Breckerfeld. . Enervie plant zwei neue Windräder auf Breckerfelder Gebiet. Die Umsetzung in Nähe der Hasper Talsperre wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit.
- Windräder mit einer Nabenhöhe von bis zu 135 Metern sollen auf Schöpplenberg realisiert werden.
- Anlagen sollen Strom für bis zu 3500 Haushalte in der unmittelbaren Umgebung produzieren.
- Pläne der neuen Landesregierung könnten dem Versorger einen Strich durch die Rechnung machen.
Noch sind die geplanten Abstandsregelungen der neuen schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf nicht Gesetz geworden. Und noch ist auch nicht klar, mit welchen juristischen Zügen die neue Regierung 1500 Meter Mindestabstand überhaupt in rechtssichere Form gießen will.
Insofern könnte die Genehmigung von zwei Windrädern, die der Versorger Enervie auf Breckerfelder Boden in der Nähe von Schöpplenberg errichten will, zu einem Wettlauf mit der Zeit zu werden. „Wir sind entschlossen, die bestehende Gesetzeslage noch zu nutzen“, so Dr. Arndt Bohrer, Abteilungsleiter regenerative Energien bei der Enervie.
Abstand bis Zurstraße beträgt mehr als einen Kilometer
Immerhin: Der Abstand zur geschlossenen Bebauung ist nach den Planungen wesentlich größer, als derzeit vorgeschrieben. „Bis Zurstraße ist es mehr als ein Kilometer“, so Arndt Bohrer.
Entstehen sollen auf Waldflächen zwei Anlagen mit einer Nabenhöhe, die zwischen 135 und 138 Meter liegt. Der Rotordurchmesser ist noch offen, wird aber kleiner sein als 115 Meter.
3500 Haushalte werden versorgt
Zwischen sechs und acht Millionen Euro will die Enervie in die beiden neuen Windräder investieren. Die können mit ihrer Leistung von 5 Megawatt rund 3500 Haushalte versorgen. Eingespeist werden soll der Strom in das AVU-Netz im nur 1,5 Kilometer entfernten Oberbauer.
„Damit wären die Windräder ein wichtiger Baustein zu einer dezentralen Versorgung“, so Bohrer, „der produzierte Strom würde direkt vor Ort verbraucht. Damit verdrängen wir Kraftwerksenergie, die von außen in das Netz eingespeist wird.“
Enervie will Bürger am Projekt beteiligen
Ziel der Enervie ist es, die Anlagen zu planen und quasi schlüsselfertig zu bauen. Über eine Betreibergesellschaft soll dann die Möglichkeit eröffnet werden, sich an dem Projekt zu beteiligen. Ob und in welchem Umfang die Enervie selbst Teilhaber bleibt, ist noch offen. „Falls wir uns beteiligen, dann in einer Minderheitenrolle“, so Bohrer.
In dieser Woche sind er und Projektleiter Klaus Leßmann im Rathaus und bei der Kreisverwaltung aufgeschlagen, um Details vorzustellen. Denn die Pläne für die beiden Anlagen zwischen Schießstand und Hasper Talsperre sind bereits weit vorangeschritten.
Keine Schwarzstorch-Route
„Die naturschutzfachlichen Untersuchungen sind in den Jahren 2015 und 2016 erfolgt und abgeschlossen“, so Leßmann, „dabei ist in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund sogar intensiv untersucht worden, auf welchen Routen der Schwarzstorch unterwegs ist. Wir wollten sicherstellen, dass im Bereich der Anlagen nicht sein Hauptnahrungsgebiet liegt.“ Ergebnis: An den beiden Standorten bestehen keine Bedenken.
Einen Strich durch die Rechnung hat ein anderer geschützter Vogel der Enervie gemacht: Denn ursprünglich waren in dem Gebiet sogar drei Windräder geplant. Weil aber Konflikte mit dem Wespenbussard gedroht hätten, hat der Energieversorger mit Sitz in Hagen davon Abstand genommen. Eines der beiden Windräder, die jetzt gebaut werden sollen, wurde verlegt.
Weitere Gutachten sind beauftragt
Weitere technische Gutachten sind beauftragt. Dabei geht es unter anderem um Schall, Schatten und die Standsicherheit. Ziel ist es, möglichst schnell die Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz zu beantragen (BImSchG). Auch die Zuwegung und der Transport zu Baustelle muss noch geklärt werden.
Ein Einstieg in das Genehmigungsverfahren plant die Enervie nach den Sommerferien. Bis dann die Genehmigung zum Bau vorläge, würden, so Bohrer, noch einmal sieben bis zehn Monate vergehen. Erst dann könne man über ein Ausschreibeverfahren versuchen, die potenziell produzierte Strommenge am Markt unterzubringen. Erst wenn das gelungen ist, würde die Enervie vermutlich in gut einem Jahr mit dem Bau beginnen.
Parallel bietet das Unternehmen an, auch der Politik die Windräder in einer der nächsten Sitzungen vorzustellen.
Neben dem Versorger Enervie plant auch die AVU ein Windrad. Es soll an der Landwehr im Süden von Breckerfeld entstehen.
>>HINTERGRUND: KEINE KONZENTRATION
- Die Stadt Breckerfeld hatte ihr Gebiet untersuchen lassen, um in Konzentrationszonen Windräder zu bündeln.
- Allerdings machte das Vorkommen von Schwarzstorch und Rotmilan diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.
- Nun können nur noch Einzelstandorte genehmigt werden.