Breckerfeld. . Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat den Bau eines AVU-Windrads in Breckerfeld mit Auflagen genehmigt. Anwohner wollen das nicht hinnehmen.
Der Bau eines Windrads im Bereich Landwehr zwischen der Landstraße 528 und der Glörtalsperre nimmt konkrete Formen an. Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat noch im letzten Jahr eine Genehmigung nach dem Bundesemissionsschutzgesetz erteilt.
Das bestätigte AVU-Sprecher Jörg Prostka auf Anfrage unserer Zeitung. Dabei muss die Tochter des Energieversorgers insgesamt 90 Auflagen erfüllen.
AVU sieht Auflagen nicht als Problem
Bürger können Widerspruch einlegen
Gegen die Genehmigung des Ennepe-Ruhr-Kreises können Bürger, die sich in ihren Rechten beeinträchtigt sehen, Widerspruch einlegen.
Über diesen Widerspruch wiederum befindet der Kreis. Gegen eine Ablehnung kann vor Gericht geklagt werden.
Wer im Verfahren direkt beteiligt war und Bedenken gegen den Bau bereits geäußert hat, muss laut Auskunft der Kreisverwaltung direkt den Klageweg beschreiten.
Aus Sicht des Unternehmens stellt das kein größeres Problem dar. „Solche Auflagen sind durchaus üblich“, so Prostka. Eine davon ist: Der Energieversorger muss ein Gutachten einreichen, das bestätigt, dass seismographische Messungen in der Mauer der Ennepetalsperre durch das neue Windrad nicht beeinträchtigt werden. „Aber es gibt bereits Windräder, die wesentlich näher an der Mauer stehen, als die Anlage, die wir planen. Und auch die sind unkritisch.“
Für das Unternehmen bewertet Prostka die Genehmigung mit Auflagen als Erfolg. Zumal wichtige Auflagen, bei denen es um Schall, Umweltschutz und optische Bedrängung gehe, erfüllt seien. Wie es nun weiter- und wann es tatsächlich mit den Arbeiten losgeht, will AVU Service Plus entscheiden, wenn die seismographische Expertise vorliegt und die anderen Auflagen erfüllt sind.
Zeitplan aus den Fugen geraten
Nach der ursprünglichen Zeitplanung sollte sich das einzige Windrad des Versorgers im Ennepe-Ruhr-Kreis bereits Anfang 2017 drehen. Mit einer Genehmigung hatte man im günstigsten Fall bereits im Frühjahr des letzten Jahres gerechnet. Ein Zeitplan, der sich längst überholt hat. „Selbst wenn alles sehr schnell ginge, so gibt es bestimmte Zeiten, in denen wir nicht einfach mit Rodungsarbeiten starten können“, so Prostka.
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Das, was jetzt entsteht, sorgt durchaus für Diskussionen und Proteste: ein Windrad, das mit seiner Gesamthöhe von 193,25 Metern höher ist als der Kölner Dom. Allein die Rotoren haben mit 155,70 Metern einen Durchmesser, der die Länge eines üblichen Fußballfeldes noch übertrifft. Bei 3,0 Megawatt liegt die Nennleistung der Anlage der Firma Enercon. 7,5 Millionen Kilowattstunden, rund ein Fünftel des Breckerfelder Jahresverbrauchs, soll das Windrad im Schatten des Wengebergs (mit 442 Metern höchster Punkt im EN-Kreis) einmal produzieren. 5 Millionen Euro beträgt das Invest der AVU Service Plus in Breckerfeld – Geld, das in 13 bis 15 Jahren über die Erträge wieder reinkommen soll.
Brüder wollen gegen Genehmigung klagen
Vor allem die optisch bedrängende Wirkung und Zweifel an der Artenschutzprüfung hatten die Brüder Stefan und Robert Heismann, die in der Nähe des Standortes An der Landwehr ein Haus besitzen, gegen den Bau ins Feld geführt. Unterschriften gegen das Projekt waren vor allem am Branten und in Loh gesammelt worden, wo Anwohner sich ebenfalls beeinträchtigt fühlen und um den Wert ihrer Grundstücke fürchten.
„Wir haben das Projekt kritisch weiterverfolgt und stehen in Kontakt zur AVU“, so Stefan Heismann, „an unserer Einstellung zu dem Projekt hat sich aber nichts geändert. Wir empfinden ein Windrad an diesem Standort als bedrohlich. Es ist nicht akzeptabel. Aus unserer Sicht ist vieles beschönigt worden. Deshalb werden wir jetzt den Klageweg beschreiten.“
Naturschutzbund sieht Projekt kritisch
Auch der Naturschutzbund (Nabu), der Windenergie zwar im Grundsatz befürwortet, hatte sich öffentlich kritisch gegenüber dem Projekt in Breckerfeld geäußert. Die Stadt verfüge „über ein bemerkenswertes Spektrum an Windkraft sensiblen Vogelarten“, so erklärte Ralf Steiner, Mitglied der Greifvogel-AG der Ornithologischen Gesellschaft und Nabu-Ortsbeauftragter. Im näheren Umfeld des Standorts befänden sich Brutplätze und Flugkorridore. Der Nabu befürchtet durch die Windkraftanlage eine Beeinträchtigung der Population.
Befürchtungen, die die AVU, die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ein Artenschutzgutachten anfertigen ließ, nicht teilt.