Breckerfeld. Die Energieversorger AVU und Enervie wollen Windräder in Breckerfeld bauen. Vom Bau aber sind sie noch ein gutes Stück entfernt.

Während das einzige Projekt im Vertriebsgebiet noch nicht realisiert worden ist, investiert der Energieversorger AVU andernorts in Windkraftanlagen. „Wir kämpfen hier vor Ort gegen bürokratische Windmühlen“, so AVU-Sprecher Jörg Prostka über die Windenergieanlage, die das Unternehmen im Bereich Landwehr oberhalb der Glörtalsperre errichten will.

Ähnlich stellt sich die Situation für die Enervie dar, die zwei Windräder oberhalb der Hasper Talsperre auf Breckerfelder Gebiet bauen will.

Proteste gegen neue AVU-Anlage

Ein Windrad Enercon e115 – eine solche Windkraftanlage will die AVU in Breckerfeld bauen.
Ein Windrad Enercon e115 – eine solche Windkraftanlage will die AVU in Breckerfeld bauen. © WP | Enercon

Als die Pläne für das AVU-Windrad (Typ Enercon E 155, 193 Meter hoch) bekannt werden, formiert sich prompt der Widerstand. Zwei Brüder, die ein Häuschen an der Adresse Landwehr besitzen und die Immobilie vorzugsweise am Wochenende nutzen, wehren sich gegen die Pläne des Energieversorgers. „Ein Bau so hoch wie der Kölner Dom – und wir blicken aus unserem Wohnzimmer direkt darauf“, erklären sie damals, dass sie das Bauprojekt als riesigen Eingriff betrachten. Außerdem hätten sie Rotmilane sowie Schwarzstörche dort gesichtet, wo das Projekt realisiert werden soll.

Aber auch auf Loh (etwas mehr als 1000 Meter Abstand zum Windrad) sind die Anwohner gegen das Projekt. „Windkraft ja – aber mit Abstand“ ist eine Aktion überschrieben, bei der Birgit und Ulrich Koch 149 Unterschriften sammeln.

Rund ein Fünftel des Breckerfelder Jahresverbrauchs

Fünf Millionen Euro beträgt das Invest der AVU Service Plus in Breckerfeld. Geld, das in 13 bis 15 Jahren über die Erträge wieder reinkommen soll. Und zwar eigentlich ab 2016. Von da an sollte das Windrad Strom liefern, 7,5 Millionen Kilowattstunden, rund ein Fünftel des Breckerfelder Jahresverbrauchs. Bis heute ist daraus allerdings nichts geworden.

Zwischen der L528 und der Glörtalsperre soll das AVU-Windrad gebaut werden.
Zwischen der L528 und der Glörtalsperre soll das AVU-Windrad gebaut werden. © WP

Bereits 2015 und 2016 lässt auch die Enervie Artenschutzprüfungen durchführen. Im Jahr 2017 kündigte der Hagener Energieversorger dann an, Windräder auf Breckerfelder Gebiet zu bauen. Dass sich der ursprünglichen Plan, drei Anlagen oberhalb der Hasper Talsperre im Bereich Schöpplenberg zu schaffen, nicht verwirklichen ließ, stellte sich schnell heraus. Zwei Anlagen Typ Enercon E130 sollen jetzt entstehen. 3500 Haushalte könnten mit dem Strom versorgt werden. Zwischen 6 und 8 Millionen Euro beträgt die Investitionssumme.

Prüfungen sind noch immer nicht abgeschlossen

Im Dezember 2017 reicht die Enervie einen Genehmigungsantrag bei Ennepe-Ruhr-Kreis ein. Abgeschlossen sind die Prüfungen noch immer nicht. „Vorbehalte gab es vor allem von Naturschutzverbänden“, so Enervie-Sprecher Andreas Köster. „Im August dieses Jahres haben wir noch einmal zahlreiche Unterlagen nachgereicht.“ Dabei gehe es unter anderem um die Entwässerung, um Artenschutz und um einen landschaftspflegerischen Begleitplan.

Ob und wann die Genehmigung erteilt wird, ist offen. „Unsere Unterlagen werden jetzt erneut geprüft“, so Köster, „wir haben versucht, alle Bedenken auszuräumen.“ Ob das alles allerdings ausreiche, könne man noch nicht sagen.

Konflikt mit Anwohnern ist entschieden

Anwohner aus Loh haben Unterschriften gegen das AVU-Projekt gesammelt.
Anwohner aus Loh haben Unterschriften gegen das AVU-Projekt gesammelt. © Archiv/Michael Kleinrensing

Ähnlich stellt sich die Situation für die AVU dar. Immerhin: Der Konflikt mit den Anwohnern ist bereits Anfang 2018 letztinstanzlich zu Gunsten der AVU entschieden worden. Eine Baugenehmigung mit Auflagen ist erteilt. Der Knackpunkt: Der Investor muss ein seismologisches Gutachten erstellen lassen und damit nachweisen, dass das Windrad keinen Einfluss auf eine Erdbeben-Messstation in der Mauer der Ennepetalsperre hat.

„Die Mauer liegt 4,8 Kilometer entfernt“, sagt Jörg Prostka, „würde sie fünf Kilometer entfernt liegen, wäre eine solche Expertise nicht nötig.“ Die Ausarbeitung ist mittlerweile erstellt, allerdings offiziell noch nicht freigegeben. Der Fall soll zu einer Art Blaupause auf Landesebene werden. „Man will die Gutachter bitten, noch einmal genauer hinzugucken. Deshalb können wir derzeit keinen genauen Zeitplan vorlegen.“

Fortschritte über Beteiligung an TEE

Immerhin: Weiter ist der Versorger außerhalb des eigenen Gebietes. So werden über die Beteiligung an der Trianel Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG (TEE) Projekte vorangetrieben. Im Juni startete das erste Windparkprojekt aus einer Ausschreibungsrunde für Onshore-Windparks in Hessen in die entscheidende Phase.

Im Sommer 2018 hat die TEE von der ABO Wind AG ein Portfolio mit insgesamt elf in Entwicklung befindlichen Windkraftprojekten erworben. Die Windkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von rund 182 Megawatt befinden sich in verschiedenen Entwicklungsstadien und sind über ganz Deutschland verteilt.