eben zu den Gästen.

Konzert und Lesung für das junge Paar

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„Wir sind nacheinander zu den unterschiedlichsten Stationen gefahren worden. Der Auftakt war bei Elmen Felgner, wo der Benefiz-Chor „Voices to help“, in dem wir selbst singen, ein kleines Konzert für uns gegeben hat.“

Es gibt eine Lesung des Patenonkels Klaus Sommer auf dieser Reise, es gibt Spiele bei Nachbarn und Freunden, und es gibt überall einen Sekt. „Irgendwann mussten wir da ein bisschen kürzer treten“, sagt Hendrik Ehrenthal.

Fotoshooting im Garten des Onkels

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Schließlich geht es zum Fotoshooting im Garten des Onkels. Christof Wippermann legt die Kamera an, der Fotograf der Zeitung ist vor Ort und schießt ein Foto vom Shooting, und Anna lächelt im Brautkleid, das ihre Oma einst genäht und schon ihre Mutter bei ihrer eigenen Hochzeit getragen hat.

Den Abschluss findet die wunderbare Reise dort, wo Anna und Hendrik eigentlich „ja“ zueinander sagen wollten – in der Jakobuskirche gegenüber des Mehrgenerationenhauses, in dem sie mit ihrer großen Familie leben. „Das war der Höhepunkt“, sagt Anna Ehrenthal. Ihr Papa Friedbert Schulz spielt an der Orgel, Freunde haben sich in den Bänken verteilt. Und Anna und Hendrik singen füreinander jeweils die Strophe eines Liedes, die sie selbst für die kirchliche Hochzeit geschrieben hatten, und dann den Refrain gemeinsam: „Best part of me“ von Ed Sheeran.

Ein Tag voller Emotionen

Im Hof des Mehrgenerationenhauses klingt er aus, dieser Tag. Mit einem Grillen mit der Familie. „Es war ein Tag voller Emotionen“, sagt Anna Ehrenthal. „Wir haben so viel Zeit mit so vielen netten Menschen verbringen können.“ Es war ein Tag, wie ihn sich Anna und Hendrik schöner nicht hätten wünschen können.