Hagen. 240.000 Besucher haben an neun Stationen in sechs Ländern 110 Werke aus der Sammlung des Osthaus-Museums bestaunt. Nun kehren die Meister heim.
Die Meister kehren heim. Vor fünf Jahren hat das Hagener Osthaus-Museum 110 expressionistische Meisterwerke seiner großen Sammlung auf eine Tournee geschickt, die im Wiener Leopold-Museum begann und im französischen Evian endete. Während die Meisterwerke in Hagen zuvor ein eher unbeachtetes Dasein fristeten, strömten auf der neun Stationen großen Tournee durch sechs Länder über 240.000 Menschen in die Ausstellungen der Werke. Nun sind sie zurück in Hagen und werden ab dem 2. Februar bis zum 3. Mai dort präsentiert, wo sie der größte Schatz einer lokalen Sammlung sind: im Karl-Ernst-Osthaus-Museum.
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Christian Rohlfs, Otto Dix, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Max Liebermann, August Macke, Emil Nolde, Auguste Renoir oder Karl Schmidt-Rottluff. Die Sammlung des Osthaus-Museums enthält Millionen-Werke dieser prägenden Künstler.
Und viele von ihnen sind Ausdruck und Symbol einer Zeit des Aufbruchs in die Moderne. Viele Werke der Osthaus-Sammlung sind der Künstlergruppe „Die Brücke“ zuzuordnen, die ab 1905 von den Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff in Dresden gegründet wurde. Allesamt wichtige Vertreter des Expressionismus.
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Andere entstammen dem Künstlernetzwerk „Der blaue Reiter“. 1912 in München von Wassily Kandinsky und Franz Marc (Werke beider sind im Bestand des Museums) gegründet, um mit den Maltraditionen der Akademien zu brechen und eine Plattform für eine „Neue Kunst“ zu erschaffen.
In Hagen werden die großen Meisterwerke wenig beachtet
„Wir könnten viele der Werke gar nicht das ganze Jahr über bei uns im Museum aushängen, weil sie unter zu langem Lichteinfall ausbleichen würden“, hatte Osthaus-Museumsdirektor Tayfun Belgin noch 2016 kurz nach dem Tourneestart gesagt. Und Belgin sagte auch: „Sammlungen im eigenen Haus werden nicht besonders wahrgenommen.“
Das hat man andernorts ganz anders gesehen. Im Leopold-Museum in Wien kamen 89.000 Besucher in die Ausstellung der 110 Hagener Leihgaben, die dort unter dem Titel „Farbenrausch“ lief. „Heute werden die Gemälde und Grafiken vielfach als Raritäten, als echte Meisterwerke (die sie sind!), als Symbole eines eigenen Fortschritts in Sachen Kunst gehandelt“, schrieb die österreichische Kronen-Zeitung überschwänglich.
So ging das weiter: Klagenfurt: 10.000 Besucher, Ernst-Barlach-Haus Hamburg: 17.000, Nuoro auf Sardinien: 19.000, Aargauer Kunsthaus: 11.600, Museum Georg Schäfer in Schweinfurt: 38.000, Zwickau: 5000, Stockholm: 33.000 und Evian: 18.000.
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Keine großen Marketing-Maßnahmen zur eigenen Sammlung
Nun sollen die Meister auch in Hagen in ganzer Breite der Öffentlichkeit präsentiert werden. Auf 650 Quadratmetern in der großen Galerie, in der Zentralen Halle, in der Neuen Galerie und in den sich anschließenden Kabinetträumen im Erdgeschoss des Osthaus-Museums.
Aber wieso kommt die Rückkehr solch erfolgreicher Leihgaben auf so leisen Sohlen daher? Müsste die Stadt nicht plakatiert werden, schon am Bahnhof ein Bild der „Barbarenfürstin“ von Alexej Jawlensky die Hagen-Besucher ins Museum locken? Tayfun Belgin verweist darauf,hagener meisterwerke fristen ein stiefmütterliches daseindass für derart große Marketing-Maschinen kein Geld im Etat hinterlegt sei. Seine Bestrebung sei gewesen, einen Katalog der Osthaus-Sammlung zu erstellen.
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Das Katalog-Werk stammt aus dem Jahr 2015, ist 300 Seiten stark, aber eher eine Handreichung fürs Fachpublikum. „Ich zähle dennoch darauf, dass die Ausstellung wegen des Erfolgs auf der Tournee zum Stadtgespräch wird“, sagt Belgin. Abzüglich aller logistischen Kosten und Versicherungen und Vermarktung hat die Stadt mit den Leihgaben insgesamt 140.000 Euro eingenommen.
Wertvolle Meisterwerke kehren nach Hagen zurück