Hagen. . Im Machtkampf mit VW drohen 324 Kündigungen bei TWB-Prevent in Hagen: Jetzt erhebt der Betriebsrats-Anwalt schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen
Exakt 324 Kündigungen stehen nach WP-Informationen beim Automobilzulieferer TWB Prevent nach dem Ende des Volkswagen-Auftrags im Raum. Jetzt wird erbittert mit dem Unternehmen um einen Sozialplan gekämpft.
Der Hintergrund der aktuellen Krise bei dem Hagener Traditionsunternehmen, das seit 2013 zur Prevent-Gruppe gehört: Der Volkswagen-Konzern will über März hinaus nicht den Vertrag mit TWB verlängern, weil sich VW mit der Prevent-Gruppe im Streit um Preise und Lieferstopps überworfen hatte. TWB hatte den Wolfsburger Konzern zwar noch gerichtlich dazu verpflichten wollen, den Vertrag zu verlängern, um die Chance zu haben, neue Auftraggeber zu finden. Doch das hat das Oberlandesgericht in Düsseldorf am Mittwoch abgelehnt.
Jetzt werden zwei Drittel der rund 480 Arbeitsplätze an der Sedanstraße abgebaut. Der vom Betriebsrat engagierte Anwalt Hans Pfitzner aus München greift im Gespräch mit der WESTFALENPOST die Prevent-Führung an: „Ich bin bundesweit tätig, aber dieser Fall ist alles andere als üblich.“ Die Prevent-Geschäftsführung verweigere dem Betriebsrat die notwendigen Informationen, um überhaupt auf Augenhöhe über einen Sozialplan zu verhandeln: „Kein Jahresabschluss, kein Lagebericht – uns fehlen Informationen, die uns rechtlich zustehen.“
Viele Betroffene sind wenig qualifiziert
Ein Großteil der Betroffenen sei wenig qualifiziert, schon älter oder schwerbehindert – mithin also schwer in eine neue Beschäftigung zu vermitteln. „Umso wichtiger wäre hier eine Transfergesellschaft zur Qualifizierung“, sagt Anwalt Pfitzner. „Dass Prevent diese aber nur für zwei, bis drei Monate finanzieren will, ist völlig absurd.“ Er gehe genauso wie der Betriebsrat davon aus, dass die Prevent-Gruppe trotz des wegfallenden VW-Auftrags genug Geld habe, um faire Abfindungen zu zahlen und die Transfergesellschaft zu finanzieren.
Doch die Geschäftsführung habe sich bislang noch nicht einmal persönlich in den Verhandlungen gezeigt, sondern immer nur eine Anwältin geschickt. „Das geht aus unserer Sicht gar nicht“, so Anwalt Pfitzner. Vor der Einigungsstelle konnten sich beiden Seiten nach den gescheiterten Sozialplan-Verhandlungen dann auch noch nicht einmal auf einen von beiden Seiten akzeptierten Schlichter einigen.
Unternehmen schweigt
Wenn dies auch weiter nicht gelinge, werde man weitere juristische Schritte unternehmen: „Die Belegschaft ist hoch motiviert für ihre Rechte zu kämpfen. Ich setze aber auf eine gütliche Einigung“, so Pfitzner. Spätestens bis Ende März werde dies auch gelingen. Das Unternehmen Prevent/TWB hat indes auch gestern nicht auf einen Fragenkatalog der WP geantwortet.