Hagen. Pascal Becker arbeitet seit knapp einem Jahr als Tanzlehrer in der Tanzschule Christ. „Jeder Schüler ist anders“, sagt der 22-Jährige.

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„In den meisten Kursen bin ich Lehrer, Moderator und Alleinunterhalter in einer Person“, sagt Pascal Becker. Seit Sommer 2018 ist der junge Mann in der Tanzschule Christ als Tanzlehrer beschäftigt, „und dafür werde ich in meinem Freundeskreis ein wenig gehasst“, lacht er verschmitzt. Damit spielt der gebürtige Hagener auf die Tatsache an, dass er sein Hobby zum Beruf gemacht hat und er viel Freude an der Arbeit hat, „muss man als Tanzlehrer auch, sonst ist man unglaubwürdig“.

Ums Lehren, Vermitteln und Trainieren geht’s primär in den Tanzkursen – egal, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene unterrichtet werden. „Doch reines Schritte beibringen kannst du vergessen, das bringt weder den Schülern noch mir Spaß.“ Er arbeite eher mit Bildern, „du musst Eselsbrücken bauen, dann können sich die Schüler die Schrittfolgen leichter merken.“

Beispiele? „Wenn die Dame in der Salsa vom Partner weg tanzt, dann muss sie – bildhaft gesprochen – zur Toilette. Und wenn im Kinderkurs die Jungen und Mädchen kräftig aufstampfen sollen, sagen wir, sie zertreten etwas, was sie gar nicht mögen“, erläutert Pascal Becker.

Wie man mit den Schülern gemeinsam Bilder im Kopf zeichnet, wird in der Tanzlehrerausbildung des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands (ADTV) vermittelt, genau wie Fachbegriffe, Schritttechnik und vieles mehr.

Im Paartanzbuch werden Figuren, die zum Beispiel im Tango oder Slowfox getanzt werden, genau beschrieben, „all das wird im theoretischen Teil, der in der Berufsschule vermittelt wird, gelehrt.“

Von Bad Mergentheim zurück nach Hagen

Pascal Becker wurde in Hagen geboren, zog dann jedoch mit seinen Eltern zum Bodensee und später nach Bad Mergentheim. Als 14-Jähriger absolvierte er einen Schülerkurs, wurde später Vortänzer in seiner Heimat-Tanzschule und absolvierte dort seine Ausbildung zum ADTV-Tanzlehrer.

Durch verwandtschaftliche Beziehungen kam er in seine Geburtsstadt Hagen zurück. In der Tanzschule Christ hat er einen 40-Stunden-Vollzeit-Tanzlehrerjob und verdient ca. 2000 Euro brutto.

Persönliches Rüstzeug, das man als Tanzlehrer mitbringen sollte? „Ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein sollte man schon haben, das hab’ ich als Jugendlicher als Vortänzer gewonnen. Und pädagogisches Feingefühl kann auch nicht schaden, das ist mir während meines Freiwilligen sozialen Jahres an einer Förderschule vermittelt worden“, blickt Pascal Becker auf die Zeit nach seinem Abitur zurück.

Enorme Auffassungsgabe

Schülercliquen, junge Paare, ältere Singles – eine der größten Herausforderungen als Tanzlehrer ist es, sämtliche Alters- und Bevölkerungsschichten anzusprechen. „Du musst dein Gegenüber und seine Erwartungen kennen“, sagt der 22-Jährige. In Kindergruppen, Schüler- oder Hip-Hop-Kursen sollte man einfach nicht zu viel erzählen und auch nicht zu viele Informationen loswerden wollen. „Junge Leute haben eine enorme Auffassungsgabe. Die sagen dir unverblümt ,Red’ nicht so viel, mach’ vor, wir machen nach’ – und das funktioniert in den Kursen dann auch tatsächlich gut.“

Manchen Erwachsenen müsse man Hemmungen oder gar Angst vor dem Tanzen nehmen, „und wenn ein Paar bei einer Folge Probleme hat, muss man sensibel reagieren, darf es nicht bloßstellen, ihm vielmehr glaubhaft zeigen, dass man gerne hilft.“

Gute körperliche Konstitution und pädagogische Fähigkeiten

Allgemeines

Berufstyp: Ausbildungsberuf.
Ausbildungsart: Schulische Ausbildung an unterschiedlichen Bildungseinrichtungen (intern geregelt).
Ausbildungsdauer: 3 Jahre (Vollzeit)
Lernorte: Bildungseinrichtung und ggf. Praktikumsbetrieb.

