Wehringhausen. Kaufmann hat er gelernt. Doch seit Jahren ist Max Lautenschläger als selbstständiger Fensterputzer in Hagen unterwegs – und zutiefst glücklich.

Zufrieden. Fröhlich. Das sind die ersten Worte, die einem einfallen, wenn man ihn bei der Arbeit sieht. „Ich bin als der Wehringhauser Fensterputzer bekannt“, sagt Max Lautenschläger. „Meinen Vornamen kenne viele, meinen Nachnamen fast keiner.“ Denn er ist auch so als Ein-Mann-Unternehmen eine Marke geworden im Stadtteil – und auch darüber hinaus.

Dabei hat er eigentlich etwas ganz anderes gelernt, wie der 54-Jährige erzählt, während er bei Orthopädie-Schuster Jochen Tismer an der Lange Straße routiniert die Schaufensterfront säubert. Gelernter Kaufmann ist er, hat aber auch Lkw gefahren und andere Jobs übernommen. Mitte der 90er-Jahre kam er dann über Kontakte zu einem Gebäudereinigungsunternehmen. „Am Anfang war das durchaus schwierig, mit der Stange Fenster zu putzen“, erinnert er sich. „Das hat ein paar Monate gedauert, bis ich das konnte. Aber mein Chef hat mir viel beigebracht.“

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Am Anfang in den Geschäften Visitenkarten verteilt

Nach ein paar Jahren wächst in ihm aber das Verlangen, sein eigener Herr zu sein, er will sich selbstständig machen. Max Lautenschläger ist inzwischen nach Wehringhausen gezogen. Und hier wird er auch seine ersten Gehversuche als Unternehmer tätigen, nachdem er bei der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer eine Selbstständigen-Beratung durchlaufen hat.

Voller Durchblick:  Fensterputzer Max Lautenschläger bei der Arbeit.
Voller Durchblick: Fensterputzer Max Lautenschläger bei der Arbeit. © WP | Michael Kleinrensing

„Ich bin dann in die Geschäfte rein und habe meine Visitenkarte hinterlassen“, erinnert sich Max Lautenschläger. „Manche haben wohl erst gedacht: Was will der denn? Aber Herr Tismer war einer der ersten, der mich dann engagiert hat. Und dann ging es über Empfehlungen weiter.“

Im Hintergrund spielt Kundin Chopin auf den Klavier

Und so hat Max Lautenschläger heute einen festen Kundenstamm. Viele Geschäftsleute sind darunter. Aber auch Privatleute, gerade auch an Jahren ältere Menschen, die Wert auf saubere Fenster legen, engagieren ihn. „Das ist natürlich auch ein Vertrauensvorschuss“, sagt der 54-Jährige. „Die Menschen lassen mich ja in ihr privates Umfeld.“ Er würde dieses Vertrauen nie enttäuschen, aber bekommt auch viel zurück: „Ich sehe dort Kunst, Bilder etwa, die ich sonst vielleicht niemals gesehen hätte. Und einmal habe ich Fenster geputzt und im Hintergrund hat eine Kundin für mich Chopin auf dem Klavier gespielt. Das war so wunderschön, dass ich fast weinen musste.“

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Seine Arbeitsmaterialien sind fast schon übersichtlich. Ein Eimer ist immer dabei. Die Stange, mit der er auch Scheiben in höheren Höhen reinigen kann. Natürlich Lappen, und ein Schaber, mit dem er etwa Aufkleber entfernen kann. Oder aber ein Taschenmesser, mit dem er schon mal ein Schraube festdreht. „Bei den Putzmitteln setze ich auf sanfte, biologische Mittel. Das wollen auch die meisten meiner Kunden so“, sagt Max Lautenschläger. Er weiß zudem, wann er säurehaltige oder alkalische Spezialmittel einsetzen muss, um besonders hartnäckigen Schmutz zu entfernen.

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Immer nur mit Gummihandschuhen arbeiten

Max Lautenschläger ist kein gelernter Gebäudereiniger, er hat sich sein berufliches Wissen selbst beigebracht. Aber er bildet sich weiter fort, etwa bei der Bau-Berufsgenossenschaft: „Da lernt man zum Beispiel, immer Gummihandschuhe bei der Arbeit zu tragen. Nicht nur wegen der Putzmittel, mit denen man immer in Kontakt kommt, das beugt auch Rheuma vor.“ Auch den nassen Lappen einfach über die Schulter zu legen, sei auf lange Sicht gesundheitsschädlich. Ganz ohne körperliche Folgen bleibt seine Arbeit nicht. Und so zeigt Max Lautenschläger auf seine gerillten Fingerkuppen, die natürlich jeden Tag beansprucht werden.

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Zwischen 6.30 und 8 Uhr beginnt er je nach Auftrag seinen Arbeitstag, der dauert dann bis 16 oder 17 Uhr. „Manchmal aber auch länger, wenn ein Auftrag größer und aufwändiger ist.“ Urlaub macht er einmal im Jahr, nimmt sich hier und mal einen Tag frei: „Mehr als 20 Tage im Jahr sind es aber insgesamt nicht.“ Anfangs war er nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus unterwegs. Inzwischen gibt es aber auch Kunden, die etwas weiter weg wohnen. Oder die aus Wehringhausen weggezogen sind, aber weiter seine Dienste beanspruchen wollen. Deshalb hat er sich schon vor Jahren günstig ein Golf Cabriolet zugelegt, mit dem er auch unterwegs ist.

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Die Ausbildung als Kaufmann hilft ihm heute noch im Beruf

Geschäftlich aber nicht weiter als in einem Umkreis von 30 Kilometer. „Das lohnt sich sonst nicht“, sagt Max Lautenschläger, da kommt der gelernte Kaufmann in ihm durch. Ohnehin hilft ihm sein Lehrberuf durchaus, wenn es gilt, den Papierkram als Selbstständiger zu erledigen: „Natürlich habe ich einen Steuerberater, aber dem gebe ich nicht einfach einen Schuhkarton mit Belegen. Das ist alles geordnet.“

Er will gerne so weiterarbeiten, hat keinen Drang zu wachsen oder gar Mitarbeiter einzustellen: „Ich bin glücklich, mit dem was ich habe.“ Aber er blickt auch auf das berufliche Ende: „Mit 67 Jahren ist Schluss.“