Hagen. . 320 Beschäftigten von TWB Prevent in Hagen droht die Kündigung. Sie gehen mit Ungewissheit ins neue Jahr. Erst ab Januar wird verhandelt.

Sie gehen weiter mit einer großen Ungewissheit ins neue Jahr: Noch immer nicht ist klar, wer von den rund 480 Mitarbeitern des ­Hagener Automobilzulieferers ­Prevent TWB bleiben darf und wer gehen muss. Und vor allem ist noch nicht klar, mit welcher finanziellen Entschädigung die, die nach dem verlorenen Machtkampf mit dem VW-Konzern im März gehen müssen, rechnen können.

Mit dem professionellen Mediator Roland Lukas – dem Kandidaten der Arbeitgeberseite – hat das Arbeitsgericht nun zwar einen Vorsitzenden der Einigungsstelle bestimmt, in der über den Interessensausgleich und den Sozialplan beraten wird. Doch die eigentlichen Verhandlungen werden erst im Januar aufgenommen.

Einige haben schon Betrieb verlassen

„Das ist eine schwierige Situation für die Kollegen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Orhan Aksu. „An ein Wunder glaubt hier niemand mehr. Es wird wohl zu den Entlassungen kommen. Aber gerade deshalb müssen die Kollegen endlich schnell Klarheit bekommen.“ Es gebe bereits eine Liste der Arbeitgeberseite mit gut 320 Beschäftigten, die gehen müssten und etwa 160 Kollegen (darunter 30 Auszubildende), die bleiben dürften. „Aber bei dieser Liste gibt es aus unserer Sicht noch viele unklare Dinge“, so der Betriebsratsvorsitzende. Einige Kollegen hätten schon den Betrieb verlassen, weil sie einen neuen Job gefunden hätten, die Mehrzahl hoffe aber auf einen schnellen und fairen Abschluss der Verhandlungen, um endlich Klarheit für die Zukunft zu haben. In Sachen Abfindung , aber auch in Sachen einer Transfergesellschaft, die die oft formal nicht hoch qualifitzierten TWB-Mitarbeiter fortbilden soll.

Dass die Kündigungen kommen werden, war spätestens nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf, das VW nicht auf eine Fortführung der Verträge verpflichten wollte, klar. „Jeder weiß hier, dass das passieren wird“, sagt Orhan Aksu. „Aber ich glaube wirklich realisieren werden das viele erst, wenn es soweit ist.“

Machtkampf mit VW-Konzern

Der Grund für den Arbeitsplatzabbau: Der VW-Konzern hat zum 31. März 2019 seine Vertragsbeziehungen gekündigt. Seit Mitte der 90er-Jahre beliefert TWB den VW-Konzern mit speziellen Teilen für Rückenlehnen. Eigentlich gab es auch keine Schwierigkeiten. Sowohl Qualität als auch Lieferumfang und Lieferzeiten scheinen immer gestimmt zu haben. Allerdings ist das Hagener Werk in den Strudel um die heftige Auseinandersetzung zwischen der Prevent-Gruppe und dem VW-Konzern geraten.

Andere Firmen des Prevent-Konzerns hatten VW im Jahr 2016 wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen nicht mehr beliefert – das hatte zu Produktionsstopps und einem hohen Schaden bei VW geführt. Die erklärte Absicht des Volkswagen-Konzerns ist seitdem: die Geschäftsbeziehungen zu Prevent kappen und neue Zulieferer-Strukturen aufbauen.