Breckerfeld. . Die AVU will im Süden von Breckerfeld schon im nächsten Jahr ein Wind ein Windrad in Betrieb nehmen, Anwohner wehren sich dagegen.
Ein Bussard breitet seine Flügel aus und schwingt sich auf. Der Raubvogel fliegt über das Wäldchen hinweg auf jene Fläche zu, die hinter Bäumen zwar nicht zu erkennen ist, die aber Robert und Stefan Heismann große Sorgen macht. Sie stehen am Wohnzimmerfenster, beobachten den Vogel und gucken in die Ferne. Von diesem Platz aus blicken die Brüder ab 2016 auf die Schwingen eines Windrads, das die AVU in Sichtweite des Hauses an der Landwehr errichten will.
„Das muss man sich mal vorstellen“, sagt Robert Heismann, „die Anlage wird höher als der Kölner Dom.“ Diese Bauwerke, sie passen so gar nicht in das Idyll im Süden der Stadt, das der Großvater der Brüder Heismann einst geschaffen hat. Mit ihm waren sie als Kinder in den Wäldern unterwegs. Mit ihm haben sie hier wilde Tiere beobachtet. Und weil er sie hier mitten in der Natur großgezogen hat, sind sie beiden als gestandene Männer vor ein paar Jahren zurückgekehrt, obwohl sie ganz woanders arbeiten. Stefan als Zahnarzt in Dortmund und Robert als Ingenieur bei Porsche. Er kommt an jedem Wochenende nach Breckerfeld, um Abstand zu gewinnen und die Ruhe zu genießen.
Gegen den Bürgerwillen
Die, so fürchten sie aber, ist bald vorbei, wenn die AVU ihre Pläne umsetzt. Dass das Energie-Unternehmen das vorhat, wissen Heismanns erst seit Ende 2014. Eher zufällig haben sie davon erfahren. Und schon deshalb fühlen sie sich vom Versorger, der die Energiewende im EN-Kreis umsetzen will, übergangen. „Vor gut zwei Jahren hat sich das Unternehmen an uns gewandt“, sagt Stefan Heismann, „aber wir haben schon damals zu verstehen gegeben, dass wir uns ein Windrad an dieser Stelle nicht vorstellen können. Und weil man uns versprochen hat, dass nichts gegen den Willen der Bürger geschehe, dachten wir, dass sich das Projekt erledigt hätte.“
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Immerhin bietet der Versorger Ende Dezember einen Termin vor Ort an. „Die Gespräche verliefen in angenehmer Atmosphäre“, sagt Robert Heismann, „aber trotzdem haben wir völlig unterschiedliche Vorstellungen, was 580 Meter entfernt von unserem Haus passieren soll.“ Die Brüder wollen das Idyll unangetastet lassen, der Versorger für rund fünf Millionen Euro ein Windrad mit einer Gesamthöhe von 190 Metern errichten.
Während der Versorger erklärt, er halte alle „vorgeschriebenen Abstände und alle gesetzlichen Vorgaben zu Schall, Schatten, Optik und Artenschutz ein“, ziehen die Brüder diese Aussagen in Zweifel. „Direkt über dem Tannenwald, auf den wir jetzt blicken, wird sich das Windrad drehen“, sagt Stefan Heismann, „ich weiß nicht, wie man da wie in einem Gutachten davon ausgehen kann, dass keine optische Bedrängung vorliegt.“ Auch sei in den Morgenstunden mit Schattenwurf zu rechnen. „Wir glauben auch nicht, dass man vom Windrad nichts hört. Wir gehen von einer erheblichen akustischen Belastung aus.“
Zwei Anwälte eingeschaltet
Sich gegen den Bau zu wehren, wird kein leichtes Unterfangen. „Uns kommt es nicht darauf an, Geld von der AVU zu erhalten. Wir wollen kein Windrad“, sagt Stefan Heismann. Die Brüder haben zwei Rechtsanwälte eingeschaltet – einen Verwaltungsrechtler und einen Juristen, der sich mit Windrad-Projekten befasst, und sammeln in einem Getränkemarkt am Branten Unterschriften.
Problematisch könnte der Artenschutz werden. Denn die Pächter der umliegenden Jagdflächen (Loh 2) erklären, dass sie sowohl geschützte Rotmilane als auch Schwarzstörche gesichtet hätten.
Die AVU erklärt, man sei im engen Kontakt mit Naturschutzverbänden. Auch sei man gegenüber Anwohnern gesprächsbereit: „Wir kommen berechtigten Anliegen gerne entgegen, soweit möglich“, sagt Sprecher Jörg Prostka. Aber: „Wir sind weiterhin fest entschlossen, das Windrad zu bauen. Wir verstehen die individuellen Motive, können aber dafür das Allgemeininteresse nicht zurückstehen lassen.“