Seine Helene Alexej ist für Alexander Jawlensky Vorbild für die „Barbarenfürstin“. Das Bild „Mächenkopf“ ist zu sehen im Osthaus-Museum in Hagen

1.

Das Porträt ist eine wichtige Bildgattung für die Expressionisten. In der Darstellung des menschlichen Kopfs können sie mit neu gefundenen Ausdrucksmitteln und vor allem mit der Farbe experimentieren. Ähnlich wie August Macke seine Frau Elisabeth zum bevorzugten Modell wählt, porträtiert auch Alexej von Jawlensky vor allem Menschen aus seinem Umfeld, besonders seine spätere Frau Helene, welche die berühmte Barbarenfürstin von 1912 darstellt.

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2.

Die Liebesgeschichte zwischen Jawlensky (1865-1941) und Helene Nesnakomoff ist abenteuerlich. Die elfjährige Helene zog 1896 als Dienstmädchen mit Jawlenskys Förderin Marianne von Werefkin und dem Maler in eine Doppelwohnung nach München. Schon 1900 malt Jawlensky sie als „Helene fünfzehnjährig“ , das Porträt wird zum Schwellenbild seiner künstlerischen Entwicklung. Zwei Jahre später bringt Helene den gemeinsamen Sohn Andreas zur Welt. Parallel führt der Maler die komplizierte Beziehung zu seiner Mäzenin fort, die gleichzeitig Helenes Arbeitgeberin bleibt.

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Erst 1922 trennt sich Jawlensky von Marianne von Werefkin und heiratet Helene. Der gemeinsame Sohn ist zu diesem Zeitpunkt bereits erwachsen. Helene Nesnakomoff bleibt eine große Unbekannte in der Kunstgeschichte, selbst für Freunde Jawlenskys. So schreibt Elisabeth Macke-Erdmann nach einem Besuch 1911 in München: „In einem kleinen Nebenzimmer lebte Helene, eine junge, hübsche Person, die still und unbemerkt den Haushalt versorgte und alle täglichen Arbeiten verrichtete, aber nie mit am Tisch saß, wenn Gäste anwesend waren.“

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3.

Jawlensky hat Helene in zahlreichen auch exotischen Zusammenhängen porträtiert, als Turbanträgerin, in spanischer Tracht, als Prinzessin Turandot, aber auch als Sinnende und Fürstin. Charakteristisch für viele seiner Werke der Vorkriegszeit ist die Umschließung des Kopfes mit Kappe oder Turban durch eine schwarze oder dunkelblaue Linie. Diese formale Gestaltung kennen wir aus der Kunst von Paul Gauguin.

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Der Hintergrund ist durch verschiedene Blautöne definiert, die Figur schaut am Betrachter vorbei. Ihre schwarzen Locken betonen das farbintensive Gesicht. Die gelbe Bluse mit grünem Halsausschnitt und rotvioletter Haut bilden die Basis für das exotische Antlitz.

Die Barbarenfürstin gilt als eine der besten Arbeiten Jawlenskys. Der Künstler wird 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. Die Nazis diffamieren seine Arbeiten 1937 als entartet, 72 seiner Werke werden beschlagnahmt.

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4.

Bereits im Gründungsjahr der „Neuen Künstlervereinigung München“ 1909 zeigt Karl Ernst Osthaus in Hagen eine Ausstellung mit Werken von Jawlensky und Kandinsky. Heute besitzt das Osthaus-Museum fünf Gemälde des russisch-deutschen Malers, die teils als Schenkungen etwa des Karl-Ernst-Osthaus-Bundes oder aus dem Nachlass Butz und dem Nachlass Berg nach Hagen gekommen sind. Die Barbarenfürstin kann 1956 als Schenkung des Stifterverbandes des Museums bei einer Auktion erworben werden.

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