Was macht man?

Tanzlehrer/innen unterrichten Gesellschaftstänze. Zur Vorbereitung wählen sie Übungen aus und stellen Unterrichts-­ und Trainingsprogramme zusammen. Im Tanzunterricht demonstrieren sie Schritte und Schrittfolgen, bedienen die Musikanlage und korrigieren die Bewegungsabläufe der Schüler. Im Leistungssport trainieren sie Tanzpaare oder kleine Mannschaften. Im sozialpädagogischen und sozialtherapeutischen Bereich tragen sie zur Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schüler bei und fördern Lebensmut sowie soziale, intellektuelle und sportliche Fähigkeiten. Im Behinderten-­ und Rehabilitationssport ist ihr Ziel, die körperliche Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit der Schüler zu verbessern.

Wo arbeitet man?

Beschäftigungsbetriebe: Tanzlehrer/innen finden Beschäftigung in Tanzschulen, -studios, -clubs und -vereinen, in Fitnessstudios, an Volkshochschulen, in Gesundheitseinrichtungen, z.B. Rehabilitationskliniken, im Sozialwesen, z.B. in Einrichtungen für Behinderte.
Arbeitsorte: Tanzlehrer/innen arbeiten in erster Linie in Tanzsälen, Fitnessräumen und Sporthallen, ggf. auch in Büroräumen und an wechselnden Orten auf Wettkämpfen.

Welche Vorbildung?

Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Die Bildungsträger legen eigene Zugangskriterien fest. Zum Teil wird eine abgeschlossene Schulausbildung vorausgesetzt, ggf. auch ein mittlerer Bildungsabschluss. Darüber hinaus werden z.B. ein Mindestalter, Turniertanzerfahrung, Tanzschulpraktika oder bestimmte Tanzsportabzeichen gefordert.

Worauf kommt es an?

Anforderungen: Gute körperliche Konstitution (z.B. beim Vorführen der Übungen und Bewegungen), pädagogische Fähigkeiten und mündliches Ausdrucksvermögen (z.B. beim Anleiten und Motivieren der Tanzschüler), Beobachtungsgenauigkeit und Aufmerksamkeit (z.B. beim Beurteilen des Lernfortschritts der Teilnehmer und für das Entdecken von tänzerischen Fehlern), Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein (z.B. Erkennen der körperlichen und psychischen Grenzen der Schüler, um Verletzungen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorzubeugen), Kreativität und Sinn für Ästhetik (z.B. Entwickeln von Choreografien, unterhaltsame Unterrichtsgestaltung).
Schulfächer: Sport (z.B. um den körperlichen Anforderungen des Berufs gerecht zu werden), Biologie (z.B. beim Erarbeiten eines zielgruppengerechten Unterrichts), Musik (z.B. Rhythmusgefühl beim Demonstrieren der zu erlernenden Tänze).

Was verdient man?

Während der Ausbildung erhält man keine Vergütung. Gegebenenfalls­ fallen Kosten an, z.B. Lehrgangsgebühren und Prüfungsgebühren.

Quelle: Arbeitsagentur. Mehr Berufsprofile:
berufenet.arbeitsagentur.de

Was sich verändert hat im Vergleich zu früher? „Wir duzen uns im Kurs, das gab’ es vor Jahren wohl kaum. Ich finde aber, dass duzen Wärme bringt.“ Außerdem müsse man heute ständig am Puls der Zeit sein: „Für Kinder- oder Hip-Hop-Gruppen erstelle ich vor einer Unterrichtsstunde eine Playlist mit angesagten Chartsongs und einer coolen Choreografie. Viele Jugendliche schauen den halben Tag Youtube-Videos – das musst du einfach auf dem Schirm haben.“

Ein Wermutstropfen in seinem Job? „Ich arbeite meist abends und am Wochenende, also dann, wenn die meisten Leute frei haben. Aber daran gewöhnt man sich.“