Hagen. . Tausende von Bomben warfen alliierte Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg über Hagen ab. Die Innenstadt lag im Frühjahr 1945 in Schutt und Asche.
Große Teile der Stadt Hagen wurden im Zweiten Weltkrieg von drei großen Bombenangriffen völlig zerstört. Bis zu 3000 Sprengbomben, so hat der Historiker Dr. Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Museen, Wissenschaft und Archive, errechnet, könnten dabei bei einem einzigen Angriff auf die Stadt abgeworfen worden sein.
Trotzdem finden sich im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten in Hagen relativ wenige Bomben. „Das mag ein Zeichen dafür sein, dass hier nach dem Krieg bereits viele Blindgänger gefunden und entschärft wurden“, vermutet Blank.
263 Menschen sterben beim ersten großen Angriff
1. Oktober 1943: 243 viermotorige Lancaster-Bomber der britischen Royal Airforce und acht zweimotorige Mosquitos fliegen einen ersten Großangriff auf Hagen, bei dem im Bombenhagel 263 Menschen sterben.
„Mehr als 30 000 Hagener wurden in dieser Nacht ausgebombt“, berichtet Ralf Blank. „Über 700 Gebäude wurden zerstört, mehr als 1000 schwer beschädigt.“ Von 1150 Tonnen Spreng- und Brandmunition geht Blank aus. Weite Teile der Hagener Innenstadt, Wehringhausen, Altenhagen und Eilpe waren vom dem Angriff betroffen.
Auch 120 Kriegsgefangene kommen ums Leben
2. Dezember 1944: 620 Menschen – darunter auch 120 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter – starben beim Zweiten großen Luftangriff auf Hagen. Das lag auch daran, dass die Bevölkerung viel zu spät vor den nahenden Bomberverbänden gewarnt wurde. Die geborgenen Leichen wurden in Sammelstellen gebracht, die in Turnhallen, Schulen und Kirchen eingerichtet wurden. Dort sollten sie identifiziert werden.
Luftangriffe auf Hagen im 2. Weltkrieg
Im Fokus des zweiten großen Luftangriffs standen dabei die Bahnanlagen nördlich des Hauptbahnhofs sowie die umliegenden Viertel, die beim ersten Angriff noch verschont geblieben waren und die Accumulatoren-Fabrik in Wehringhausen, in der unter anderem Batterien für einen neuen U-Boot-Typ hergestellt wurden. „Der Rangierbahnhof Vorhalle war Mitte November für den allgemeinen Durchgangsverkehr gesperrt worden“, so Blank, „er blieb Wehrmachtstransporten vorbehalten.“
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Das Werksgelände der Accu wurde völlig verwüstet. Die Produktion von U-Booten geriet ins Stocken.
Apokalypse größten Ausmaßes
15. März 1945: Beim letzten britischen Flächenangriff wurden nahezu die komplette Hagener Innenstadt sowie angrenzende Stadtteile verwüstet. Von einer „Apokalypse größten Ausmaßes“ spricht Ralf Blank.
Bis zu 1000 Menschen starben nach Schätzung auf qualvollste Weise. Allein 270 Menschen kamen im und am Hochbunker an der Körnerstraße ums Leben. Eine Sprengbombe hatte die meterdicken Mauern durchschlagen. „Es war eines der größten Bunkerunglücke im Zweiten Weltkrieg“, so Blank.
450 Menschen wurden schwer verletzt, 35 000 Menschen an diesem Abend obdachlos. Sie mussten zu großen Teilen aus der Stadt evakuiert werden. Die Luftschutzpolizei zählte 124 Großbrände, 785 Mittel- und 500 Kleinbrände. 1050 Wohnhäuser wurden völlig zerstört, in etwa die gleiche Anzahl schwer beschädigt.
267 Maschinen waren für den Flächenangriff auf Hagen eingeteilt. Sie waren ab 16.20 Uhr in Ostengland gestartet. Die ersten Bomben wurden um 20.29 Uhr über Hagen abgeworfen. 16 Minuten später war der erste Angriff an diesem Abend beendet. Eine zweite Welle traf Hagen zwischen 22.01 und 22.10 Uhr. Dadurch sollten die Aufräumarbeiten beeinträchtigt werden. Das Stadtzentrum zwischen Springe und Hauptbahnhof wurde völlig zerstört. Dazu Teile des Buscheys, des Rembergviertels, Altenhagens und Wehringhausens.