Hagen. . Beim Hagener Autozulieferer TWB wird bis in die Nacht um 320 Stellen gerungen, die wegfallen werden. Indes kommt ein neuer Vorschlag von VW.

Beim Hagener Automobilzulieferer TWB-Prevent wird am Donnerstag um die Zukunft von rund 320 Mitarbeitern gerungen. Dass in etwa so viele Mitarbeiter wohl nach dem verlorenen Machtkampf mit dem VW-Konzern entlassen werden, scheint unabwendbar.

In der Sitzung der Einigungsstelle, in der unter anderem Betriebsrat und Geschäftsführung unter Vorsitz eines professionellen Mediators vertreten sind, geht es aber um die Konditionen. Insbesondere um mögliche Abfindungen und um die Ausgestaltung einer Transfergesellschaft, mit der betroffene Mitarbeiter weiter qualifiziert werden sollen. Bis in die Nacht hinein wird am Donnerstag verhandelt. Ergebnisse sind noch nicht bekannt.

320 von 480 Arbeitsplätzen sind gefährdet

Die Zeit drängt: Ende März laufen die Vertragsbeziehungen mit Volkswagen aus. Europas größter Autobauer will nach einem Streit mit Prevent sämtliche Vertragsbeziehungen zu der Unternehmensgruppe, zu der seit einigen Jahren auch die traditionsreiche Hagener Firma TWB gehört, kappen. Für TWB ist dies ein herber Schlag: Etwa 320 der 480 Arbeitsplätze sind von dem VW-Auftrag (hier werden Teile für die Rücksitze hergestellt) abhängig. TWB gilt als „verlängerte Werkbank“ von VW.

TWB hatte versucht, vor Gericht VW auf eine Weiterführung der Verträge zu verpflichten. Mit einer dazu angestrebten einstweiligen Verfügung war TWB bereits in zwei Instanzen mit diesem Plan gescheitert. Und auch in dem Hauptsache-Verfahren, das noch vor dem Landgericht Dortmund läuft, gibt es wenig Hoffnung, dass die Kündigungen in Hagen noch abgewendet werden können.

Neuer Vorschlag von VW vor Gericht

Zwar hatte VW in dieser Woche vor Gericht angeboten, bis Ende des Jahres noch 17 Prozent des bisherigen Auftragsvolumens von TWB zu beziehen, wenn TWB denn einen Ausgleich dafür zahle, dass die Firma zuletzt höhere Preise von VW gefordert habe (weil nicht mehr so große Mengen abgenommen wurden). Doch ob dies zum Tragen kommt, ist höchst ungewiss: Der Richter hat die streitenden Parteien aufgefordert, sich außergerichtlich zu einigen und ihnen dafür drei Wochen Zeit eingeräumt.

Doch selbst wenn es dazu noch kommen würde, wäre dies für TWB nur eine sehr kurzfristige Erleichterung, die auch nur einen kleinen Teil der Arbeitsplätze retten könnte.

Verhandlungen in Einigungsstelle

Somit liegt der Fokus eher auf den Bemühungen, die Auswirkungen für die Betroffenen abzumildern: Mit dem professionellen Mediator Roland Lukas – dem Kandidaten der Arbeitgeberseite – hatte das Arbeitsgericht einen Vorsitzenden der Einigungsstelle bestimmt, in der nun über den Interessensausgleich und den Sozialplan beraten wird.

„Das ist eine schwierige Situation für die Kollegen“, hatte Betriebsratsvorsitzender Orhan Aksu, der am Donnerstag wegen der Sitzung bislang noch nicht zu erreichen war, Ende Dezember der WESTFALENPOST gesagt . „An ein Wunder glaubt hier niemand mehr. Es wird wohl zu den Entlassungen kommen. Aber gerade deshalb müssen die Kollegen endlich schnell Klarheit bekommen.“

Es gebe bereits eine Liste der Arbeitgeberseite mit gut 320 Beschäftigten, die gehen müssten und etwa 160 Kollegen (darunter 30 Auszubildende), die bleiben dürften.

Auf Informationen, dass die Prevent-Gruppe einen Käufer für die Hagener Firma TWB sucht, wollte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag auf WP-Anfrage nicht eingehen: „Gerüchte kommentieren wir nicht.“

Der Machtkampf mit VW

Die Hintergründe des Arbeitsplatzabbaus: Der VW-Konzern hat zum 31. März 2019 seine Vertragsbeziehungen gekündigt. Seit Mitte der 90er-Jahre beliefert TWB den VW-Konzern mit speziellen Teilen für Rückenlehnen. Eigentlich gab es auch keine Schwierigkeiten. Sowohl Qualität als auch Lieferumfang und Lieferzeiten scheinen immer gestimmt zu haben. Allerdings ist das Hagener Werk in den Strudel um die heftige Auseinandersetzung zwischen der Prevent-Gruppe und dem VW-Konzern geraten.

Andere Firmen des Prevent-Konzerns hatten VW im Jahr 2016 wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen nicht mehr beliefert – das hatte zu Produktionsstopps und einem hohen Schaden bei VW geführt. Die erklärte Absicht des Volkswagen-Konzerns ist seitdem: die Geschäftsbeziehungen zu Prevent kappen und neue Zulieferer-Strukturen aufbauen.