Hagen. Es sei die „perfekte Fälschung“ gewesen: Jetzt hat auch ein zweiter Angeklagter im Hagener Prozess und 48 Millionen Euro Steuerschulden gestanden.
Beste Freunde helfen einander – in guten wie in schlechten Tagen. Der 50-Jährige, der im Spielhallen-Prozess neben dem millionenschweren Hagener Casino-Betreiber-Boss (43) und dessen Bruder (39) auf der Anklagebank sitzt, hatte seinerzeit geholfen, die Manipulations-Software zu besorgen. Dadurch sollen stolze 48,4 Millionen Euro an Steuern eingespart worden sein. Am Montag sprang er dem Familienoberhaupt, mit dem er seit vielen Jahren eng befreundet ist, erneut hilfreich zur Seite und bestätigte vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts: Alle Umsatztricksereien hätten sie nur zu zweit ausgeheckt, andere Familienangehörige seien daran nicht beteiligt gewesen.
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Aufstieg vom Pizzafahrer zum Spielhallen-Betreiber
Der 50-Jährige hatte 1988 sein Abitur noch im Kosovo gemacht, dort Chemie studiert, sich dann dem Wehrdienst entzogen und war 2004 nach Deutschland geflohen. In Hagen verdingte er sich zunächst als Pizzafahrer und ab 2009 als Spielhallen-Aushilfe. Drei Jahre später besaß er schon eigene Spielhallen in Dortmund und Hagen. Im Februar 2014 wurde eine GmbH gegründet und weitere Casinobetriebe hinzugekauft.
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Genau genommen war er damals ein Mitbewerber der vermögenden Hagener Spielhallen-Familie, doch von Konkurrenz keine Spur. Man war ja seit Jahren gut befreundet, hatte sogar – weit entfernt – denselben Notar und half sich bei Bedarf auch schon mal mit Bargeld aus. Die freundschaftlichen Gespräche unter den beiden Spielhallenbetreibern wurden nicht auf türkisch, kurdisch oder albanisch geführt, sondern auf deutsch.
Von anderem Casino-Betreiber die Manipulations-Software gekauft
Dann, Anfang 2013, kam ein griechischer Casinobetreiber ins Spiel. Der fragte ganz unverhohlen: „Machst Du eigentlich was an den Automaten?“ Eine Äußerung, die zunächst noch auf Unverständnis stieß. Ja, er hatte eine Software, mit der sich tatsächlich die Umsatz-Ausdrucke an den Geldspielgeräten günstig nach unten manipulieren lassen konnten, um 20 oder 30 Prozent, und bei Bedarf auch noch um mehr.
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„Die Fälschung war perfekt“, schwärmt der 50-Jährige, „deshalb haben wir uns dann entschieden, die Software zur Manipulation zu kaufen.“ Insgesamt 8000 Euro wurden dafür hingeblättert, 3000 Euro bezahlte er, 5000 Euro das befreundete Familienoberhaupt. Ab Mai 2013 hätten sie einmal im Monat zu zweit zusammengesessen und die Daten der Geldspielgeräte eingegeben, deren Umsätze manipuliert werden sollten.
Der Prozess wird noch in dieser Woche fortgesetzt, dann kommen Ermittler zu Wort. Noch bis Januar sind viele weitere Verhandlungstage terminiert.