Südwestalen. . Nicht jedes Unternehmen kann die digitale Einkaufswelt bedienen. Vor allem nicht auf dem Land. Industrie- und Handelskammern in Südwestfalen informieren.

Einen Einzelhändler, der online nicht existiert, gibt es nicht. Ein Satz, der nachhallt in der neuen, digitalen Einkaufswelt, in der viele Kunden schon sind und andere erst noch ankommen müssen. Und der vielen Händlern Angst macht. Das sagt Stephanie Erben, Fachbereichsleiterin für Handel und Dienstleistungen bei der SIHK zu Hagen.

Die Kammern schlagen Alarm. Das tun sie seit langem, aber der Ton wird schriller. Seit Jahren wachsen die Umsätze im Einzelhandel nur noch marginal, aber die Verteilung ändert sich: Das Internet ist dabei, den stationären Handel vor sich her zu treiben. Frequenzverluste in den Innenstädten verunsichern Handel und Kommunen. Die mit dem Netz verbundenen Ansprüche der Verbraucher machen gerade kleineren Einzelhändlern in ländlichen Regionen Angst. Sie hätten in der Mehrheit keine Affinität zum Onlinegeschäft, mutmaßt Christian Leiße, Vorsitzender des Gewerbevereins Brilon. Manche Konsumenten informieren sich bei Händler um die Ecke und kaufen dann im Internet, andere machen es umgekehrt und konfrontieren den Händler dann mit dem Online-Preis.

Es besteht noch Nachholbedarf

Der Kunde ist unberechenbar, „er kauft situationsabhängig ein - online oder stationär“, sagt Stephanie Erben. „Wir müssen die Händler fit machen, auf allen Kanälen aktiv zu sein.“ Cross-Channel-Training - Marketing auf allen Ebenen, heißt deshalb die Seminarreihe von drei tagesfüllenden Veranstaltungen, die die drei südwestfälischen Industrie- und Handelskammern am kommenden Montag in Hagen (ausgebucht), am 22. Juni in Arnsberg und am 1. September in Siegen anbieten.

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Es gibt bereits gute Cross-Channel-Projekte in Südwestfalen, betonen die Kammern. Aber auch Nachholbedarf. „Das trifft den Nerv“, begrüßt der Gevelsberger City-Manager Frank Manfrahs das Vorhaben. Die Frage sei doch: Wie bekomme ich die Leute über das Internetangebot in die Läden. „Waren hinstellen und auf Kunden warten, das geht nicht mehr. „Der Händler muss im Netz auffindbar sein und sein Angebot für einen Erlebniseinkauf inszenieren“, fordert die Handelsexpertin. Dabei gelte es auch Google, Facebook oder Ebay zu nutzen. Es gelte, die Innenstädte zu stärken.

Furcht vor dem Risiko

Das sieht der Einzelhandel in der Region Südwestfalen im Grunde genauso, aber er fürchtet sich vor dem finanziellen Risiko, lässt Karina Brühmann vom Einzelhandelsverband Südwestfalen durchblicken: „Viele scheuen die Kosten für Internet-Auftritte, vor allem kleinere Betriebe. Die Retourenquoten sind sehr hoch. Es nützt nichts, einfach Waren auch online anzubieten, das muss professionell gemacht werden.“ Also mit Homepage, Facebook, Ebay, Amazon und Smartphone-App, mit der der Nutzer das Angebot beim Einkaufsbummel im Vorbeigehen auch online begutachten kann? Nein, bremsen die Handelsexperten, ein Element könne schon reichen.

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Aber auch das geht ins Geld. „15 bis 17 Prozent vom Umsatz kostet ein Verkauf über Amazon“, schätzt Conny Buchheister vom Verein Aktives Neheim. Online-Aktivitäten bedeuteten für manchen eine fünfstellige Investition. Und ein Einzelhändlerverbund Marktplatz Neheim schlage mit 20.000 bis 25.000 Euro zu Buche. Nicht alles passt Buchheister zufolge ins Internet - Markenjeans eher ja, Lebensmittel oder Brillen eher nein. „Es gibt keine Universallösung für alle und alles“, betont Buchheister.

Beispiel Attendorn

Ein Beispiel, wie es doch funktionieren könnte, liefert derzeit Attendorn. Die örtlichen Einzelhändler werden, wenn alles gut geht, nach Gesprächen von Verwaltung, Werbegemeinschaft, IHK und der Firma Atalanda noch in diesem Jahr mit einem eigenen Online-Shop im Internet präsent sein. Die Produkte jedes angeschlossenen Händlers werden im Internet präsentiert, der Kunde wird noch am Tag der Bestellung beliefert. Auch in Olpe ist ein stadteigenes Online-Portal für den Einzelhandel in Sicht.