Hagen. Admir Smajlovic aus Hagen ist seit 43 Jahren Betriebsratsvorsitzender des Automobilzulieferers TWB. Ein Job zwischen Krisenmanager, Anwalt, Sozialarbeiter und Manager.
- Seit 22 Jahren an der Spitze der Arbeitnehmervertretung
- IG Metall Mitte der 90er Jahre Pate bei Betriebsratsgründung
- Auf Augenhöhe verhandeln ist Betriebsrat wichtig
Wenn am 1. Mai die roten Fahnen im Volkspark zum Tag der Arbeit geschwenkt werden, dann ist es für Admir Smajlovic mehr als nur Gewerkschafts-Folklore. Viel mehr. Denn er sagt: „Das, was ich heute bin, hätte ich ohne die Gewerkschaft nie geschafft.“
Der 43-jährige ist Betriebsratsvorsitzender beim Automobilzulieferer TWB in der Sedanstraße. Und das schon lange. Seit 22 Jahren steht er der Arbeitnehmervertretung in dem 450-Mann-Betrieb vor. Eine echte Führungsaufgabe, die irgendwo zwischen Krisenmanager, Anwalt, Sozialarbeiter und Manager liegt. Und eine Aufgabe, zu der Smajlovic gekommen ist wie die Jungfrau zum Kinde. Vorgezeichnet war dieser Weg jedenfalls nicht.
Anfang der 90er-Jahre landet er nach dem Fachabitur über einen Ferienjob in dem Betrieb, in dem schon sein Vater als Gabelstaplerfahrer arbeitet. Ohne formale Ausbildung ist er als Arbeiter tätig. „Das Geldverdienen für die Familie stand damals bei mir im Vordergrund.“
Betriebsrat gegründet
Morgen Mai-Feier zum „Tag der Arbeit“ im Volkspark
Die Kundgebung am Mai-Feiertag startet mit der Andacht um 9.45 Uhr in der Johanniskirche. Ab 10 Uhr startet von dort der Demonstrationszug, der über den Märkischen Ring und die B54 am Rathaus vorbei Richtung Volkspark zieht. Dort spricht gegen 10.30 Uhr die Hagener Vize-DGB-Chefin Ruth Schäfer.
Die eigentliche Mairede hält im Volkspark das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall Ralf Kutzner.
Das Bühnenprogramm gestaltet „A Few Songs Left“. Ein Solidaritätsfest gibt es ab etwa 15 Uhr mit 30 Ständen der Gewerkschaften und Verbände.
Doch Mitte der 90er-Jahre wird die Stimmung in der Belegschaft des damals noch in Familienbesitz befindlichen Unternehmens immer schlechter. Einen Betriebsrat gibt es nicht, aber Unzufriedenheit über die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen. Ein Betriebsrat soll gegründet werden, und schnell wird klar: Admir Smajlovic solle dessen Vorsitzender werden.
Die IG Metall steht damals Pate bei der Gründung. „Ohne die Unterstützung der Gewerkschaft hätte ich es auch nicht geschafft“, sagt Admir Smajlovic. „Ich habe damals ganz viele Seminare besucht.“ Für ihn ist klar: Mitreden können, auf Augenhöhe verhandeln – das ist wichtig. „Wir haben es damals geschafft, endlich eine verlässliche Lohnstruktur zu bekommen und vernünftige Arbeitsbedingungen.“
Solidarität als hohes Gut
Viele Hagener Betriebe könnten ja auf eine Jahrzehnte lange Betriebsrats-Historie zurückblicken. „Das hatten wir ja nicht. Alles, was wir haben, haben wir uns selbst aufgebaut. Und wir haben gemerkt, dass es einer allein nicht schaffen kann, aber dass wir unser Ziel gemeinsam erreichen können.“ Die Solidarität ist für Admir Smajlovic auch heute noch ein hohes Gut. Er ist nicht nur hauptberuflich freigestellter Betriebsratschef, er engagiert sich auch weiterhin in der IG-Metall, ist im Vorstand tätig. Sowie auch die zehn
weiteren Betriebsratsmitglieder alle IG-Metall-Mitglieder sind.
Doch der verheiratete Vater zweier Töchter hat nicht nur unbeschwerte Zeiten in seinen 22 Jahren als Betriebsrats-Vorsitzender erlebt. Ganz im Gegenteil: Zwar sind heute 455 Mitarbeiter bei TWB beschäftigt, vor 22 Jahren sind es nur 260. Allerdings beschäftigt das Unternehmen im Jahr 2006 in der Spitze sogar 550 Menschen. Doch dann kommt die Wirtschaftskrise und auch eine große Delle für das Unternehmen. 47 Kollegen werden am Ende den Job verlieren, auch für Admir Smajlovic ein herber Schlag.
Doch er ist dennoch stolz darauf, dass die Krise überwunden werden konnte. TWB ist inzwischen im Besitz der Prevent Gruppe, das Management hat öfters gewechselt. Geblieben ist all die Zeit aber Admir Smajlovic als Betriebsratsvorsitzender. Er redet nicht in Gewerkschafts-Floskeln, dafür kennt er die Einzelheiten der Produkte, vorwiegend geht es um Pkw-Rückbanklehnen. Er kann auch gut erklären, warum es gut ist, dass man künftig weniger abhängig sein sollte von VW und wie wichtig der neue Auftrag von Ford dabei ist. Er skizziert Unternehmensstrategien. Hier könnte man durchaus auch meinen, man säße dem Manager gegenüber. Aber für Admir Smajlovic scheint das auch ein Stück Gewerkschaftler-Stolz zu sein. Eben auf Augenhöhe agieren.