Hagen. Die Expressionisten sind zurück in Hagen: Ab sofort können die Bürger dieser Schätzte im Osthaus-Museum bewundern.
Zurück in der Heimat: Was als vierjährige Tournee in der österreichischen Hauptstadt Wien begann, nahm am Samstag im Hagener Karl-Ernst-Osthaus-Museum sein Ende. Die rund hundert Gemälde und Grafiken berühmter Expressionisten sind zurück. Etwa 240.000 Besucher hatten die Kunstwerke europaweit bestaunt.
Begleitung durch drei Vortragsabende
Die Ausstellung der Expressionisten im Osthaus Museum kann bis zum 3. Mai besichtigt werden.
Im Rahmen der Ausstellung sind verschiedene Vorträge im Osthaus Museum vorgesehen. Am Dienstag, 10. März, hält Kunsthistorikerin Angelica Jawlensky Bianconi einen Vortrag, am Dienstag, 17. März, ist Klaus Fußmann zu Gast im Museum, und am Dienstag, 21. April, lauschen Interessierte Dr. Christian Ring. Alle Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr.
Um ihre Rückkehr gebührend zu würdigen, eröffneten Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Museumsdirektor Tayfun Belgin am Samstag die zweimonatige Ausstellung der weit gereisten Werke, damit auch die Hagener ihre Schätze endlich bewundern können. Dass selbst der letzte Stuhl besetzt war, bewies das Interesse der Hagener. Tayfun Belgin war zufrieden: „Die Kunstwerke sind zurück, wir sind glücklich!“ Die letzten Wochen hatten er und sein Team damit verbracht, die Ausstellung im Osthaus-Museum vorzubereiten. Die rund 30 Gemälde und 80 Papierarbeiten wurden nach ihren Strömungen geordnet. Unterschieden wurde zwischen den Anhängern der „Brücke“ (1905-1913), zu denen Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde zählen, und der Bewegung „Blauer Reiter“, gegründet 1912 von Wassily Kandinsky und Franz Marc.
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Umfassender Blick in die Geschichte
Doch auch die düsteren Seiten der Geschichte dieser Expressionisten und ihrer Werke wurden am Samstag beleuchtet. So ist Emil Noldes Nähe zum Nationalsozialismus ein Thema der Ausstellung. Auch die Tatsache, dass die Bestände des 1902 durch Karl Ernst Osthaus gegründeten Folkwang-Museums mitsamt aller Namensrechte 1921 an die Stadt Essen verkauft worden waren, wurde tief bedauert. Nichtsdestotrotz schätze man sich glücklich, einige expressionistischen Meisterwerke nun auch dem Hagener Publikum zu präsentieren.
Dieses zeigte sich sichtlich begeistert. „Die Ausstellung ist fantastisch, einfach großartig. Eine gute Gelegenheit, das Hagener Image mal ein wenig aufzupolieren“, fanden Gudrun Sass, Christiane Laufmann und Lissy Schubert. In Sachen Werbung sei allerdings nicht genug getan worden. Dabei war es dem Trio besonders wichtig, dass die Ausstellung mehr Menschen erreicht. „Hier wird meist nur eine bestimmte Zielgruppe angelockt, die sich ohnehin für Kunst interessiert“, bedauerte Gudrun Sass, die aus Herdecke angereist war. „Ich hoffe, dass auch Schülern die Chance gegeben wird, das kulturelle Angebot Hagens wahrzunehmen.“
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Schätze zu schade für den Keller
Auch Josef Schwarz genoss die Ausstellung. „Ich wusste, dass die Bilder während der letzten vier Jahre unterwegs waren und habe sie sehr vermisst. Sie wieder hier zu sehen, ist ein bisschen wie nach Hause zu kommen.“ Einer seiner persönlichen Favoriten sei das Werk „Gaberndorf I“ von Lyonel Feininger und auch die Werke von Käthe Kollwitz würden ihm sehr nahegehen. „Es ist wunderbar, dass Hagen über solche Schätze verfügt, aber sie dürfen nicht im Keller verschwinden. Man sollte stolz auf das sein, was man zu bieten hat, auch in Hagen.“ Bei dem Gedanken, die Bilder könnten aus finanzieller Not verkauft werden, graute es ihm: „Das darf auf keinen Fall geschehen. Hagen hat viel zu bieten, es muss nur mehr daraus gemacht werden.“
Diese Einstellung vertrat auch OB Schulz. „In einer Stadt, die finanzielle Probleme hat, kommt der Vorschlag, solche Gemälde zu verkaufen, immer mal wieder auf. Aber vom Tafelsilber kann man nicht die Zukunft gestalten. Es gilt, unser kulturelles Erbe zu bewahren.“ Schulz wünschte sich einen Etat, um weitere Kunstwerke anzukaufen und damit auch die Gegenwartskunst weiter zu fördern. Von der Tournee der Bilder sei er begeistert gewesen. „Sie durch Europa wandern zu lassen, war besser als jede Marketingaktion. Und auch in Hagen konnten wir heute Menschen jeden Alters anlocken. Ein so gut besuchtes Osthaus-Museum ist leider nicht Alltagserfahrung.“