Breckerfeld. Das ist eine kleine wissenschaftliche Sensation: Bereits vor 390 Millionen Jahren gab es an der Glör in Breckerfeld einen Strand.

Wenn damals an dieser Stelle jemand gebadet hat, dann können es höchstens Adam und Eva gewesen sein. Vielleicht hat sie ihm das Äpfelchen geviertelt und die Stückchen gereicht. Streng wissenschaftlich sieht das natürlich anders aus. So sind sich Geologen sicher: Dieser Fund ist an dieser Stelle etwas besonderes. Beweist eine 1,50 mal 3 Meter große Gesteinsplatte doch, dass sich an der Glörtalsperre bereits vor rund 390 Millionen Jahren ein Strand befand.

Auf Schalksmühler Gebiet hat Rolf Becker, Mitglied der Naturwissenschaftlichen Vereinigung, die kleine wissenschaftliche Sensation entdeckt. „Bei einem Spaziergang mit einer Freundin am Ufer entlang ist mir die Platte ins Auge gefallen“, sagt Becker. Die Wellen haben sich als sogenannte Rippelmarken darauf verfestigt. Ähnlich wie an einem Nordseestrand, wenn sich das Wasser bei Ebbe gerade zurückgezogen hat. „Ich habe mit Geologen der Naturwissenschaftlichen Vereinigung über das Phänomen gesprochen. Die haben bestätigt, dass es sich um einen besonderen Fels handelt.“

Zufallsfund eines Naturwissenschaftlers am Ufer

Ausflugsziel in Breckerfeld wird attraktiver

In den nächsten Wochen und Monaten wird das Ausflugsziel Glörtalsperre attraktiviert.

Mehr als 300.000 Euro hat die Stadt Breckerfeld in den Ausbau der Zufahrt zur Jugendherberge investiert.

Auch die Zufahrt zum Parkplatz am Haus Glörtal wird in den nächsten Monaten saniert und verbreitert. Ein neuer Fußweg soll parallel zur Straße angelegt werden. Die Serpentinen kurz vor dem Haus Glörtal so angeglichen werden sollen, dass auch Busse die steilen Abschnitte passieren können.

Sandinseln mit jeweils rund 100 Quadratmeter Fläche sollen im Uferbereich geschaffen werden. Der Bereich am Wasser wird mit Kieselsteinen versehen.

Der Uferweg soll befestigt werden, ein Abenteuerspielplatz im Wald und ein Fitnessparcours entstehen.

Der Bereich um die DLRG-Station wird aufgewertet, der Rundweg soll zu einem zertifizierten „Premium-Spazierwanderweg“ mit Erlebnisqualität und einer Wegedramaturgie zu den Themen Natur, Frühindustrialisierung und Wasserkraft werden.

Einer, der sich eigentlich unterhalb der Wasseroberfläche befindet und nur zu Tage getreten ist, weil das Wasser der Talsperre abgelassen wurde und der Badesee bis heute noch nicht wieder bis zum Rand gefüllt ist. Wäre mit Becker, der sich eigentlich für Astronomie interessiert, nicht ein Naturwissenschaftler an dieser Stelle vorbeigekommen, wäre die Felsplatte unentdeckt geblieben und irgendwann wieder vom Talsperrenwasser überspült worden.

Becker aber handelt und informiert Ulrich Wehmann, Geschäftsführer der Freizeitschwerpunkt Glörtalsperre GmbH und Mitarbeiter beim Regionalverband Ruhr. Der wiederum beauftragt den Ingenieur-Geologen Dr. Rainer Deutsch mit Untersuchungen. „Ich bin sofort auf offene Ohren gestoßen“, sagt Becker, „ich hätte gar nicht gedacht, dass das Interesse an diesem Fund so groß ist.“

Vor 390 Millionen Jahren noch am Äquator

Aber: Dieser Fund macht den Ort zu einem besonderen. Vor 390 Millionen Jahren lag die Glör nicht zwischen Breckerfeld und Schalksmühle, sondern am Äquator. „Wir reden über das Gebiet eines subtropischen, urzeitlichen Meeres am Beginn der Evolution“, sagt Dr. Rainer Deutsch. Spuren haben sich unter anderem auch im Steinbruch Ambrock und im Lennetal gefunden. „Was wir jetzt an der Glörtalsperre sehen, ist im Laufe der Jahre überdeckt worden, in die Tiefe gewandert, hat sich verfestigt und ist durch Gebirgsbildung wieder an die Oberfläche gelangt. Heute gibt es einen Strand, damals gab es einen Strand – das passt doch.“

Rippelmarken an der Glörtalsperre entdeckt

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    Die oberste Schicht ist durch Mitarbeiter eines spezialisierten Gartenbauunternehmens mit Meißeln abgetragen worden. „Das war richtige Handarbeit“, sagt Rainer Becker, „die haben sich Stück für Stück ganz behutsam vorgearbeitet.“ Weil die Platte aber einige Tage unbeaufsichtigt am Ufer gelegen habe, sei ein Teil abgebrochen und zerstört wurden. „Das haben wir glücklicherweise wieder zusammensetzen können.“

    Weitere wellenartige Felsformation

    Diese Felsplatte belegt: An der Glörtalsperre befand sich auch vor 390 Millionen Jahren ein Strand.
    Diese Felsplatte belegt: An der Glörtalsperre befand sich auch vor 390 Millionen Jahren ein Strand. © Michael Kleinrensing

    Doch auch unter der abgetragenen Platte zeigt sich noch eine weitere wellenartigen Felsformation, die an Ort und Stelle verbleibt und demnächst wieder unter Wasser liegt. „Die abgetragene Platte wird in der Nähe von Haus Glörtal den Besuchern mit einer Tafel gezeigt, auf der mehr über die Vergangenheit des Ortes erklärt wird“, so Deutsch.

    Was für die Glörtalsperre, an der ja gerade das Konzept „Glör 365“ für eine Attraktivierung sorgen soll, eine weitere Aufwertung bedeutet. „Wir werden den Fund thematisch einbinden“, unterstreicht Ulrich Wehmann, Geschäftsführer der Freizeitschwerpunkt Glörtalsperre GmbH, „die Glör wird damit Bestandteil des Geoparks Ruhr.“ Dieser soll dazu dienen, das geologische Erbe einer Region zu bewahren.