Hagen. Fast 700 Menschen starben beim letzten großen Luftangriff auf Hagen. Ein Buch rückt den 15. März 1945 auf außergewöhnliche Art in den Fokus.
Ein Tag, ein Buch. Ein Tag, 440 Seiten. Ein Tag, ein Werk. Ein außergewöhnliches noch dazu. Denn dass Historiker einen einzigen Tag so sehr in den Fokus rücken, kommt eher selten vor. „All diese Informationen zusammenzustellen, war eine Sisyphosarbeit“, sagt Ralf Blank, der Historiker, „eine so systematische Aufarbeitung eines einzigen Angriffs – das hat es meines Wissens nach in dieser Form noch nicht gegeben.“
Dass das in diesem Fall gelungen ist, liegt daran, dass dieser Tag in der Geschichte der Stadt ein außergewöhnlicher war. Der 15. März 1945 ist wohl der schwärzeste Tag in der Geschichte der Stadt. Es ist der Tag, an dem Bomber die Reste der Innenstadt in Schutt und Asche legten. Fast 700 Menschen kamen um.
Kanadischer Flieger ermordet
Vorstellung in der SIHK
75 Jahre nach dem letzten großen Luftangriff auf Hagen wird das Buch „Hagen – 15. März 1945“ vorgestellt.
Am Sonntag, 15. März, 16 Uhr, werden in der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer, Bahnhofstraße 18, neben Oberbürgermeister Erik O. Schulz auch die beiden Autoren Dr. Ralf Blank (Stadt Hagen) und Dr. Marcus Weidner (LWL) sprechen.
Mit diesem Tag und all den Hintergründen und Folgen des Angriffs – damit beschäftigt sich das Buch von Dr. Ralf Blank, Andreas Korthals und Marcus Weidner. „Hagen – 15. März 1945. Zerstörte Stadt, Besetzung und Kriegsverbrechen“ lautet der Titel des Werks, das jetzt im Klartext-Verlag erschienen ist.
Möglich ist das auch geworden, weil jeder Autor einen eigenen Schwerpunkt gesetzt hat. Dr. Marcus Weidner, wissenschaftlicher Referent beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die Ermordung des kanadischen Fliegers Thomas Delmer Scott untersucht, der am Haus Waldfrieden erschossen wurde. Archivar Andreas Korthals hat sich mit jenen Menschen beschäftigt, die beim Angriff ums Leben gekommen sind. Dr. Ralf Blank selbst, der den Fachdienst Wissenschaft, Museen und Archive leitet, hat sich mit der Eroberung und Besetzung befasst.
Hagen aus mehreren Richtungen erobert
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Dabei muss nach fast jeder Forschung Geschichte neu geschrieben werden. Und das gilt auch und in einem besonderen Maße für die Ereignisse nach dem Luftangriff. „Wir wissen jetzt auch mehr über die Eroberung von Hagen“, sagt Ralf Blank, der im Rahmen seiner Forschung die sogenannten „After Action Reports“ in Washingtoner Archiven ausgewertet hat. So seien Truppen auch aus Richtung Gevelsberg in den Westen der Stadt vorgerückt, um sich von dort aus in Richtung Ruhr zu orientieren. „Von Osten aus ist eine Panzereinheit auf Garenfeld vorgerückt und dann weiter in Richtung Süden.“
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Aber auch über den Angriff selbst sind zahlreiche Details bekannt. Zum Beispiel, dass eine der Maschinen, die Hagen bombardiert hat, auch am 25. April beim Angriff auf Hitlers Berghof beteiligt war. „Und in dem“, so Blank, „wurde die Ehrenbürgergabe der Stadt an den Reichskanzler aufbewahrt.“ Diese hat die Stadt 2004 erwerben können und zählt seither zu einer der wenigen bundesweit, die ein erhaltenes Exemplar ihr Eigen nennen.