Hagen/Wien. . Im Wiener Leopold-Museum strömen Tausende Besucher in eine Ausstellung, die von Hagener Leihgaben geprägt ist. In Hagen hingegen fristen die Meisterwerke eher ein unbeachtetes Dasein.
- Hagener Meisterwerke überzeugen in Wien
- An der Volme aber ist der Besucherzuspruch gering
- Museums-Direktor Belgin erklärt das Phänomen
Doch, doch, das könne man schon genauso sagen. Das sei absolut vergleichbar, findet Tayfun Belgin. Was die Hundertwasser-Ausstellung in Hagen ausgelöst habe, das löse die Farbenrausch-Ausstellung aktuell im Wiener Leopold-Museum aus. Die Stars an den Wänden des für seine Schiele- und Klimtsammlung bekannten Museums in Wien kommen aus Hagen und werden von der nicht gerade zimperlichen österreichischen Kunst-Presse geradezu gefeiert. Wie Werke aus Hagen hinter den Alpen einen Erfolg feiern, aber in der Heimat oft nur als gewöhnliches Museums-Inventar wahrgenommen werden.
In Wien ist das wie in Berlin oder London. Wenn man dort aus einer U-Bahn, dem Bus oder dem Flieger steigt, dann springen einen die Top-Veranstaltungen der nächsten Zeit auf überdimensionalen Werbebannern oder auf digitalen Laufbändern an. Und zwar nicht nur am Hauptbahnhof, sondern an jeder Haltestelle der Stadt. Bruce Springsteen kommt in die Stadt? Da steht’s. Madonna tritt auf? Da steht’s. Weltberühmte impressionistische Werke kommen ins Museum? Ja, das steht da auch und sorgt in Wien aktuell dafür, dass viele Wiener oder Touristen, die sich für Kunst interessieren, rund 100 Hagener Leihgaben von Kirchner bis Jawlensky sehen wollen. Werke, die Millionen kosten und zur Hagener Osthaus-Sammlung gehören.
„Heute werden die Gemälde und Grafiken vielfach als Raritäten, als echte Meisterwerke (die sie sind!), als Symbole eines eigenen Fortschritts in Sachen Kunst gehandelt, Marken wie „Blaue Reiter“ oder „Die Brücke“ waren und sind bei Ausstellungen stets ein Publikumsmagnet“, schreibt die Kronen-Zeitung Wien. Die Presseschau der österreichischen Kollegen setzt sich so fort. Superlative für eine Epoche prägende Meisterwerke aus den Pinseln der ganz großen Expressionisten – auch Christian Rohlfs ist darunter.
„Wir haben unsere besten Expressionisten auf die Reise geschickt“, sagt Osthaus-Museums-Leiter Tayfun Belgin. Darunter auch viele Grafiken. „Wir könnten viele der Werke gar nicht das ganze Jahr über bei uns im Museum aushängen, weil sie unter zu langem Lichteinfall ausbleichen würden.“
In Hagen nicht besonders beachtet
In Wien hoch beachtet, in Hagen kaum wahrgenommen – ist das eine Erkenntnis aus dem Erfolg in Österreich? „Sammlungen im eigenen Haus werden nicht besonders wahrgenommen“, sagt Belgin. Die bedeutenden und Millionen teuren Werke fristen in Hagen zwar kein Dasein unter ferner liefen. Ein Publikumsmagnet sind sie angesichts der Tatsache, dass das interessierte Publikum der Region die Stücke längst in Augenschein genommen hat, aber auch nicht mehr.
Hinzu käme laut Belgin, dass in Kulturstädten wie Wien weit höhere Werbe-Etats für Ausstellungen zur Verfügung stünden als in Hagen. Und dass der Expressionismus zu den Schwerpunkten des Wiener Leopold-Museums gehöre. Im Mai werden die Werke auf die Reise nach Hamburg gehen und im Ernst-Barlach-Haus ausgestellt.