Hagen. Hagens Restaurants dürfen endlich wieder öffnen. Doch so euphorisch das manchen Gastwirt stimmt, so viel Skepsis herrscht auch.

Auf geht’s in den Lokalen und Restaurants dieser Stadt. Wie am Mittwoch entschieden, sollen die Bundesländer bei schrittweisen Öffnungen der Gastronomien in eigener Verantwortung vorgehen. Weil NRW hier eine Vorreiterrolle einnehmen will, könnten die Restaurants in Hagen schon nächste Woche wieder öffnen. Aufatmen in der Szene, die durch die wochenlange Corona-Schließung unter extremer Existenz-Angst leidet. Was bleibt, sind Spekulationen über mögliche Auflagen.

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Die Familie von Rajic Boseljko (45) betreibt das Restaurant „Haus Jägerruh“ an der Schwerter Straße seit 45 Jahren. Eine Krise wie diese hat man auch hier nie erlebt. Das Geschäft brach zuletzt um 85 Prozent ein, ein Großteil des Teams ist in Kurzarbeit. „Das ist so wichtig, dass es jetzt wieder losgeht“, sagt Boseljko. „Wir haben diese Situation bislang gut gemeistert, weil wir eine Familie sind, aber sehr lange hätte man das auch nicht mehr aushalten können.“

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Noch bis Ende Mai hätten viele wohl durchgehalten

Am anderen Ende der Stadt, in der Pelmkestraße in Wehringhausen, atmet Dimitrios Tzanis (46) in seiner Taverne „Filos“ auf. „Die Lage ist unglaublich angespannt. Von meinen sechs Leuten im Team ist niemand in Kurzarbeit, aber 90 Prozent der Umsätze sind weggebrochen. Ich hätte das noch bis Ende Mai durchgehalten. Danach hätte ich überlegen müssen, wie ich das hier alles beende. Dabei lief das Restaurant so gut, bis die Krise kam.“

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Der Hagener Gastronom Thomas Bielefeld.
Der Hagener Gastronom Thomas Bielefeld. © WP

Immerhin ist neben der Öffnung der Restaurants auch mitentschieden worden, dass der Aufenthalt im öffentlichen Raum nicht mehr nur mit den Angehörigen des eigenen Hausstands oder einer weiteren Person möglich sein soll, sondern auch mit einer Person aus einem weiteren Hausstand. Zwei Familien könnten also quasi essen gehen.

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Beschränkung von Sitzplätzen könnte viele Läden hart treffen

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„Ich bin gespannt, welche Auflagen jetzt aber auf uns Gastronomen zukommen“, sagt Dimitrios Tzanis. Er selbst könne sich Trennwand-Lösungen in den Betrieben vorstellen. Tzanis: „Wenn aber jetzt Restaurants mit wenigen Plätzen auf noch weniger Plätze runtergestuft werden, wird es schwierig bleiben.“

Wenig euphorisch sieht Thomas Bielefeld, dessen Frau Tamara das Novis im Kunstquartier betreibt, die Situation: „Wir werden wieder öffnen – alles andere wäre ein fatales Signal. Aber mit den Auflagen, die jetzt für uns gelten, wird es nicht möglich sein, den betriebsnotwendigen Umsatz zu erzielen.“ Will sagen: Allein die fixen Kosten für Energie, Pacht und Personal übersteigen die Einnahmen – Wareneinkauf noch nicht mitgerechnet „Bei uns ist es egal, ob der Laden brummt oder ob weniger los ist – wir arbeiten in der Regel mit zwei Kräften im Service und zweien in der Küche.“

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Unterstützung vom Staat wird gefordert

Hinzu kommt aus Bielefelds Sicht, dass es fraglich sei, ob die Menschen schon wieder bereit seien, wie früher in Restaurants zu gehen. „Ich habe das Gefühl, dass angesichts der Pandemie viele trotz aller Lockerungen eher zurückhaltend sind.“ Aus seiner Sicht braucht es weitere „flankierende Maßnahmen“, um die Gastronomie-Szene zu stützen. „Wir selbst sind noch relativ gut aufgestellt, weil wir gut gewirtschaftet haben. Aber ich fürchte, dass wir ohne Unterstützung schon sehr bald eine große Pleitewelle erleben werden.“

Solche Töne hörte man am Mittwoch auch von Guido Zöllick, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes: „Die meisten Betriebe befinden sich in der achten Woche der Schließung bei Null-Umsätzen und hohen Fixkosten. Die Lage ist dramatisch“, so Zöllick. „Die nächsten Wochen werden eine Herausforderung­ sein. Es gilt, die Abstandsgebote und noch strengere Hygienevorschriften einzuhalten.“ Viele Betriebe hätten bereits Sicherheitskonzepte erstellt.

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