Hagen. . TWB in Hagen will um den Auftrag von Volkswagen kämpfen. Daran hängen etwa 75 Prozent der 473 Jobs. Die IG Metall sieht VW in der Pflicht.

Das zur Prevent-Gruppe gehörende TWB-Presswerk in der Sedanstraße will um eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern kämpfen. Das ist am Freitag bei einer Betriebsversammlung, an der der Großteil der 473 Beschäftigten teilgenommen hat, deutlich geworden.

Bestätigt wurde dort, was die WP am Donnerstag berichtet hatte: VW hat den Liefervertrag für die in Hagen hergestellten Rücksitzelemente zum März kommenden Jahres gekündigt. Da derzeit nach WP-Informationen etwa 60 bis 70 Prozent des Auftragsvolumens aus dieser Geschäftsbeziehungen resultieren und etwa 75 Prozent der Arbeitsplätze daran hängen, ist dies eine existentielle Frage.

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Mit Qualität überzeugen

Geschäftsführer Carsten Menzel, so war im Nachklang der nicht-öffentlichen Betriebsversammlung zu erfahren, habe dies aber als einen zunächst einmal nicht unnormalen Schritt dargestellt. Sichtlich bemüht sei er auch gewesen, nicht weiter an dem Bild eines Machtkampfes zwischen VW und der Prevent-Gruppe zu zeichnen. In den kommenden Monaten gelte es durch eine weiter hohe Qualität und Verlässlichkeit VW von einer Fortsetzung der Geschäftsbeziehungen zu überzeugen.

Ein sofortiger Arbeitsplatzabbau, Kurzarbeit oder gar Kündigungen sollen gestern daher auch noch kein Thema gewesen sein. Im Gegenteil: Man brauche derzeit die komplette Mannschaft, auch im Schicht- und Samstagsbetrieb, um die vertraglichen Verpflichtungen auch tatsächlich zu erfüllen.

Autos und Möbel

Prevent gehört der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor, beschäftigt in Deutschland rund 3400 Mitarbeiter und ist sowohl in der Auto- als auch in der Möbelbranche aktiv. Zum Streit mit VW wollte Prevent auf WP-Anfrage nichts sagen.

VW will die Trennung

Die Braunschweiger Zeitung berichtet indes, dass Volkswagen weiter hartnäckig das Ziel verfolge, sich von der Prevent-Gruppe vollständig zu trennen. Wie berichtet, soll ein Lieferstopp anderer Prevent-Tochterfirmen im Jahr 2016 der Ursprung des Konflikts sein. Bei Volkswagen hatte das damals zur massiven Produktionsausfällen geführt. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, soll VW nun allein 156 Millionen Euro bereit stellen, um künftige Lieferanten in die Lage zu versetzen, das Prevent-Auftragsvolumen zu übernehmen.

TWB war lange ein Hagener Familienunternehmen. Erst nach der Insolvenz im Jahr 2009 hatte die Prevent-Gruppe den Betrieb übernommen. Was lange wie ein Segen wirkte – die massive Konzentration auf die VW-Aufträge – könnte jetzt zum Fluch werden.

Jens Mütze - 1. Bevollmächtigter IG Metall Hagen.
Jens Mütze - 1. Bevollmächtigter IG Metall Hagen. © Michael Kleinrensing

Für Hagens IG-Metall-Chef Jens Mütze ist dies aber auch ein Angriffspunkt: „Es ist doch fraglich, ob ein mächtiger Konzern wie VW einfach so derart viele Arbeitsplätze gefährden darf.“ TWB sei ja zu einer Art verlängerter Werkbank von VW geworden, hier gebe es auch Verpflichtungen. „Es gibt jetzt einen Korridor von vier bis sechs Wochen, in denen diese Fragen auch juristisch geklärt werden.“

Thema bei der Mai-Kundgebung

Die IG Metall unterstütze klar den Kurs, weiter auf eine Zusammenarbeit mit VW zu setzen: „Es ist richtig und wichtig, dass die Kollegen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Es liegt ja nicht an der Arbeit vor Ort. Die Qualität in Hagen ist top. Da gibt es doch null Beschwerden von VW“, so Jens Mütze. Er macht auch klar, dass die IG Metall im Zweifel kampfbereit sei. Schon bei der Mai-Kundgebung soll dies deutlich werden.