Hagen. In einer Serie stellt Kulturredakteurin Dr. Monika Willer die Hagener Expressionisten vor. Heute geht es um das Bild „Hutladen“ von August Macke.
Die Expressionisten aus der Sammlung des Osthaus-Museums sind nach langer Europatournee zurück in Hagen. Diese Meisterwerke in ihrer Heimat willkommen zu heißen, sollte das Ausstellungsereignis des Jahres werden. Doch wegen der Corona-Krise ist das Museum geschlossen und die Besucher können nicht zu den Bildern kommen. Daher bringen wir die Gemälde zu Ihnen und verraten in unserer Serie jeweils vier Geheimnisse von Hagens bedeutendsten Kunstschätzen.
1. Um 1900 malen die etablierten Künstler in ihren Ateliers bedeutende Szenen aus Geschichte und Mythologie. August Macke macht das anders. Er geht hinaus auf die Straße. Alltagssituationen faszinieren ihn und vor allem Frauen mit ihren bunten Kleidern. Immer wieder malt er Frauen mit Hüten.
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2. „Helle Frauen vor Hutladen“ ist eines der bekanntesten und schönsten Macke-Bilder überhaupt, ein herausragendes großes Werk, das Macke ein Jahr vor seinem frühen Tod 1914 geschaffen hat. Beim Betrachten fällt auf, dass die Frauen keine Gesichter haben. Das Rund ihrer Köpfe korrespondiert zu den Kreisen, welche die Hüte im Schaufenster darstellen. Die Kleider sind in leuchtenden Juwelenfarben dargestellt, wohingegen die großstädtische Architektur im Hintergrund sich aus blassblauen ineinander geschobenen geometrischen Formen zusammensetzt. Macke experimentiert in diesem Bild mit den Stilrichtungen des Kubismus und Futurismus. Besonders interessiert ihn die Möglichkeit, mit Farben, hier mit Komplementärfarben, Klänge zu erzeugen.
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3. August Macke wird am 3. Januar 1817 in Meschede geboren. Er wächst in Köln und Bonn auf. Mit 16 lernt er auf dem Gymnasium Elisabeth Gerhardt kennen, die Tochter einer eingesessenen Fabrikantenfamilie. Die Eltern haben sich einen anderen Schwiegersohn vorgestellt als einen brotlosen Künstler, aber das junge Paar schafft Fakten, so dass die Familie eine Heirat erlaubt, bevor der erste Sohn auf die Welt kommt. Elisabeth Macke wird zum liebsten Modell August Mackes. Er porträtiert seine Frau mehr als 200 Mal. Ein Porträt von Elisabeth mit Hut in Münster wird als Westfälische Mona Lisa gefeiert. August Macke fällt am 26. September 1914 im Alter von nur 27 Jahren im Ersten Weltkrieg an der Front in Nordfrankreich. Das Hagener Gemälde wurde 1955 von Elisabeth Erdmann-Macke erworben (es wurde über eine Galerie angekauft, die es wiederum laut eigener Überlieferung von EEM erhalten hatte).
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4. Macke hat nicht nur einen „Hutladen“ gemalt. Ein weiteres schönes Exemplar aus dem gleichen Jahr befindet sich in der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster. Dieses Bild ist weniger abstrakt, die Farben sind kräftiger und die Szene konventioneller gestaltet. Der Münsteraner Hutladen ist konservatorisch so empfindlich, dass er nicht mehr reisen darf. Der Hagener Hutladen ist in einem besseren Zustand. Er war bereits das Herzstück internationaler Ausstellungen. Im Prado hat man im Macke-Jahr 2014 sogar eine große Merchandising-Kampagne rund um den Hagener Hutladen inszeniert; ganz Madrid war voll von Fächern und Plakaten mit dem Meisterwerk. Inzwischen werden nicht nur Kaffeebecher und Kunstpostkarten mit Macke-Motiven bedruckt, sondern sogar Reisen auf den Spuren des Ausnahmemalers nach Tunis angeboten. Die Unvergänglichkeit von August Mackes Werk hängt vermutlich mit seiner besonderen Auffassung vom Malen zusammen. Denn Macke war überzeugt: „Ein Kunstwerk ist ein Gesang von der Schönheit der Dinge.“