Hagen. . 320 Arbeitsplätze fallen nach der Niederlage im Machkampf mit VW bei TWB in Hagen weg: Doch durch die Belegschaft geht ein tiefer Riss.

324 Kündigungen stehen beim Hagener Automobilzulieferer TWB-Prevent nach der Niederlage im Machtkampf mit dem VW-Konzern im Raum. Der hat zum 31. März 2019 seine Vertragsbeziehungen gekündigt. Deshalb ringt in der Sedanstraße die Belegschaft mit dem Unternehmen um einen Sozialplan, um Abfindungen und um eine Qualifizierungsgesellschaft. Doch da gibt es noch eine zweite Konfliktline. Die verläuft durch den Betriebsrat, durch die Belegschaft und auch zur IG Metall hin.

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Im Betriebsrat unter Vorsitz von Orhan Aksu sitzen zwar elf Mitglieder, die offensichtlich alle der IG Metall angehören. Doch einig sind sie sich nicht. Vier Mitglieder gehören der Liste an, zu der auch Admir Smajlovic gehörte. Der war langjähriger Betriebsratsvorsitzender bei TWB, bevor er als Personalchef ins Arbeitgeberlager wechselte. Bei der letzten Betriebsratswahl gewann die Liste von Orhan Aksu mit sieben Mitgliedern die Wahl.

Tarifkommission soll tagen

„Wir arbeiten in der aktuellen Krise zusammen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Aksu zwar offiziell. Doch nach WP-Informationen ist das Klima weiterhin angespannt zwischen den Lagern. Es gibt ganz augenscheinlich einen Konflikt über die weitere Strategie und auch über die Rolle der IG Metall. Die Gewerkschaft hatte sich zwar schon in den vergangenen Monaten an der Seite der Belegschaft gezeigt und auch drei Busse organisiert, mit denen die Arbeiter zum Oberlandesgericht nach Düsseldorf gefahren waren, wo TWB gegen den VW-Konzern geklagt hatte.

Betriebsratschef kritisiert mangelhafte Unterstützung

Doch der Betriebsratsvorsitzende Orhan Aksu kritisiert trotzdem eine aus seiner Sicht mangelhafte Unterstützung durch die IG Metall: Diese sei zögerlich, habe mit einem so genannten Sozialtarifvertrag Hoffnungen geweckt, die jetzt nicht gehalten werden könnten. „Dabei sind viele gerade erst extra deswegen in die IG Metall eingetreten.“

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Insgesamt liegt der Organisationsgrad derzeit wohl bei etwa 55 Prozent. IG-Metall-Chef Jens Mütze wehrt sich gegen diese Vorwürfe: „Wir standen von Anfang an auf der Seite der Belegschaft, haben immer unsere Unterstützung angeboten.“ Allerdings sei die Lage im Moment so, dass die IG Metall gar nicht im juristischen Sinne in das Verfahren eingreifen könne. „Da es derzeit nicht um mögliche tarifliche Einschnitte geht, sind wir nicht im Boot“, so Mütze.

Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn das tariflich vereinbarte Weihnachtsgeld zur Disposition stünde. Niemand habe auch einen Sozialtarifvertrag versprochen, die Option sei nur genannt worden. „Die Prüfung hat aber ergeben, dass er hier nicht anwendbar ist.“

IG Metall lädt zur Tarifkommission ein

Die IG Metall wolle jetzt aber dafür sorgen, in der schwierigen Situation doch noch an Bord zu kommen. Sie hat für nächste Woche zu einer Tarifkommission eingeladen. An der Sitzung werden 22 gewählte IG-Metall-Mitglieder aus dem Betrieb teilnehmen. Dabei werden auch beide Betriebsratslager vertreten sein. Die Hoffnung von Jens Mütze: „Wir wollen dort weitere gemeinsame Schritte besprechen.“

Zu dem innerbetrieblichen Konflikt gehört auch, dass es auf der Berater-Seite ganz offensichtlich unterschiedliche Auffassungen gibt. Der Betriebsrat hat sich den Münchener Anwalt Hans Pfitzner an die Seite geholt. Die IG Metall hatte eine anderen Rechtsbeistand empfohlen. Jens Mütze sagt zwar: „Das ist ja auch völlig legitim und in Ordnung.“ Hinter den Kulissen gibt es aber unterschiedliche Strategie-Vorstellungen. Zu einem möglichen Konflikt mit der IG Metall sagt Betriebsrats-Anwalt Pfitzner nur: „Das kommentiere ich nicht.“