Hagen. . Lieferverträge gekappt: Der Machtkampf zwischen VW und Prevent lässt rund 450 Mitarbeiter von TWB in Hagen um ihre Jobs bangen.

Gekämpft wird mittlerweile auf offener Bühne: Der Konflikt zwischen dem Volkswagen-Konzern und dem Zulieferer Prevent spitzt sich zu. VW hat Lieferverträge gekündigt, Prevent spricht von Vertrauensbruch und kündigt rechtliche Schritte an. Unklar ist weiterhin, wie sich dieser Streit auf Hagen auswirkt. Hier leben nun rund 450 Mitarbeiter des zur Prevent-Gruppe gehörenden Firma TWB an der Sedanstraße in großer Unsicherheit.

Die Abhängigkeit von VW ist groß: 60 bis 70 Prozent der Aufträge in dem Hagener Werk hängen nach Informationen der WESTFALENPOST an dem Wolfsburger Autohersteller. Bleibt es nun dabei, dass Volkswagen sämtliche Lieferbeziehungen zur Prevent-Gruppe kappen will, würde dem

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Hagener Werk ein wichtiges Standbein wegbrechen. Die eigentlich wohl bis ins Jahr 2021 bestehenden Verträge mit TWB sollen nun bereits im März kommenden Jahres auslaufen. Zwar beliefert TWB auch andere Automobilkonzerne und stellt in seinem Presswerk unter anderem Schubkarren her. Den Umfang der VW-Lieferung aber binnen so kurzer Zeit möglicherweise kompensieren zu müssen, gilt aber als nahezu unmöglich,

Eine offizielle Einschätzung zur Lage in Hagen gibt es nicht. Prevent veröffentlichte am Mittwoch nur eine Mitteilung mit scharfen Angriffen gegen VW. Ansonsten schweigt das Unternehmen: Es gibt keine weiteren Informationen zu dem Hagener Standort, der lange ein Familienunternehmen war und nach einer Insolvenz erst seit 2010 zu der Prevent-Gruppe gehört. Und es gibt auch keine Einschätzung, wie es hier weitergehen soll.

Auch vom Betriebsrat am Standort Hagen gab es gestern keine Stellungnahme. Admir Smajlovic, der mehr als zwei Jahrzehnte der Vorsitzende des Betriebsrats war, hat inzwischen die Seiten gewechselt. Als Personalchef gehört er nun zur Führungsriege auf der Arbeitgeberseite. Eine WP-Anfrage in seiner neuen Position ließ er unbeantwortet. Ebenso wie sein Nachfolger als Betriebsrat. Die IG Metall ist, so Gewerkschaftschef Jens Mütze, „für das Thema sensibilisiert“. Er selbst wird Gespräche mit der Prevent-Geschäftsführung führen.

Entlassungen in andere Firmenteilen

In der Belegschaft herrscht nach WP-Informationen große Unsicherheit und vor allem Erstaunen. Die Position des Hagener Werks galt lange als sicher – auch gegenüber dem mächtigen VW-Konzern. Die Rückbank-Teile, die hier für eine Vielzahl von VW-Modellen gebaut werden, gelten als sehr qualitätsvoll. Länger war man wohl davon ausgegangen, dass VW so schnell gar nicht einen anderen derart spezialisierten Lieferanten finden würde. Jetzt wird mit Spannung die Betriebsversammlung am Freitag um 14 Uhr erwartet.

Dass die Lage nach der außerordentlichen Kündigung der Lieferbeziehungen durch den VW-Konzern für die Mitarbeiter der Prevent-Gruppe sehr schwierig wird, wird schon durch die offizielle Mitteilung des Unternehmens vom Mittwoch deutlich. So müssen die etwa 700 Mitarbeiter der Prevent-Tochter ES Automobilguss GmbH an den Standorten Schönheide, Plauen und Stendal schon kurzfristig mit Kurzarbeit und Kündigungen rechnen. Bei der Prevent-Tochterfirma Foamtec sind bereits 90 Mitarbeiter gekündigt worden.