Hagen/Möhnesee. . Der Mentor: Günter Wagner ist in der Gemeinde Möhnesee für die Finanzen zuständig und nebenbei an der Fernuniversität für die Nähe zu den Studenten.
Die Fernuniversität heißt Fernuniversität, weil die Studenten Hagener Hörsälen und Seminarräumen fernbleiben können. Und das Studienmaterial direkt nach Hause gesandt bekommen oder online nutzen können. Das macht für viele Berufstätige ein Studium erst möglich. Doch Wissen und Verständnis nur über schriftliche Studienbriefe oder das Internet zu erwerben, ist schwer.
Speziell für Menschen, die dem Lernen bereits etwas entwöhnt sind. „Deshalb gehört es zum System der Fernuni, zugleich nah bei den Studierenden zu sein“, sagt Günter Wagner. Der Kämmerer der Gemeinde Möhnesee ist einer von vielen Mentoren, die sich in den zahlreichen Regional- und Studienzentren im Land um Unterstützung für die Bildungswilligen kümmern.
Seit fast 15 Jahren steht der heute 50-Jährige für fachliche Fragen der angehenden Wirtschaftswissenschaftler zur Verfügung, bereitet den Lernstoff nach und gibt Tipps zur gezielten Klausurvorbereitung. Noch im Studienzentrum Brilon, ab dem Wintersemester 2015/2016 im Studienzentrum Lippstadt. An 130 Stunden im Jahr. Warum tut er sich das an? „Andere gehen kegeln – jeder hat sein Hobby.“ Und: „Ich bleibe mit den aktuellen Entwicklungen im Fach vertraut. Und speziell das Rechnungswesen ist mein Steckenpferd.“
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Doch eine pädagogische Ader muss ebenfalls vorhanden sein. Günter Wagner ist bei der Gemeinde für Personal und somit Ausbildung zuständig. Er hat schon früher Kurse bei Erwachsenenbildungseinrichtungen gegeben und sich bereits in seinem ersten Beruf bei der Bank um Ausbildung gekümmert. Der heutige Mentor hat auch nicht gleich eine Hochschulausbildung begonnen, sondern zunächst Bankkaufmann gelernt und später selbst an der Fernuni studiert. Er weiß also, wie das System funktioniert. Und wie man erfolgreich studiert.
Zielgerichtetes Lernen schwierig
Was sind denn die häufigsten Probleme? „Wer länger aus dem Bildungssystem bzw. dem Lernprozess weg ist, tut sich oft schwer mit dem zielgerichteten Lernen. Schwierig sind häufig die Mathematik und das wirtschaftliche Interpretieren von Ergebnissen.“
Mentoren sind für Fragen und Übungen mit den Studenten da
Da hilft seine berufliche Tätigkeit: „Die Studierenden sehen, dass z. B. die Kennzahlen praktische Relevanz haben.“ Noch wichtiger sei es aber, einen geordneten Arbeitsrhythmus hinzubekommen, neben den beruflichen und familiären Anforderungen: „Es geht darum, Regelmäßigkeit zu organisieren. ,Bulimie-Lernen’ funktioniert nicht. Ein Semester ist nicht in wenigen Tagen oder Wochen vor der Klausur aufzuholen.“ Und seine Erfahrung ist eindeutig: „Wer regelmäßig ins Studienzentrum kommt, erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit seines Studiums.“ Das ist gleich geblieben.
Wandel bei den Kommunikationstechniken
Geändert haben sich die Möglichkeiten der Kommunikationstechnik und auch die Ansprüche der Studenten: „Viele erwarten heute leicht konsumierbare Zusammenfassungen des Stoffs. Aber wir Mentoren sind vor allem für Fragen und Übungen da.“
Er steht im Semester meist alle 14 Tage für einen Abend und einmal im Monat für eine Wochenend-Veranstaltung zur Verfügung. Formal sind Wagner und seine Kollegen wissenschaftliche Mitarbeiter des Lehrstuhls, meist mit Zeitvertrag ausgestattet. Der Kämmerer von Möhnesee denkt nicht ans Aufhören: „So lange ich den Studierenden helfen kann und selbst Spaß habe, mache ich gerne weiter.“
Ende März stehen die nächsten Klausuren an. „Man spürt jetzt die steigende Nervosität bei den Studenten“, sagt Wagner. Und Ende des Monats treffen sich die Kollegen aus der Wirtschaftswissenschaft auch wieder zum Mentoren-Workshop mit der Mentorenkoordinatorin Helga Gösling in Hagen. Das sei vor allem wichtig für neue Kollegen, und man könne sich über Erfahrungen und Probleme austauschen.
Umzug von Brilon nach Ljppstadt
Mit dem Aufbau von flächendeckenden Regionalzentren hat die Fernuniversität auch größere Lerngruppen im Blick, dies ist unter anderem einer besseren Effizienz geschuldet. Deshalb der Umzug von Brilon nach Lippstadt. Und das versteht ein Wirtschaftswissenschaftler natürlich.