Hohenlimburg. Vor einem Jahr verlor Damaris Sieber-Scheene ihre Wohnung bei einem schweren Brand in Hagen-Hohenlimburg. Wie es ihr und den Kindern heute geht.

An den Geruch des Feuers kann sie sich noch genau erinnern. „Dadurch wurden wir geweckt“, sagt Damaris Sieber-Scheene, die in der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember 2018 zur Obdachlosen wurde – gemeinsam mit ihren vier Kindern Joy, Jeremy, Rosalie und Rebecca. Denn in jener Nacht zerstörte ein Großbrand ihre Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Haardtstraße. Ein dramatisches Schicksal, das eine enorme Welle der Hilfsbereitschaft in Hohenlimburg anstoßen sollte.

Wie geht es der Familie ein Jahr nach dem Brand? Und wie ist der aktuelle Stand der Ermittlungen zur Brandursache?

Trauma geblieben

Ganz verarbeiten konnte Damaris Sieber-Scheene die Ereignisse bis heute nicht. Sie wirkt gefasst, wenn sie erzählt – aber die Folgen des Feuers wirken nach. „Wenn ich das Haus verlasse, schaue ich immer genau, ob alle Geräte ausgeschaltet sind, und ob es meinen Kindern gut geht“, so die 48-Jährige. Bis heute spricht sie voller Dankbarkeit von den Menschen, die ihr in den Wochen danach zur Seite standen – und das waren viele.

Dramatische Szenen in der Nacht zum 27. September 2018 in der der Obernahmer in Hagen-Hohenlimburg.
Dramatische Szenen in der Nacht zum 27. September 2018 in der der Obernahmer in Hagen-Hohenlimburg. © Alex Talash | Alex Talash

Am Tag nach der Brand-Nacht setzten sich SPD-Ratsfrau Ramona Timm-Bergs und Hasan Kahraman an die Spitze einer Initiative, die der – hier passt die Formulierung – völlig ausgebrannten Familie helfen wollte. „Wir haben nicht lange nachgedacht, wir haben einfach gemacht“, sagt Timm-Bergs heute. „Und wir wollten nicht, dass die Familie in eine Not-Unterkunft muss.“ Dafür nutzten sie und Hasan Kahraman einen großes Kreis an Freunden, Bekannten und Unterstützern, vernetzt über die Sozialen Medien. „Ich habe dann einen Aufruf bei Facebook gestartet“, so Kahraman. Tenor: „Es brennt, wir brauchen alles.“

Große Hilfsbereitschaft

Und die Antwort war enorm: „Schnell standen 20 Autos vor der Tür, die Sachen für die Familie spenden wollten“, erinnert sich Kahraman. Matratzen, Betten, Kleidung, dazu auch zahlreiche Geldspenden. Über den neu gegründeten Verein „Hohenlimburg hilft“ wurden die Spenden unter der Aufsicht einer Anwalts- und Notarskanzlei kanalisiert. Zehn Mitglieder gehörten schließlich zum engen Kreis, der Damaris Sieber-Scheene und ihren Kindern half, ein neues Leben aufzubauen.

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Von Alex Talash und Volker Bremshey

„Ich wollte im ersten Moment nach dem Brand nur wegziehen“, sagt Sieber-Scheene, die enge Verwandtschaft in Ostfriesland hat. „Aber ich habe gemerkt, dass hier Menschen waren, denen ich am Herzen liege – und die mir am Herzen liegen.“ Dabei nennt sie neben Strippenziehern wie Ramona Timm-Bergs und Hasan Kahrmann auch die Namen anderer Hohenlimburger, die teils mit kleinen, teils mit großen Gesten unterstützten. Sei es der Maler, der kostenlos die Wohnung gestrichen, oder der Gebäudereiniger, der kostenlos die Fenster geputzt hat. Hilfe, für die sie bis heute sehr dankbar ist. „Ich habe in dieser Zeit nur funktioniert“, so Damaris Sieber-Scheene.

Neue Wohnung in der Nahmer

Nur vier Wochen nach dem Brand konnte sie mit ihren Kindern eine neue Wohnung in der Nahmer beziehen. Dort leben sie bis heute. „Wir krabbeln uns langsam wieder hoch“, sagt Sieber-Scheene, die Schritt für Schritt zurück in die Selbstständigkeit findet. So sei das Weihnachtsfest in diesem Jahr kleiner ausgefallen, weil noch Rechnungen zu bezahlen gewesen seien.

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„Wir haben weiter ein offenes Ohr, wenn die Familie Hilfe braucht“, so Ramona Timm-Bergs. „Auf Dauer muss sie aber mit ihrer Familie auch wieder ohne Hilfe schwimmen können.“ Auch deshalb ist der Verein „Hohenlimburg hilft“ inzwischen nicht mehr aktiv. Aber in neuer Form könnte die Arbeit weitergehen: Denn der Bedarf an Hilfe sei in Hohenlimburg weiter hoch, so Timm-Bergs. „Ich möchte deshalb ein neues Netzwerk aufbauen“, kündigt sie an. Konkretes gibt es noch nicht, aber bei einem ersten Treffen im kommenden Jahr soll ausgelotet werden, wer mitmacht. Es gehe um eine Lotsen-Funktion für Menschen, die schnelle Hilfe benötigten. „Wenn sich nur ein paar Leute finden, dann würde ich die Arbeit fortführen.“

Wie viel so ein Netzwerk in Hohenlimburg leisten kann, das hat Damaris Sieber-Scheene erfahren. Heute, ein Jahr nach dem Brand, werde sie mit Familie und Bekannten den „zweiten Geburtstag“ feiern, in Erinnerung an den Tag, der ihr Leben verändert.

>> HINTERGRUND: Der Stand der Ermittlungen

Die Ursache für das Feuer an der Haardstraße ist auch ein Jahr nach dem Vorfall nicht geklärt.

Auf Anfrage teilt die Polizei Hagen mit, den Fall an die Hagener Staatsanwaltschaft übertragen zu haben. Hier heißt es, das Verfahren laufe weiter.