Gevelsberg/Iserlohn. . Hertie, Horten, Karstadt: Einst klingende Namen, die Kunden in Massen in die Städte lockten. Heute ist vielerorts nicht viel mehr als das leerstehende Kaufhaus übrig. Eine neue Nutzung? Seit Jahren Fehlanzeige. Dafür boomt der Online-Handel. Was müssen Städte tun, um nicht zu veröden? Professor Alexander Schmidt von der Uni Duisburg-Essen gibt Tipps.

Der Online-Handel boomt: das bequeme Bestellen im Internet und die Zulieferung der Ware auf dem Postweg nach Hause. – Was wird also aus unseren Innenstädten, aus den Einkaufsmeilen und Fußgängerzonen? Was müssen Städte tun, um nicht zu veröden?

Die eine alles erklärende Antwort auf diese Frage gibt es nicht, denn: „Jede Stadt hat ihre eigenen Bedingungen“, sagt Professor Alexander Schmidt, Professor für Stadtplanung und Städtebau an der Universität Duisburg-Essen. Handlungsfelder gibt es nach Ansicht des gefragten Experten sehr wohl. „Die Städte müssen etwas tun, sie müssen ihre Innenstadt als Unternehmen verstehen und anbieten“, meint der Dozent. Dazu gehöre als erster Schritt, „ein Leitbild, eine Strategie“ zu entwickeln.

Der wichtigste Punkt darin: „Lebensqualität in der Innenstadt herstellen.“ Schmidt spricht, beinnahe lyrisch, von der „bespielten Innenstadt“. Denn: „Große Einkaufszentren und -malls können die Atmosphäre von Innenstädten mit kleinteiligem Einzelhandel nicht nachahmen“, stellt er heraus. Sein Tipp: „Visionen entwickeln!“

Konkurrenz durch Supermärkte

Eine große Konkurrenz blieben bei allen Bemühungen allerdings die Supermärkte und Discounter abseits der Citylagen mit viel Parkfläche: „Wir sind eine autofahrende Gesellschaft“, erklärt Schmidt deren Anziehungskraft. Deshalb sei eine gute Erreichbarkeit der Innenstädte wichtig – aber eben nicht nur mit dem Auto, sondern auch für Fahrradfahrer, Fußgänger und mit Bussen oder Bahnen.

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Wie eine Blaupause klingt dazu das Konzept, das die Stadt Gevelsberg im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis mit dem Umbau ihrer Innenstadt umgesetzt hat. Aus der Durchgangsstraße „ist eine Flaniermeile geworden“, sagt Innenstadt-Manager Frank Manfrahs; dazu gibt es 1500 kostenfreie Parkplätze rund um die Innenstadt.

Gevelsberger Strategie ist erfrischend anders 

„Die Innenstadt ist ein Produkt, das wir anbieten“, erklärt er die Gevelsberger Strategie. Der Slogan dazu: „City Gevelsberg – erfrischend anders“. Beim Innenstadtumbau hätten die Einzelhändler mitgezogen. „Über 40 Geschäfte sind barrierefrei erreichbar“, zählt Manfrahs auf. Und: „Die Außengastronomie hat sich verdreifacht.“ Der Innenstadt-Manager macht Mut und erkennt eine „Renaissance des inhabergeführten Einzelhandels“. Neuer Coup der Gevelsberger: kostenloses W-Lan in der Innenstadt.

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Rund 30 Kilometer weiter nordwestlich von Gevelsberg bereitet sich Iserlohn, die größte Stadt im Märkischen Kreis, gerade darauf vor, die Erneuerung ihrer Innenstadt zu vollenden: Die Waldstadt hat unlängst für einen hohen einstelligen Millionenbetrag Grundstück und Gebäude des Karstadt-Kaufhauses mitten in der City erworben. „Wir wollen als Stadt sofort handlungsfähig sein“, erklärt Iserlohns Bürgermeister, Dr. Peter Paul Ahrens, den Deal. Er spricht von „einer unsicheren Zukunft“, der das Iserlohner Karstadt-Haus entgegensteuere. Falls sich alle Hoffnungen nicht erfüllen, könne die Stadt sofort reagieren.

Areal in Iserlohner City erneuerungsbedürftig

Das Areal um den zentralen Schillerplatz zwischen Rathaus, Sparkasse und Karstadt will die Stadt Iserlohn schon seit Jahren erneuern; alle Bemühungen scheiterten bislang am in die Jahre gekommenen Karstadt-Gebäude. Dort soll vollzogen werden, was in den umliegenden Straßen bereits umgesetzt ist: „Eine lebendige Innenstadt mit wenigen Leerständen.“ Bei der Umsetzung hätten auch die Gebäudeeigentümer mitgezogen, lobt zudem der Iserlohner Bürgermeister.