Hagen. . Der Machtkampf zwischen VW und dem Zulieferer TWB-Prevent landete heute vor dem OLG. Die Tendenz: Es sieht nicht gut aus für den Standort Hagen

Der Streit zwischen dem Hagener Automobilzulieferer TWB und dem mächtigen Volkswagenkonzern ist am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht verhandelt worden. Es scheint aber nicht gut auszusehen für den Hagener Standort.

Rund 200 Mitarbeiter des heute zur Prevent-Gruppe gehörenden Hagener Traditionsunternehmens TWB machten sich am Mittwochmorgen mit drei Bussen nach Düsseldorf auf. Die Belegschaft zeigte sich kampfbereit, aber auch äußerst besorgt. Wenn die Vertragsbeziehungen mit dem Volkswagen-Konzern nicht fortgesetzt werden können, dann sind nach

TWB-Mitarbeiter demonstrieren vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf für die Verlängerung der Verträge mit dem VW-Konzern und somit für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
TWB-Mitarbeiter demonstrieren vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf für die Verlängerung der Verträge mit dem VW-Konzern und somit für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. © Helmut Ullrich

Informationen der WESTFALENPOST mindestens 300 der 480 Arbeitsplätze bei TWB in der Sedanstraße in akuter Gefahr. Auf entsprechende Konsequenzen soll die Geschäftsführung den Betriebsrat beziehungsweise die Belegschaft bereits vorbereitet haben.

Betriebsratsvorsitzender Aksu Orhan sagte vor der Fahrt nach Düsseldorf der WESTFALENPOST: „Die Stimmung in der Belegschaft ist am Tiefpunkt angelangt. Jeder hat Angst. Wir kämpfen um unsere Existenz.“ Mit Spruchtafeln, Fahnen und auch Pyrotechnik wollten die Arbeiter, die von der IG Metall unterstützt werden, auf ihre Situation aufmerksam machen.

In erster Instanz vor Landgericht Dortmund gescheitert

Vor dem Oberlandesgericht geht es darum, ob der Volkswagen-Konzern verpflichtet werden kann, auch über März 2019 hinaus die Geschäftsbeziehungen mit TWB in Hagen fortzusetzen. Im Frühjahr hatte VW die Aufträge gekündigt. In der ersten Instanz vor der Handelskammer des Landgerichts Dortmund war TWB bereits gescheitert. Diese lehnt eine entsprechende Einstweilige Verfügung ab.

Doch auch jetzt in der zweiten Instanz vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf sieht es nicht gut aus. Eine Entscheidung wird zwar erst am 14. November verkündet, doch die Richter ließen erkennen: Es wird wohl kein Chance geben, dass TWB-Prevent die erhoffte Einstweilige Verfügung bekommt. Und bis auf „normalem Wege“ über die Klage entschieden wird, dürfte so viel Zeit ins Land ziehen, dass es die Geschäftsbeziehungen faktisch nicht mehr gibt.

TWB beliefert seit Mitte der 90er-Jahre VW-Konzern

Seit Mitte der 90er-Jahre beliefert TWB den VW-Konzern mit speziellen Teilen für Rückenlehnen. Eigentlich gab es auch keine Schwierigkeiten. Sowohl Qualität als auch Lieferumfang und Lieferzeiten scheinen immer gestimmt zu haben. Allerdings ist das Hagener Werk in den Strudel um die heftige Auseinandersetzung zwischen der Prevent-Gruppe und dem VW-Konzern geraten.

Andere Firmen des Prevent-Konzerns hatten VW im Jahr 2016 wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen nicht mehr beliefert – das hatte zu Produktionsstopps und einem hohen Schaden bei VW geführt. Die erklärte Absicht des Volkswagen-Konzerns ist seitdem: die Geschäftsbeziehungen zu Prevent kappen und neue Zulieferer-Strukturen aufbauen, um der Abhängigkeit von der Prevent-Gruppe zu entfliehen.

Zu wenig Zeit, um neue Aufträge zu bekommen

Bei den Beschäftigten von TWB ist die Frustration groß – vor allem, weil man immer eine hohe Qualität pünktlich geliefert hatte. In der juristischen Auseinandersetzung hatte man zumindest gehofft, dass VW noch für einen gewissen Zeitraum zur Abnahme verpflichtet werden könnte. Dann wäre mehr Zeit, um neue Kunden zu akquirieren. Doch das scheint bis März 2019 unmöglich. Daher auch die große Sorge um die Arbeitsplätze.